Teil 19 - sich wieder finden
Tiefe trifft auf Tiefe
Die Forscherin und der gute Freund laufen den meiste Zeit des Weges in Stille. Ihre Kommunikation funktioniert auch ohne Worte. Wenn es Zeit ist zu teilen wird es sich zeigen. Die Forscherin genießt die Landschaft und lässt im Inneren eine freie Weite. Will etwas diese Weite füllen, wird sie es spüren. Sie genießt diesen Raum der Gemeinschaft, dieses Gefühl des Wir obwohl jeder auch ein Ich ist. Der gute Freund beobachtet die Landschaft und die beiden vor ihnen. Er spürt, es hat sich ganz viel verändert in den beiden. Er bewundert den Mut und das Durchhaltevermögen des Fährtenlesers, wie er so beharrlich und klar mit der Schutzfunktion der Piratin umgegangen ist, ohne dass sie sich als falsch empfunden hat. Es hat sich gelohnt, die Piratin ist die, die sich am meisten gewandelt hat von ihnen alle und das ist eine sehr große innere Leistung. Was für einen Mut, er ist gespannt, was die beiden noch in ihrem Leben bewegen und vor allem auch daraus für andere. Solche sicheren Räumen bleiben nicht auf das kleine Wir begrenzt. Der Mehrwert daraus ist mit anderen teilen, ohne den kleinen ‚Wir-Raum‘ zu opfern und zu verlieren. Denn er ist die Grundbasis. Er wird stutzig, nein die Grundbasis ist dieses aus einem selbst, dann kommt das kleine Wir und dann das große Wir. Er spürt ein neuer Raum beginnt. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. ‚Spürst du das auch?‘, spricht er die Forscherin an. ‚Du meinst den Neuraum?‘, schmunzelt sie. ‚Deine tiefe Wahrnehmung überrascht mich doch immer wieder neu‘, lacht er freudvoll weit. ‚Gut so, und ich hoffe das bleibt noch lange so‘, lächelt sie ihn an. ‚Ja ich auch. Dieser neue Raum wird noch viel bewegen und viel gutes bewirken, oder?‘, bittet er sie um ihre Resonanz. ‚Ja, das wird er und ich freue mich darauf und du?‘, fragt sie ihn. ‚Ja ich auch, auf das Neuland‘, lacht er. ‚Genau!‘, lacht sie auch. Dann seufzt sie tief und sagt: ‚ Solche Geschenke wollen bewusst gesehen werden damit sie nicht achtlos zerstört werden.‘ ‚Das stimmt, doch da habe ich bei keinem von uns bedenken‘, merkt er an ‚Ja, wir sind alle bewusst achtsam hineingewachsen‘, teilt sie ihre Erkenntnis. ‚Schau mal, die Sandwüste da vorne, da kommt mir die Erfahrung auf der einen Insel….‘, stellt der gute Freund fest. ‚Oh ja, der Weg auf dem schmalen Grad und die innere Dornenfrau die sich gewandelt in eine wunderschöne Offenheit ohne ihre Dornen, die in sich so stark ist, dass sie die Dornen nicht mehr benötigt‘, erinnert sich die Forscherin. ‚Und es ging damals auch um diesen Kraftraum, wow, faszinierend zu sehen wie stark er gewachsen ist, ohne dass wir es bewusst merken, erst im Rückblick ist es erkennbar‘, ist der gute Freund sichtlich erstaunt. Sie lächelt ihn an im Weiterlaufen. Es wird sich zeigen, was diese Sandwüste als Botschaft haben wird.
