Teil 8 im Bestehen für sich selbst

 

 
Bestehen für sich


Die Forscherin hat noch kurz vor Dunkelheit den Rand der Graslandschaft erreicht, abgelöst von einem Palmenwald. Sie hat kurzfristig ihre Hängematte zwischen den erst besten Palmen gespannt. Gerade rechtzeitig vor der nächtlichen Dunkelheit. Ihre Gelassenheit überrascht sie. Bestehen für sich geht ihr durch den Sinn. Eine gute Sache, die eigenständig sein lässt. Innerlich frei sein lässt. Da sie anfängt immer öfter zu gähnen, wird sie das weiter darüber nachsinnen auf morgen verschieben. Das Rascheln des Windes in den Palmenblätter lässt sie schnell einschlafen und gut schlafen. Am nächsten Morgen wird sie von lauten Rufen direkt über ihr geweckt. Blinzelnd versucht sie zu erkennen was es ist, das sich da über ihr rumtreibt. ‚Iiiiiaaaahhhhhhhahahhhahah, uuuuuhhhuuhuhuuh‘, lässt eindeutig erkennen was es ist, eine Affenbande. Sie bleibt ganz ruhig liegen, damit sie nicht entdeckt wird, doch das funktioniert nicht wirklich. Affen wissen genau wenn sich etwas Neues in ihrem Revier befindet, eine Hängematte mit einem Menschen ist definitiv neu und nicht jeden Tag zu erkunden möglich. Ein ganz wagemutiger Affe sitzt über ihr und schaut sie interessiert an. Die Forscherin weiss nicht was sie tun soll. Bestehen für sich huscht ihr durch den Sinn. Ja, aus dieser Situation ist ein herauskommen nur auf ihr basierend. Was wird sie tun? Andere Menschen anzuzapfen für Unterstützung ist nicht möglich. Doch sie baucht es aktuell auch nicht wirklich. Ihre Neugier ist genauso gross wie des Affens und sie beschließt sich langsam hinzusetzen. Es stört den Affen kein bißchen, er beobachtet alles nur sehr interessiert und wartet was noch passiert. Einfach dasitzend und dasein lässt den Affen wohl Vertrauen fassen, denn er springt auf einen Palmenast der etwas tiefer hängt. Dort wiederholt er die Prozedur und beobachtet sie weiter. Lass ihn auf dich zukommen, geht der Forscherin durch den Kopf. Ein Schmunzeln huscht über ihr Gesicht. Ja das trifft auf Menschen auch des Öfteren zu. Einfach Dasein bewirkt Vertrauen fassen. Und dieses Dasein hat nichts von wollen oder erwarten, sondern ein menschliches tiefes Verstehen. Im Moment bestehen ist je nach Herausforderung nicht so einfach, doch mit zunehmender Erfahrung ein natürliches Sein. Und je mehr im eigenen Leben schon ein bestehen stattgefunden hat, umso mehr kann es ein Bestehen auch für andere sein. Der Affe wagt sich mit einem Sprung in ihre Hängematte, die bedrohlich anfängt zu schaukeln. Leicht erschrocken hält die Forscherin die Luft an, mit so einer schnellen Aktion hat sie nicht gerechnet. Offensichtlich wirkt sie so friedlich, dass sie für den Affen keine Gefahr darstellt, eher ein Objekt das mehr Neugier weckt und entdeckt werden will. Affen sind Rudeltiere und sie sorgen untereinander gut für sich. Es erinnert sie in ihre Reisegruppe, etwas fehlt dieser Raum ja schon. Allerdings ist diese Erfahrung sehr wertvoll und es wird sie noch enger zusammenwachsen lassen. Denn für sich alleine Bestehen lässt innerlich frei und weit den Weg gehen, den es braucht und es lädt andere gleichzeitig dazu ein, das gleiche zu tun und gerade deshalb einen weiteren gemeinsamen Weg zu erschaffen in dem beides Bestehen kann. Das Bestehen für sich und das Bestehen als ein Wir. Sie freut sich schon auf das Wiedersehen, doch jetzt erstmal den Tag erobern. Der Affe hat das Interesse verloren an der still sitzenden Forscherin und sucht sich einen Weg nach oben zu den anderen Affen. Die Forscherin springt aus der Hängematte, packt sie zusammen und wandert durch den Palmenwald. Ein neuer Tag, indem sie sich selbst entdecken darf. Ein Geschenk des Lebens.

