Teil 20 - Neuraum


 

 

 


 

Übergänge 

 Die Sandwüste erstreckt sie vor ihnen, sie stehen zusammen und schauen auf die Weite. ‚Es ist früher Nachmittag, quer durch wäre zu riskant, wir können da schlecht übernachten‘, äußert der Fährtenleser. ‚Das stimmt, wie wäre es hier am Rand entlang?‘, schlägt der gute Freund vor. ‚Ja, das ist doch eine gute Idee‘, kommt vom Schöpfer. Sie laufen an der Grenzen zwischen beiden Landschaften. Der Palmenwald und die Wüste. Übergänge huscht der Schöpferin durch den Kopf. Dieses nicht wirklich wissen wie und was. Ihr kommt die Piratin in den Sinn, Zeit sie zu einem Gespräch einzuladen. ‚Hey Piratin, möchtest du mit mir ein Stück laufen?‘, ruft sie ihr nach vorne zu. Sie dreht sich um, nickt und bleibt stehen, bis die Schöpferin sie erreicht hat. ‚Wie geht es dir?‘, erkundigt sich die Schöpferin. ‚Gut, naja etwas seltsam innerlich wenn ich ehrlich bin‘, ist die Piratin sehr direkt. ‚Möchtest du darüber reden?, lädt die Schöpferin sie ein zu teilen. ‚Hm, wenn ich es in Worte fassen kann gern…‘, überlegt die Piratin. Sie seufzt tief und beginnt Worte zu finden, für das was in ihr vorgeht: ‘Ich habe diesen Survivalraum endgültig verlassen in mir, doch dieser neue Raum, ich weiss nicht was ich damit anfangen soll?‘, hebt sie ahnungslos ihre Schultern dabei. ‚Es fühlt sich so, naja, Neu und anders an. So nicht wirklich real? Ich kann mich noch nicht mal super darüber freuen, ist das nicht seltsam? Dabei ist das ein Grund zur Freude!‘, teilt sie der Schöpferin mit. Diese hört einfach nur zu und spürt was in ihr innerlich in die Resonanz geht. Ob das die Forscherin genauso sieht? Sie berührt die Piratin am Arm und sagt:‘ Das ist ein Thema für uns drei.‘ Sie ruft die Forscherin, die sich umdreht und stehen bleibt bis ihre weiblichen Gefährtinnen sie erreicht haben. Die Schöpferin erklärt kurz um was es geht, die Forscherin hört aufmerksam zu und nickt des Öfteren. Als die Schöpferin die Situation ganz erklärt hat fragt sie die Forscherin: ‚Wie ist das bei dir, auch ein Thema?‘ Eine kurze Stille entsteht bis die Forscherin antwortet:‘ Wenn du so direkt fragst ja, es ist da, vielleicht präsenter als ich es die ganze Zeit empfunden hatte. Es hat sich in der Alleinzeit vieles für mich geändert. Doch ich habe noch nicht so direkt über diesen Übergang aus dem Survival in diesen inneren sicheren Raum nachgedacht. Danke fürs Ansprechen, es geht sehr tief in die Resonanz und erklärt auch warum da so seine latente Traurigkeit ist. Ich wollte mich damit noch nicht beschäftigen, erstmal dieses Wiedersehen genießen.‘ ‚Was ist diese Traurigkeit?‘, möchte die Schöpferin wissen. ‚Es hat was damit zu tun, dass es heißt manche Menschen zurückzulassen in diesem Raum und, das Wissen ich werde diesen Raum nicht weiter leben, ich habe in mir diesen weiten, freien und sicheren Raum betreten, der groß genug ist meine Schutzfunktionen daseinzulassen wenn benötigt, doch ich betrete diesen reinen Survivalraum nicht mehr. Das schmerzt etwas, dabei weiss ich gar nicht warum? Ihr seid da, die männlichen Gefährten sind da und ihr seid alle mit in diesem Neuraum. Vielleicht ist es was Altes?‘, blickt die Forscherin fragend in die kleine Runde. ‚Hm, dass kann gut sein. Welcher innere Anteil, schätzt du, ist es?