Teil 18 - sich wieder finden
New way of living
Die Nacht ist ruhig. Als der Fährtenleser seine Frühschicht beginnt, ist der Himmel schon etwas heller. Die Sonne wird bald aufgehen. Er liebt diese Zeit am frühen Morgen. Die langsam aufwachende Natur, die Frische des Tages, die Bereitschaft einen neuen Tag entfalten zu lassen ohne große Vorstellungen was er offenbaren wird. Offenbaren huscht ihm durch den inneren Raum. Offenbaren, was ist das genau. Sich zu erkennen geben. Wie schwer ist das im realen Leben. Und welchen Mut braucht es dazu. Es fasziniert ihn, wie die weiblichen Reisegefährtinnen das einfach so leben, unter sich und automatisch diesen Raum and die Menschen darin weiten. Wie ist das für ihn? Er offenbart sich nicht gerne, das gibt er zu. Unter seinen Gefährten war das eh kein Thema bisher, sie haben ihre Abenteuer gelebt und gut war. Doch das es da mehr gibt in einem Leben, das gut tut und sogar so gut tut, dass er sich freiwillig in seine Tiefe begeben will ist neu. Ein neuer Weg zu leben. Will er diesen Weg gehen? Es kommt keine schnelle Antwort. Das fordert ihn auf genauer in seinen Körper zu spüren, denn dort liegen die tiefen Antworten. Die beständigen authentischen und stimmigen Klarheiten. Die ein Mensch sehr lange verdrängen kann, sehr lange. Hatte er etwas zu verdrängen? Ein leise Ahnung piekst in seiner Herzgegend. Ja, er hat verdrängt. Er hat verdrängt, dass er im Grunde irgendwo bleiben will. Einen sicheren Raum erschaffen möchte, der nicht nur für ihn ist, sondern für ein weibliches Wesen, dass darin mit ihm sein möchte. Auf dieser authentisch wertschätzender verstehender menschlichen Basis. Die tiefer gehen darf, als mit Freunden. Die ein offenbaren wird von einer Herzwärme, die nicht nur ihn umfasst, sondern diesen Raum um ihn und die Menschen darin. Ein wohliges Seufzen durchströmt ihn, gut dieses menschliche Bedürfnis endlich zu sehen, in ihm. Diese neue Sanftheit der Piratin hat etwas in ihm bewirkt. Das sie diesen Mut hat, ihren Krampfgeist für diese sanfte Stärke zu wandeln, lässt ihn ehrfürchtig zu ihr rüber schauen. Es braucht sehr viel Mut diese Verletzlichkeit zuzulassen und sich darin zu offenbaren. Als Mensch der versteht, es braucht neue Räume, um erfüllt leben zu können und ich es als Mensch wert bin, das zu erfahren, auch wenn die Umwelt und das Umfeld andere Meinung ist aus Neid oder Missgunst. Ist er es Wert diese Räume zu erfahren? Lebt er das schon oder gibt es da noch ein innerer Glaubenssatz der dies unbewusst verhindert? Tiefe Fragen die offenbaren was wirklich ist. Das, was andere oft in der Körpersprache sehen können, ist für einem selbst oft noch nicht erkennbar. Das braucht etwas sein damit, er findet keine klare sofortige Lösung oder Antwort darauf. Die ersten Vögel fangen an zu singen. Er genießt diese Naturgeräusch und wartet bis die anderen wach werden. Es gibt kein Bedarf den Tag zu beschleunigen, sondern eher dieses innere Verstehen dem Timing und Pacing des Lebens die Führung zu überlassen. Bisher hat sie das Leben recht gut geführt, warum sollte sich das ändern. Er kann jedoch nachempfinden, wenn Menschen lange im Survival unterwegs waren, gab es gar keinen Raum für dieses Pacing und Timing des Lebens. Diesen Zugang gibt es nur wenn in einem Menschen genug Sicherheit vorhanden ist. Er kann die Piratin tiefer und tiefer verstehen und wahrnehmen. Diese Leistung bewusst aus dem Survivalleben auszusteigen ist eine Meisterleistung, die viel zu wenig als das gesehen wird. Er wird ihr das auf jeden Fall bei Gelegenheit sagen, es ist so wichtig, das bewusst anzuerkennen.