Der Fährtenleser hat kurz vor der stockdunklen Nacht ein größeren Stein gefunden, er klettert geschickt hinauf und betrachtet die Lage. Viel ist nicht mehr zu erkennen, er kann jetzt nur noch seinem Instinkt vertrauen. Den Stein mit den Händen abtastend findet er keine Höhlen oder Löcher wo sich eventuell Schlangen verstecken könnten. Etwas beruhigter packt er eine Unterlage aus und legt sich darauf. Er merkt wie müde er ist. Da die Nacht sehr wahrscheinlich kurz sein wird, bequem ist es nicht auf dem harten Stein, versucht er einfach nur etwas zu schlafen. Wie erwartet wird er noch vor dem Sonnenaufgang wach, etwas flattert um ihn herum. ‚Na, wer bist denn du?‘, sagt er halbverschlafen zu dem kleinen fliegenden Etwas, was er noch nicht so genau erkennen kann, da seine Augen sich erst an das Licht gewöhnen müssen. Als sein Blick weiter ist und klarer sieht er einen kleinen Kolibri. Ganz fasziniert bleibt er ruhig sitzen. Was ein schönes Tier. Der Kolibri fliegt in seinem rasanten Zickzack um ihn herum und es wirkt als wenn er ihn auffordert ihm zu folgen. Langsam richtet er sich auf, packt die Unterlage zusammen und schaut ob der Vogel noch da ist. Dieser ist jetzt weiter entfernt unter ihm und scheint wirklich auf ihn zu warten. Er klettert vorsichtig vom Felsen runter und folgt ihm einfach. Planlos und sich vom Leben überraschen lassen geht ihm durch die Gedanken. Die krasse Gegenmaßnahme zum Leben auf der Insel mit der Hofetikette. Vor allem für den Schöpfer. Das sie sehr vom Leben überrascht worden sind, damit hat er nicht gerechnet oder seine beiden anderen Gefährten. Was es für eine Bereicherung ist auch nicht. Dankbarkeit durchströmt ihn, vor allem miterleben zu dürfen, wie die Piratin ihren Schutz gewandelt hat in ein tiefes Vertrauen ins Leben und den Raum zwischen ihm und ihr zulässt. Er hält noch so viel mehr bereit, wie sie aktuell schon erfahren haben. Möchte er diesen Weg mit ihr gehen? Ein Grinsen wird auf seinem Gesicht sichtbar, das braucht keine Sekunde nachzudenken, das Ja ist sofort da und dieses Ja beruht auf klaren gereiften Wahlen. Sich berühren lassen von dem was zu einem passt, drückt es wohl am Besten aus. Ganz versunken in sein Inneres hat der den Vogel ganz aus den Augen verloren. Er schaut sich um, dieser hat wohl eine interessante Blume entdeckt, denn er ist nicht mehr sichtbar. Tief einatmend bleibt er kurz stehen, wo ist er und wo will er hin? Planlos weiter oder seinen Impulse anzapfen. Die Wahl fällt auf planlos sich treiben lassen, eine Erfahrung die er nicht oft lebt. Warum nicht jetzt wo er die Chance dazu hat? Sich treiben und überraschen lassen, wenn es Zeit für klare Wahlen ist, wird er es spüren.

Der Schöpfer wacht von Ikarus Rufen auf, dieser sitzt über ihm und bewegt seinen Kopf auf und ab, was will er ihm sagen? Intuitiv schaut er sich in der Umgebung um, da erblickt er an der nächsten Palme ein Ameisenbär. Er schmunzelt, neugierige Tiere und sehr wach Neues erforschend. Neues Lernen geht ihm durch den Kopf. Er lernt auch gern Neues, seine Interessen sind sehr vielfältig und es wechselt auch ab und zu. Es belebt ihn und diese Neugier auf das Leben wird er nicht aufgeben, für niemanden. Braucht er das überhaupt? Nein, die Schöpferin lebt dies für sich ebenfalls und es ist eher ein sich gegenseitig bereichern aus den gemachten neuen Erfahrungen. Er kommt gerne zurück in den gemeinsamen Raum um seine Erfahrungen zu teilen. Die Schöpferin macht es ihm auch leicht, denn sie ist interessiert und hört ihm auf eine Art und Weise zu, die ganz weiten Raum sein lässt, egal was darin Platz finden will darf. Interessanterweise entsteht oft ein Flow-gefühl. Es fließt von einem Thema ins nächste ohne das es geplant wird, es fließt einfach natürlich. Natürlich fließende Kommunikation, ein schönes Erleben. Er freut sich auf diesen gemeinsamen Raum, der bald erneut möglich ist. Das nochmal ganz bewusst zu sehen, eröffnet die Möglichkeit es wertzuschätzen und bewusst zu erschaffen. Alles was bewusst erschaffen wird hat eine hohe Qualität, die sofort spürbar ist. Wahlen über Quantität oder Qualität wird für ihn weiterhin Qualität sein. Egal welche Lebensbereiche es betrifft. Der Ameisenbär hat wohl ein interessantes Loch gefunden, dann er schnüffelt weiter und steckt seine Nase tief hinein. Mutig denkt der Schöpfer, er weiss ja nicht was er darin findet, könnte ja auch ein Schlangenbau sein. Irgendetwas lässt den Ameisenbär seinen Sinnen vertrauen. Vertraut er seinen eigenen Sinnen? Das tut er, und seit er mit der Schöpferin gewachsen ist sogar noch tiefer. Erstaunt spürt er in sich hinein. Ja er ist ruhiger geworden, klarer und gelassener. Etwas im Raum mit der Schöpferin lässt ihn zur Ruhe kommen ohne stehen zu bleiben. Wie könnte er es in Worte fassen? Sich im Leben bewegen mit einer tiefen gelassenen Ruhe? Fürs Erste kann er es so stehen lassen. Er klettert aus der Hängematte, packt sie ein, nimmt Ikarus und sie wandern weiter durch den Palmenwald.