Rückblick aus Teil 2 der Geschichte - Gelbe Sandwüste
Stärke der Klarheit
'Es wird Zeit zum aufbrechen', fordert der Fährtenleser die anderen auf, sie sind kurze Zeit später alle bereit. Die Piratin und der Fährtenleser setzen sich an die Spitze und laufen um die großen Steinsbrocken herum, dichtes Gebüsch begleitet sie und das Weg suchen ist erstmal etwas erschwert, doch dann lässt sich die gelbe Weite erkennen. Die Leuchtkraft und die Wärme die von ihr ausgeht, berührt jeden von ihnen, selbst an dem noch recht frischen Morgen. Ein Schaudern durchläuft die Schöpferin und in dem Moment fühlt sie einen Arm um ihre Schulter, sie schaut dem Schöpfer direkt in die Augen, als sie sich zu ihm hindreht. Das Leuchten seiner Augen hat eine ganz neue Kraft und sie versteht in dem Moment, diese Wahl, die der Schöpfer getroffen hat, umfasst sein ganzes Sein. Die Tiefe dieser Wahl bringt ihr Atem ins Stocken aus Erstauntsein. Ein stilles Lachen zeigt sich auf ihrem Gesicht und er macht ein Petzauge. Es braucht keine Worte. Sie dreht sich halb zu ihm, so dass sie ihre Hand auf sein Herz legen kann. Ihre Anwort auf seine Wahl. Nun durchläuft ihn ein Erschaudern und sie lacht herzlich freudvoll weit, legt ihren Kopf an seine Brust und umarmt den Schöpfer.
Der Schöpfer hat keine Worte was in ihm gerade passiert, er weiss, dass es keine Worte braucht, seine Tiefe und die Tiefe der Schöpferin kommunzieren auf eigenen Wege. Die Wärme der Schöpferin überrascht ihn ebenfalls, was sein Erschaudern schnell in ein wohliges Entspanntsein wandelt. Ihre Hand auf seinem Herz war ganz klar. Sie hat ebenfalls freiwilliges Dasein für sich gewählt und es ist Zeit diesen Raum zu leben. Ganz, erfüllend weit, frei und bereichernd tief. Im eigenen Weg gehend und doch freiwillig daseiend. Die anderen sind schon etwas weiter gelaufen und berühren den gelben Sand, der in der Sonne nochmehr funkelt und strahlt. Das Licht ist angenehm, kein Blenden oder Geblendet sein. Die Piratin und der Fährtenleser spüren beide sehr stark einen Weg und geben den anderen Bescheid, diese folgen ihnen und laufen durch den weichen Sand. Sie wollen noch vor der Mittagshitze ein Weg im Schatten oder Halbschatten finden. Hier in der weiten Ebene wäre es zu heiss.
Ganz hinten laufen der Schöpfer und die Schöpferin, sie sagt auf eimal: 'Danke, es bedeutet mir sehr viel und ich weiss es sehr zu schätzen.' Der Schöpfer schmunzelt schelmisch und anwortet dann neckisch:' Ja, du hast dich ja schon bei meinem Herz bedankt, das hat die Wahl vor mir getroffen.' Beide lachen und sie schubst ihn seitlich mit ihrem Arm. Dann sagt der Schöpfer mit einer tiefen Stille und Wachheit: ' Ich danke dir, liebe Schöpferin, diesen Raum leben zu können. Die Chance dazu zu haben. Es ist nicht selbstverständlich. Es hat mich tiefer berührt als ich angenommen hätte und doch ist es stimmig und erfüllt mich zutiefst mit Freude.' Sie nickt nur warm lächelnd und nimmt seine Hand. So laufen sie den anderen hinterher und geniessen einfach diesen Raum, der noch klarer und stärker ist, als er vorher unbewusst war.
Der Tag ist noch frisch, das Neue ist auf dem Weg, sie sind alle bereit dafür.
Erkennen
Der Sand unter ihren Füßen ist weich und gibt jedem Schritt nach, was das Laufen mit der Zeit anstrengend macht. Es ist noch früh am Morgen, was die Hitze der Sonne noch abhält sie zu braten wie in einer Pfanne.
Die Piratin und der Fährtenleser haben eindeutig ein starkes Ziehen für einen Weg und ihr Laufschritt und -weise zeigt keinerlei Zweifel wo es hingeht. Sie führen die anderen achtsam durch dieses schöne doch teils anstrengend zu laufende Gelände.
Eine Ruhe umfasst alle, auch die Natur, diese Sand-und Steinwüste beinhaltet anderes Leben wie im Urwald der Insel.
Eidechsen, die sich schon aus ihrem Schlafquartier gewagt haben, huschen ab zu an ihnen vorbei oder sie stören sie beim sonnen. Ihre Bewegungen sind auf dem Sand blitzschnell und die Forscherin ist jedesmal ganz fasziniert.