‘, hilft die Schöpferin der Forscherin näher zu gehen. ‚Es ist vielmehr ein Sammelsurium aus Erfahrungen als Teenager der Außenseiter gewesen zu sein, da ich vieles anders gelebt habe, schon viel reflektierter und manche Aktionen einfach keinen Sinn gemacht haben, deshalb war ich auch nicht dabei. Es ist der Schmerz des nicht wirklich Dazugehören und Verstandenwerdens und das alleine weitergehen müssen oder das Alleinsein danach. Eigentlich war es manchmal auch einfach nur Einsamkeit. Und dennoch bin ich mein Weg weiter und es kamen immer wieder neue Menschen. Manche Menschen kamen plötzlich, auch nach mehreren Jahren zurück, in den neuen Raum, den ich lebte. Im Kurzfazit, wenn Verbindungen die mir gut tun, gehen, weil ich neue Räume betrete schmerzt das immer. Und ich vermute jetzt aufgrund des Survivallebens damals oder generell die letzten Jahre wurde es nicht bewusst integriert, sondern es war einfach ein zusätzliches Aufhäufen auf den inneren schon vorhandenen Schmerz. Ich habe als Teenager viel in der inneren Dunkelheit gelebt. Eine unendliche Traurigkeit. Doch ich kann von Glück sagen, dass es so ein Wesen gab, das hat mich mit ihrem Kampfgeist nicht dortgelassen‘, sie grinst die Piratin an. ‚Echt?‘, schaut diese die Forscherin ungläubig an. ‚Und ich dachte ich bin viel zu unruhig und immer nur am Kämpfen oder Flüchten!‘, platzt es aus ihr heraus mit baffem Erstaunen. ‚Doch, genau, dass hat mich aus meinem Loch mitgenommen, einfach so, du warst da mit deiner Power. Und irgendwie hat es mir geholfen wieder etwas zuversichtlicher zu werden. Danke für deine Kraft liebe Piratin. Krass, das so im Rückblick zu sehen‘, ist die Forscherin erstaunt. ‚Wo in deinem Körper ist dieser traurige Anteil spürbar?‘, möchte die Schöpferin wissen. Die Forscherin bleibt kurz stehen, schließt die Augen und seufzt tief: ‚Da ist so ein….hm….wie Art bleierner Schleier über mich ausgebreitet, er drückt mich runter, er hält mich geduckt, ja nicht aufmucken, kein zusätzlichen Stress machen, einfach nur Anpassen. Er versetzt mich in ein wattiges Sein, alles egal, lohnt sich nicht zu kämpfen, wozu auch, es ändert eh nichts. Das ist präsent unter diesem Schleier.‘ ‚Kannst du einfach damit sein?‘, möchte die Schöpferin wissen. ‚Ja kann ich, es ist okay, ich verstehe warum, ich sehe das kleine Mädchen da zusammengekauert auf dem Boden sitzen, es fühlt sich verloren, haltlos, orientierungslos, eingeschüchtert, nicht wissend was richtig oder falsch ist‘, teilt die Forscherin. Die Schöpferin lässt die Forscherin einfach damit sein. Wiederholt nur was ihr die Forscherin berichtet hat. Die Forscherin nickt nur zustimmend und seufzt auf einmal tief. ‚Ich sehe wie ein Erwachsener auf das kleine Mädchen zugeht, vor ihr in die Knie geht und die Hand reicht. Das kleine Mädchen ist erst sehr skeptisch, ob sie die Hand nehmen soll. Doch der Mensch strahlt so eine Ruhe aus, etwas sicheres und das Bedürfnis nach dieser Sicherheit ist größer als das Misstrauen. Der Erwachsene ist sehr vorsichtig und achtsam in seinen Bewegungen und Handlungen, das ist spürbar. Es tut gut, ach es tut so guuuuuut, einen Menschen zu wissen, er ist da‘, seufzt die Forscherin erneut tief. ‚Es ist so befreiend und angenehm, es löst sich gerade etwas sehr Schweres in mir, wow, wusste nicht, dass es all die Jahre da war, faszinierend…..