Der gute Freund wacht auf den Steinen auf, er hört das Rauschen des Meeres in etwas Entfernung. Seiner Wahrnehmung vertrauen ist sofort präsent. Doch bei den vielen Sinneseindrücke, wie kann er da klar wahrnehmen ohne dass ihn überschwemmt? Er setzt sich auf, wow, noch nicht richtig wach und so Tiefgang. Als wenn die Nacht etwas in ihm freigelegt hätte. Streckend und reckend steht er auf, schaut aufs offene Meer. Das Meer und seine Weite, seine Fülle an Möglichkeiten und Chancen. Was ist er bereit zu geben um Chancen wahrzunehmen? Das ist eine gute Frage. Eine Frage wie tief es ihn innerlich berührt. Eine Frage welche innere Bilder und intuitive Möglichkeiten es in ihm weckt. Ist er bereit mutig zu springen, wenn es das verlangt? Okay, das braucht etwas Sein damit. Mit Denken kommt er hier nicht weiter. Er packt seine Sachen zusammen und betrachtet sich die weiteren Steine. Sie sind alle etwas vereinzelt verteilt und wenn er zu den nächsten kommen will braucht es mutig springen. Er lacht laut los. Ist er mutig genug zu springen? Oh ja das ist er. Die Spalten sind weit bis eng, er nimmt die Stellen, die ihm am besten geeignet sind mutig zu springen. Nach den ersten 2 Sprüngen merkt er eine Anspannung von ihm abfallen. Interessant, er hat gar nicht gemerkt wie er innerlich angespannt hatte. Mit einem bewusst tiefen Atemzug fühlt er in die neue Entspanntheit, die sich gemischt hat mit dem Wissen des Könnens. Des Springenkönnens, dann wenn es das verlangt. Dieses Verstehen erfüllt ihn mit einer tiefen Ruhe und die nächsten Sprünge haben eine sichere Leichtigkeit. Diese sichere Leichtigkeit wird er auf jeden Fall in den Raum mit der Forscherin fließen lassen. Sein Geschenk aus der Alleinzeit. Die Steine werden enger und ein Plateau wird sichtbar. Dort wird er seinen weiteren Weg planen.