Als die Strahlen der Sonne auf die Reisegruppe fällt, werden sie langsam wach. ‚Guten Morgen‘, kommt als Erstes von der Forscherin. ‚Guten Morgen, gut geschlafen?‘, erkundigt sich der Fährtenleser. ‚Ja das hab ich‘, antwortet sie. Von dem Gespräch geweckt, sind nun auch die restlichen Gefährten wach. Jeder beginnt den Morgen auf seine Art und Weise. Nach einer kurzen Wachwerdenzeit fragt der gute Freund in die Runde: ‚Was machen wir heute? Weiter die Insel erkunden oder zurück zum Boot?‘ Eine kurze Stille entsteht. ‚Hm, wenn du so fragst, zurück zum Boot?‘, schaut der Schöpfer fragend in die Runde. Alle nicken ziemlich zeitgleich. ‚Na, dann ist das beschlossene Sache‘, verkündet der Fährtenleser. Die Paare finden sich und laufen mit etwas Abstand hintereinander.
Der Fährtenleser und die Piratin laufen vorne, sie haben die Aufgabe bekommen den Weg zum Boot zu finden. ‚Ich habe dir was mitzuteilen‘, fängt der Fährtenleser eine Unterhaltung an. ‚Dann mal raus damit‘, bestärkt sie ihn. ‚Ich hatte heute Morgen etwas Zeit zum Nachdenken, und mir ist klar geworden, welche Meisterleistung du in dir vollzogen hast‘, er macht eine kurze Pause. Sie hört einfach nur zu und lässt ihn die Worte finden. ‚Ich habe dich in deiner Schutzfunktion kennengelernt und im Verlauf unserer Reise hat dein Körper beschlossen aus dieser Schutzfunktion herauszugehen, um diesen sicheren Raum in dir zu leben. Weißt du wie mutig das ist und wieviel Kraft das braucht, diesen Weg zu gehen?‘, sprudelt es mit sehr viel Ehrfurcht aus ihm. Sie schaut ihn im Laufen an und sagt erstmal gar nichts. Sie spürt in ihren Körper, denn das hat sie mittlerweile gelernt, die automatischen Reaktionen sind weiterhin ansatzweise noch spürbar, deshalb ist es so wichtig, bewusst auf ihren Körper zu achten. Er hilft ihr das tiefer dahinter wahrzunehmen und dann auch authentisch aus dieser inneren Sicherheit antworten zu können. Ein tiefes Seufzen ist ein klares Zeichen, wie tief diese Worte mit ihr in die Resonanz gehen und sie auch tief berühren. ‚Danke lieber Fährtenleser für dieses Erkennen. So gesehen, ja, es ist ein mutiger Weg und es braucht sehr viel Kraft, doch es ging auch nur, weil du mir aus dir, deine Sicherheit zukommen hast lassen. Diesen Raum so sicher gestaltest hast, dass ich gar keine Angst hatte wenn ich den Weg gehe, bist du weg oder lehnst mich ab. Hm, das ist schon sehr faszinierend, oder? Wie Sicherheit unbewusst wirkt und dann solches Wachstum von alleine startet‘, wundert sich die Piratin. ‚Ja das ist es. Sichere Räume geben Chancen und Möglichkeiten, die ich manchmal als Mensch mit all meiner schlechten Vorerfahrung für unmöglich hielt. Und ich sage jetzt intuitiv, leider sehen das viele Menschen nicht und bleiben stecken in ihren bekannten Erfahrungen‘, ergänzt er. ‚Das stimmt es braucht eine gewisse Offenheit für Neues, doch wann werde ich dafür offen? Erst wenn etwas mich so tief berührt, was mich davor noch nie so berührt hat. Erst dann werde ich wach und fange an genauer hinzusehen. Stecke ich im Suvivalmodus fehlt mir der Zugang zu meinem Körper und ich kann diese Zeichen gar nicht wahrnehmen. Das ist sehr traurig, doch leider die Realität im Survivalleben. Seitdem, die innere Berührung ist so stark, dass es etwas im Körper sehr tief und spürbar in die Resonanz gehen lässt, dass selbst im Survival gespürt wird. Das kann der Anfang