Sie schmunzelt, es erinnert sie an die Begegnung oben auf dem Stein, das Neue ist schon da, sie kann es spüren. Es ist anders, es ist auch chaotisch und doch hat es eine andere Sortiertheit als Qualität.
Langsam sinkt sie in eine Art Laufmeditation und innere Bilder erscheinen.
Ein Weg, der sich mit einer klaren starken Bestimmtheit erstreckt. Rechts und links ist er teils gefährlich tief, es ist ein Weg auf einer Bergkette, auf einem schmalem Grad und doch ist er nicht beängstigend, auch wenn nicht klar erkennbar ist, was noch kommt.
In ihr fühlt sie eine Kraft, sie hält etwas inne und will genau wissen wo es herkommt. Ihre ganze Haut baut etwas mehr Spannung auf, ihre Muskeln fangen nacheinander an sich anzuspannen und da sich das Ganze langsam aufbaut, fühlt sie den Weg in ihrem Körper.
Erstaunt über diese Erfahrung wird ihr klar, dass was sie eben im meditativen Laufen für Bilder wahrgenommen hat, ist ihre Geschichte.
Wie wird sie weitergeschrieben?
Neugierig sinkt sie wieder tiefer in den Zustand des einfach Seins und folgt dem Weg in ihrem Körper weiter. Ihre Rückenmuskulatur ist jetzt klar fühlbar, als wenn etwas von hinten sie einfach schiebt, ihr Kraft gibt. Ein Schmunzeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus.
Ja diese Kraft hat sie schon öfter gefühlt, auch wenn nicht klar ist wo sie herkommt, genau diese Kraft ist das jetzt.
Eine Hand berührt ihren Rücken und sie schreckt etwas auf, der gute Freund läuft neben ihr und grinst sie an:' Abgetaucht?'
Sie lacht und nickt. Ihre Augen treffen sich und ein leuchtendes Feuer begegnet dem anderen.
' Hast du einen eigenen inneren Weg, lieber gute Freund?', will die Forscherin wissen.
'Hm, hab ich einen inneren Weg.....', sinnt der gute Freund nach,' spontan gesagt - ja, hab ich, er ist da, manchmal ganz klar und stark und manchmal unklar und ungewiss, trotzdem geh ich einen Schritt nach dem anderen, denn da ist eine Kraft, die begleitet mich und gibt mir den Push den ich brauch, wenn ich ihn brauche...., warum fragst du?'
'Ich hatte gerade einen inneren Impuls, ich sah einen Weg, mein Weg und es war auch diese Kraft da, von der du sprichst, wo kommt sie her?', hakt die Forscherin nach.
Der gute Freund schmunzelt und fragt sie etwas erstaunt:' Das fragst du mich? Deine Tiefe fragt mich?' Beide lachen und sie schubst ihn seitlich vom Weg und neckt ihn: ' Ja, meine Tiefe fragt deine Tiefe, ich muss ja nicht alles besser wissen.'
Die Anwort der Forscherin läßt beide wieder laut los lachen, manches auf den Punkt bringen ist einfach nur zum Lachen.
'Da hast du Recht, du musst nicht alles besser wissen,' bestätigt der gute Freund sie humorvoll, dann schaut er sie ernst an und sagt mit einer ruhigen sanften Stärke: ' Das machst du auch nicht, ich hab mich noch nie unwohl gefühlt bei dir, oder du alles besser wissen musst wie andere. Du hast eine unendliche Weite in dir, wo alles möglich sein kann, wo vieles Raum bekommt. Deine grosse Erfahrung, tiefe Verstehen, die Gabe Zusammenhänge zu sehen und teils auch vorauszuahnen, kann für manche als 'immer alles besser wissen' rüber kommen lassen. Die menschlichen Wesen, die das jedoch zu schätzen wissen und auch diese Gabe haben, denen wird es ein Genuß sein, mit dir Raum zu teilen. Dazu gehöre ich übrigens.' Er macht ein Petzauge und seine Gesichtszüge sind wieder locker entspannt, fast verschmitzt schelmisch auf Abenteuer aussehend.