Die Schöpferin wacht mit leichtem Wind auf, das Meeresrauschen hat zugenommen, es ist wohl Flut. Genüsslich streckt sie sich und spürt diese Weite in sich. Vorsichtig setzt sie sich auf und blickt auf das offene Meer. Diese Freiheit einfach so zu sein, ist ein Geschenk. Am Hof strömen viel Einflüsse ein und sie untersteht einem gewissen Druck aufgrund ihrer Verantwortung als Königin. Am liebsten würde sie einfach so weiterleben wie sie es gerade tut. Doch sie weiß auf Dauer würde sie das nicht alleine erfüllen. Sie liebt ihr Reich und sie möchte gut für die Menschen darin sorgen. Es ist ihre Verantwortung, die sie ganz angenommen hat. Doch sie versteht auch, dass es ganz besonders wichtig ist für sie, gut für sich selbst zu sorgen und für sich selbst dazusein. Erst dann kann sie wirklich gut für andere Sorgen oder ein Königinnenreich wohlwollend führen. Mit einem Partner an ihrer Seite mit dem gleichen Grundverstehen wird das sogar noch gestärkt. Sie kann für sich alleine bestehen, doch warum sollte sie es, wenn ihr das Leben diese Chance schenkt? Das Leben schenkt nicht einfach so Chancen und es verbindet auch nicht wahllos Menschen miteinander. Der Raum mit dem Schöpfer besteht jetzt schon eine ganze Zeit und er bekommt eine beständige Bestärkung, die eine Sicherheit formen lässt, die so schnell nichts zerstört. Ist das ein Sinn des Lebens? Bestärkung und die eigenen Stärken leben? Ein schöner Sinn, den sie gern lebt und annimmt. Sie blickt in die Richtung aus der sie herkam und dann die Richtung für den heutigen Tag. Sie steht am Rand der Möglichkeiten, an dem Berührungspunkt des Meeres mit dem Land. Beides hat seine Anreize, beides zusammen lebend erfüllt und hält lebendig. Sie möchte weiterhin Neues erleben und entdecken mit dem Schöpfer und das ist auch möglich beim Führen ihrer Reiche. Allein die Frage: 'könntest du dir vorstellen', kann so viel möglich machen, was vorher nicht in Erwägung gezogen wurde oder überhaupt erwogen. Kannst du dir vorstellen?eine schöne offene Einladung, Dinge offen zu betrachten und die Möglichkeiten zu sehen. Eine öffnende Frage, die viel zu wenig genutzt wird. Zeit das zu ändern. Intuitive Ideen mitteilen ist damit ein wunderbarer Weg, um den Raum für Entwicklung zu schaffen oder durch andere Ideen zu ergänzen, ausformen zu lassen bis es ein stimmiges Ganzes ist. Was für möglich gehalten wird, kommt ganz auf die innere Weite an. Je weiter ich bin, umso mehr Raum kann es dafür geben. Mal sehen was daraus noch wird. Sie klettert aus der Hängematte, packt zusammen und läuft den Strand weiter. Offen was kommt. Innere Bilder nährend. 
 
Die Piratin hatte bei den Bäumen ein Nachtlager gefunden, sie ist kurzerhand in die Baumkrone geklettert und hat eine Art Nest entdeckt. Ihre Nacht war zwar nicht so erholsam, doch sie ist auf einer Abenteuerreise, da geht es nicht um Bequemlichkeiten. Bequemlichkeiten, sie können so einschläfern. Ein tiefes Seufzen entweicht aus ihr. Nein, sie wird, wenn die Wahl ansteht immer Abenteuer über Bequemlichkeit wählen. Sie ist eine Abenteuerin, nimmt ihr das jemand, wird sie eingehen wie eine Blume ohne Wasser. Einfache Wege ist sie noch nie gegangen, lieber einfach durch den dicksten Schlamm. Die Erfahrungen die sie daraus gewonnen hat lässt sie für sich selbst bestehen auch wenn sie mittlerweile den Mehrwert von guten Gemeinschaften erfahren hat. Beides in einem guten intuitiven Rhythmus wird es weiterhin sein. Sie wird spüren wenn es Zeit für das jeweilige Sein ist. Vorsichtig klettert sie den Baum runter und setzt ihren Weg nach Süden fort. Ohne groß zu überlegen folgt sie ihren Impulsen. Diese sind tief gefiltert aus vielen Informationen, die sie gar nicht alle bewusst erfassen kann. Auf ein neues Abenteuer für heute, sie ist gespannt was kommt und bereit egal was es ist zu bestehen aus ihrer eigenen Kraft, denn die hat sie.
 
Ich wünsche dir/euch einen schönen Tag  :)  
 
 

'We withdraw not to dissappear, 

but to find another ground from which to see; 

a solid ground from which to step, 

and from which to speak again,

 in a different way, a clear, rested,

 embodied voice, our life as a suddenly 

empathtic statement and one from which

 we do not wish to withdraw.'


- David Whyte, Consolations

 

 

'For what it’s worth: it’s never too late or, in my case, too early to be whoever you want to be. There’s no time limit, stop whenever you want. You can change or stay the same, there are no rules to this thing. We can make the best or the worst of it. I hope you make the best of it. And I hope you see things that startle you. I hope you feel things you never felt before. I hope you meet people with a different point of view. I hope you live a life you’re proud of. If you find that you’re not, I hope you have the courage to start all over again.'


- Eric Roth, The Curious Case of Benjamin Button Screenplay 

 

https://ankemartin.blogspot.com/2021/02/uberlebensstrategie-selbst-regulation.html 

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