sein, eines neuen Weges. Doch bis ich den Weg dann wirklich gehe, oder erstmal mich dazu entscheide, kann lange dauern. Sehr schade, zumal das Leben so kurz sein kann‘, lässt die Piratin ihre Worte fließen. Der Fährtenleser seufzt erleichtert und meint dann: ‚Bin ich so dankbar, du hast diese Wahl für dich getroffen und bist den Weg mutig gegangen, es hat die ganze Zeit in meinem Leben was gefehlt, nicht dass ich es bewusst wahrgenommen hätte, doch jetzt wo ich die Erfahrung habe und weiter diese Erfahrung machen darf, was diese Verbindung zwischen uns ist und was sie weiterhin Gutes in mir bewirkt, bin ich sehr sehr dankbar dafür.‘ ‚Ehrlich gesagt lieber Fährtenleser, dieser Raum ist noch so neu für mich und ich weiss genaugenommen gar nicht wer ich als Frau in diesem Raum bin, doch wenn du bereit bist mit mir diesen Entdeckungsweg zu gehen, schätze ich das sehr und es lässt mich tief dankbar sein. Denn das ist selten und nicht selbstverständlich. Es macht es mir einfacher, wenn auf dem Weg der Transformation alte Muster losgelassen werden wollen und ich weiss du rennst nicht weg oder gibt’s mir das Gefühl falsch zu sein. Danke!‘, offenbart sie ihm. Er nimmt ihre Hand und sagt dann ganz klar und mit sehr viel Wärme:‘ Ich bleibe, denn das was ich spüren kann, was da noch entfalten will, ist es jede mutige Phase in das Neue zu transformieren wert. Ich möchte genau dann für dich diese äußere Sicherheit sein, bis deine innere Sicherheit erneut selbst überwiegt. Was ich aus eigener Erfahrung weiss, wenn ich innerlich Mustern begegne ist das ein wackeliges Sein. Meine innere Sicherheit kommt ins Wanken, wenn auch nicht komplett verpufft, trotzdem überwiegen dann Überlebensenergien, bis diese sich gewandelt haben in einen klaren neuen Weg oder innere Haltung. Und ich fühle tief, du bist bereit mir deine Sicherheit zu schenken, wenn ich durch solche Phasen gehe. Ich sage einfach, das ist menschliches Dasein in seiner schönsten Form. Es entspringt dem Wohlwollen für den anderen und das Verstehen, dieses Wohlfühlen kann manchmal nur erreicht werden, wenn ich innerlich meine Schutzblockaden angehe, danke liebe Piratin für dieses Erfahren. Das ist das, was ich zuvor ohne zu wissen vermisst habe. Ein Geschenk des Lebens das erfahren zu dürfen.‘ Sie lächelt ihn an und nickt nur. Ein Welle der Erleichterung durchläuft ihren Körper und eine tiefe warme Dankbarkeit folgt. Sie ist getragen vom Leben. Dieses Verstehen fühlt sie das erste Mal in ihrem Leben ganz bewusst und es wird bleiben. Es wird nicht gehen, es wird nicht zerstört durch fordernde Momente, es ist so gewachsen in ihr, dass es mit ihrem Herzen eine Verbindung gefunden hat. Was eine Reise, was für Chancen und sie erahnt, das ist lange nicht das Ende. Dieser neue Raum, den sie jetzt bewusst entdecken darf, in Sicherheit und mit Sicherheit wird noch vieles offenbaren, für sie und den Fährtenleser. Eine Menschlichkeit die aus ihnen auch andere miteinschließen wird und dadurch so manches feststeckendes und verfahrenes in die erneute benötigte Bewegungen bringen wird. Diese Kraft wird ein Mehrwert. Ein Schmunzeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Er bemerkt ihre innere Veränderung und neue Ausrichtung, sagt jedoch nichts und wartet einfach bis sie es mit ihm teilt.
Ich wünsche dir/euch einen schönen Tag:)
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