Teil 22 - Neuraum
Finden und Suchen
Das Feuer brennt, sie
haben viel Brennmaterial aufgelegt, trotzdem gehen sie sicher und vereinbaren
Nachtwache. Diesmal macht der Fährtenleser den Anfang. Die Piratin gesellt sich
zu ihm. Um die anderen nicht zu stören, nehmen sie ihre Schlafsäcke und setzten
sich an den Rand der Wüste an den Felsen gelehnt, so dass sie beide Seiten gut
im Blick haben. ‚Wie geht es dir?‘, fragt der Fährtenleser leise. ‚Gut, danke
der Nachfrage und dir?‘, erkundigt sich die Piratin. ‚Darf ich dich mal was
fragen?‘, beginnt die Piratin ein Thema anfangend. ‚Gern, was ist es?‘, lädt er
sie ein zu fragen, er hat im Gespür, dass sie etwas Mut braucht zu fragen. ‚Hast
du keine Frau gesucht?‘, kommt sie direkt damit heraus. Er grinst. ‚Du meinst
ob ich keine Frau mir gesucht habe zum Leben?‘ ‚So ungefähr‘, neckt sie ihn. ‚Ich
habe nicht suchen brauchen liebe Piratin, das Angebot war immer schon groß‘,
lässt er es erstmal so stehen und wartet ihre Reaktion ab. ‚Oh‘, kommt etwas
erstaunt von ihr, dann ergänzt sie, ‚das wundert mich ehrlich gesagt gar nicht,
kein bisschen.‘ Er lacht leise, um die anderen nicht zu wecken. ‚Hat sich deine
Frage somit beantwortet?‘, hakt er nach. ‚Naja, indirekt schon und warum bist
du nicht bei einer geblieben?‘, ist sie doch noch nicht zufrieden mit der
Antwort. ‚Ich weiss nicht, es hat sich einfach nicht gefunden‘, erklärt er
überlegend und ergänzt: ‚Es war nichts dabei, das mich innerlich berührt hat,
mich innerlich bewegt hat, einen Raum eröffnet hat für Neues, Kreativität und
die Freude zusammen einen Raum zu erschaffen.‘ ‚Hm, interessant und dann komm
ich‘, sagt sie etwas ehrfürchtig. ‚Ja, dann ist eure Reisegruppe erschienen und
was soll ich sagen, es war ein Finden‘, teilt er ihr mit. ‚Ich weiss ehrlich gesagt
nicht was ich sagen soll, ich sehe mich eher nicht als was Besonderes,
vielleicht liegt es allerdings auch daran, dass ich einfach noch etwas Zeit
brauche nicht mehr Survival zu denken, dort wo mein Wert nicht spürbar ist,‘,
überlegt die Piratin. ‚Ich weiss du schwankst ab und zu noch mit diesem Wert-Thema
und ich weiss das ist pur Survival. In diesem sicheren Raum ist das nicht
vorhanden. Kannst du dir selbst die Zeit geben ganz in diesen sicheren Raum zu
wachsen?‘, bietet er als Umgangsinput an. ‚Hm, gute Frage, wenn im Survival
solange gogogogogogo gelebt wurde ist das etwas herausfordernd mit diesem
langsam hinein wachsen‘, grinst sie und er hört ihren Humor in den Worten. ‚Vielleicht
ist das einfach deine Aufgabe für diesen Neuraum, tiefer in deine Sicherheit
und in deinen eigenen Wert zu wachsen. Sowas geht nicht mit Fingerschnippen
über Nacht‘, ermutigt er sie. ‚Danke für deine Worte, schätze ich sehr und
diesen Raum indem ich so sein darf wie ich bin‘, bedankt sich die Piratin. ‚Hast
du gesucht nach einem Mann?‘, will er jetzt auch wissen. ‚Du meinst im
Survivalmodus?‘, scherzt sie. ‚Ja hab ich, ich kann jedoch nur vermuten, dass
mein Survivalmodus da schnell Möglichkeiten gleich zerstört hat als überhaupt
die Chance der Möglichkeit gelassen hätte. Meine Direktheit und Authentizität
trägt auch nicht dazu bei gut anzukommen. Und ehrlich gesagt, war mir das
Suchen irgendwann zu blöd. Es ist irgendwie frustrierend. Ich finde die sich
Finden-Version auch interessanter und erfüllender. Es hat was authentischeres,
es steht nicht im Vordergrund Mannsuche, sondern ich lebe einfach mich selbst
ohne gefallen zu wollen und es findet sich dann einfach so. Auch finde ich bei