Sie lächelt ihn an, wortlos und nickt nur kurz.
Diese Worte, haben sie getroffen, sie haben sie berührt, unerwartet was getroffen, das oft mit Füßen getreten wurde, als Mangel angesehen wurde und sie versteht jetzt da in dieser gelben Weite: Es ist nie ein Mangel gewesen, nur mögen Menschen oft keine Warnsignale sehen oder Veränderungen, was solches zusammenhängendes Verstehen mit sich bringt. Irgendwann hat sie es aufgegeben zu teilen, der Schmerz des Unverstandensein war zu schwer, zu tief, zuviel.
Ein inneres Bild taucht auf: eine Frau mit einer wunderschönen Rosenblüte als Kopf und Dornen an ihrem Körper verteilt. Sie ist baff. Was für ein Bild, das so in die Resonanz geht mit ihr. Sie nimmt die Hand des guten Freundes und drückt sie fest. Er schaut sie an, löst sich von ihrer Hand legt seinen Arm um ihre Schulter. Es braucht keine Worte, er versteht auch ohne, dass gerade etwas in der Forscherin sich löst, in die Erkennung geht, in ein Verstehen und er wird einfach nur dasein.
Die Forscherin ist sichtlich berührt, was für ein inneres Bild. Zart, stark, sanft, wunderschön und doch so widerborstig und pieksend. Ihr ist schnell klar, dass es ein Schutzpanzer ist, den dieses weibliche Wesen trägt. Sie fühlt in sich hinein, was dieses Bild mit ihr macht.
Es ist keine Anspannung da, es ist eher ein entspanntes Sein, trotz den Dornen. Das Wesen fühlt sich gut geschützt, ihre Schönheit ist gut bewacht, gut behütet, das ist diese Stärke die von ihr ausstrahlt und doch ist da noch mehr, etwas sanftes und zartes.
Eine Kraft begegnet ihr wieder, diese von vorhin, die sie am Rücken gespürt hat, interessant.
Der Weg erscheint vor ihrem innerem Auge und sie versteht - ihr Weg gibt ihr diese Kraft und Stärke. Eine Energie durchflutet sie, ihr ganzer Körper ist wie aufgeladen, pulsierend und sie schaut den guten Freund an, dann sagt sie:' Ich habe eine Idee, sobald sie den Raum hat, wird sie entfalten.' Ihr Blick ist voller Abenteuerlust und der gute Freund fühlt sich auf einmal auch elektrisiert, auf eine neue Art belebt. Er anwortet mit einem verstehenden lachen: ' So so.' Innerlich steht er in Flammen, da ist wohl ein Funke aus der Energie von der Forscherin auf ihn übergesprungen und hat einen Flächenbrand bewirkt - belebt.
Mittlerweile sind alle schon eine gute Zeit gelaufen und die zunehmende Hitze ist ihnen sehr bewusst.
'Hast du ein klares Ziehen für ein Schattenplatz', fragt die Piratin den Fährtenleser.
'Ja, hab ich', gibt der Fährtenleser als Antwort.
'Gut, dann übernehm du die Führung, diese Hitze macht mir zu schaffen, mein Kopf ist ganz wirr', gibt die Piratin zu bedenken.
Der Fährtenleser nickt und erhöht trotz der Hitze das Tempo, es ist nicht mehr weit, er spürt es.
Die Gruppe zieht mit, sie vertrauen dem Fährtenleser, es ist seine Gabe, zu führen.
'I've learned that one of the greatest demonstrations of love is the willingness to put a few second filter between ur angry or upset emotionas and our resultant worlds, actions and behaviors.'
- John Strelecky
'You don't measure love in time. You measure love in transformation. Sometimes the longest connections yield very little growth, while the briefest of encounters change everything. The heart doesn't wear a watch - it's timeless. It doesn't care how long you know someone. It doesn't care if you had a 40-year-anniversary, it there is no juice in the connection. What the heart cares about is resonance. Resonance that opens it, resonance that enlives it, resonance that calls it home. And when it finds it, the transformation begins.'
- Jeff Brown, Hearticulations
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