der Suche dieses gut darstellen und gefallen wollen total bescheuert. Ich
verkaufe mich doch nicht als Ware!!! Macht überhaupt keinen Sinn oder ist das
alles wieder Survival?‘, wundert sie sich. ‚Keine Ahnung, gute Frage, vielleicht
ist es Survival. Vielleicht ist es für Frauen auch ein anderer biologischer Hintergrund,
Sicherung falls Nachwuchs kommt, dass der Mann bleibt?!? Frauliche Manipulation
kommt mir da spontan….das ist auf jeden Fall nicht authentisch…..‘, lässt er
diese Sache ungeklärt. ‚Ach ist ja auch egal‘, beschließt die Piratin und
spricht weiter:‘ Auf jeden Fall hab ich daran nicht mehr geglaubt das hier zu
erleben mit einem Mann. Und dass ich aus dem Survival herausfinden kann. Es
gibt schon faszinierende Wege des Lebens.‘ ‚Es sollte so sein und du hast zu
keiner Zeit dich verstellt, du warst wie du warst authentisch echt, ich sage
jetzt mal, das war etwas was mich berührt hat. Direkt, zielstrebig und klar.
Auf den Punkt mit diesem sehr trockenen Humor‘, lacht er und nimmt sich gleich
wieder zurück, da es doch etwas lauter wurde. ‚Haha, wie nett‘, schubst sie ihn
mit ihrem Oberkörper. ‚Hey, keine Randale hier, es ist Nachtruhe‘, hält er sie
fester in seinem Arm. Ein tiefes Seufzen kommt von der Piratin und er drückt
sie etwas mehr, gibt ihr ein Zeichen des Verstehens. Er kommt ins Nachdenken,
sie hat ein Punkt erwähnt, den ihn normalerweise hätte gehen lassen. Survival fand
er bisher eher abschreckend, doch etwas in ihm hat sich einfach so verbunden
und tiefer sehen lassen. Er hat das dahinter gesehen und diese Schönheit der
Piratin faszinierte ihn mehr wie dieser Survival davor. War es ein
Rettenwollen? Nein, das war es nicht. Eher, einfach nur Raum sein, und sehen
was darin passiert, dass sie dieses Raumsein für sich so genutzt hat, macht ihn
dankbar. Eine sehr interessante Erfahrung
und zeigt was Raumgeben wirklich bewirken kann, wenn beide eigenverantwortlich
ihr Leben leben. Die Piratin hätte sich NIE retten gelassen. Dazu ist sie viel zu
stark. Was hat sie ihm gegeben, selbst in ihrem anfangs noch starken
Survivalleben? Inspiration. Es hat ihn inspiriert, seine Gabe der Führung zu vertiefen
und auch seine eigene innere Sicherheit zu bestärken. Das sie jetzt beide diese
innere Sicherheit leben können, macht den Raum natürlich in sich stärker. Sie
hat gelernt aus dieser inneren Sicherheit neue Räume zu erschaffen, auch wenn
sie noch nicht ganz selbst wahrnimmt, sie lebt es schon. Sie darf es für sich
erkennen, es wird seine eigene Zeit haben und was da noch in die Klärung kommen
will im Übergang darf, er wird da sein, wenn sie es braucht, doch er hat eine
leise Ahnung das wird sie nicht brauchen. Sie kann es für sich selbst in ihrer
Sicherheit wandeln und integrieren. Das von außen beobachten zu dürfen ist ein
Geschenk und Inspiration mutig sich eigenen inneren Dingen zu stellen, die im Wegverlauf
in die Resonanz kommen um gesehen zu werden. Es macht den Weg frei und eröffnet
Räume zu leben, die vorher nicht lebbar waren. Sie sitzen zusammen in Stille
und betrachten den Sternenhimmel. Es erinnert die Piratin an die Zeit auf dem
Meer. Bald segelt sie wieder, ein Kribbeln spürt sie in ihrem ganzen Körper. Vorfreude
auf das Meer und seine Wellen. Die Weite und die neuen Möglichkeiten in alle
Richtungen segeln zu können, vorausgesetzt der Wind steht gut.
Ich wünsche dir/euch einen schönen Tag :)
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