‘, ist die Forscherin über ihren inneren Prozess ganz erstaunt. ‚Das ist gut, es darf jetzt wandeln‘, schmunzelt die Schöpferin. ‚Der Schleier hebt sich, er zerfällt in ganz feinen Staub und wird vom Wind mitgenommen. Diese innere Freie ist sehr berührend. Diese Weite ist guttuend, auch, wenn noch sehr neu. Das ist dieser neue Raum der Sicherheit, oder?‘, öffnet sie die Augen und schaut die beiden Gefährtinnen nacheinander an. ‚Ja, das ist er. Der Raum der Sicherheit aus uns allen. Denn ohne Sicherheit aus einem selbst wird er sich auch nicht präsentieren. Ihr habt beide sehr sehr viel in euch bewegt, liebe Piratin und Forscherin. ‚Was ist mit dir Piratin? Ging das ganze in dir in die Resonanz?‘, wendet sich die Schöpferin nun direkt an die Piratin. ‚Ja hat es. Interessanterweise habe ich die Forscherin intuitiv aufgesucht, ihre Ruhe hat meine Power etwas gemildert, das ganze Anecken und Flüchten danach, was meine zuviele Energie anging, war bei der Forscherin unwichtig. Sie nahm mich einfach wie ich war. Oft anfangs noch etwas aufbrausend, wurde ich schnell ruhig. Sie legte einfach nur eine Hand auf meinen Arm und die Wut oder der Ärger war wie weg. Du meinst wir haben uns gegenseitig irgendwie reguliert trotz Survivalleben?‘, wundert sich die Piratin. ‚Ja, das habt ihr wohl‘, bestätigt die Schöpferin. ‚Hm, das ist krass, doch die wirklich gute erfüllende Regulation war es nicht oder?‘, geht die Piratin tiefer. ‚Ich vermute ansatzweise schon, doch es war nicht stark genug und ihr konnte es als Kinder gar nicht bewusst verstehen. Ihr habt einfach das gelebt was ihr kanntet oder euer Körper so entschieden hat, was euch schützt. Eine gute Sache ihr beiden, ich bin froh, dass eure Körper euch so geschützt haben‘, teilt die Schöpferin ihre Sicht. ‚Das stimmt wohl, also hatten wir diese Sicherheit ansatzweise schon erfahren im Außen‘, schließt die Piratin daraus. ‚Ja, sonst wäre dieses Wachstum auf der Reise nicht möglich gewesen in der Form. Den Großteil habt ihr allein gemacht in euch, doch äußere Räume können da phasenweise sehr stärken. Ich vermute das haben wir uns zu dritt auf der Reise gegeben und aus dieser gewachsenen Sicherheit entstand dann eine zusätzliche Sicherheit mit den männlichen Gefährten‘, sagt die Schöpferin. ‚Und diese Nähe mit den männlichen Gefährten hat jedem von uns geholfen, noch tiefer zu gehen, zu heilen und aus uns diese tiefe Sicherheit aufzubauen, oder sie freizulegen. Die Verbindung zu unserem Herzen zu finden. Aus dieser Verbindung entsteht diese Sicherheit erst‘, ergänzt die Forscherin. ‚Ja so ist es‘, lächelt die Schöpferin beide liebevoll an. ‚Dieser Neurraum betrifft also uns alle?‘, fragt die Piratin? ‚Ja, wir waren alle noch nicht dort‘, bestätigt die Schöpferin. ‚Die männlichen Gefährten auch nicht?‘, möchte die Piratin wissen. ‚Am besten fragen wir sie selbst, doch ich sage intuitiv, nein, diese neue Form von sicherem Raum, der dieser Kraftraum ist, haben sie in der Form und in Verbindung mit einem weiblichen Wesen noch nicht erfahren‘, meint die Schöpferin. ‚Na, da fällt mir ja ein Stein vom Herzen, ich dachte ich bin so hintendran mit allem‘, lacht die Piratin erleichtert. Die Schöpferin legt eine Hand auf ihren Arm und sagt: ‘Nein, liebe Piratin, diese Räume sind für uns alle neu und es wird sich anfangs ungewohnt und fremd anfühlen, doch wenn wir verbunden sind mit unseren Herzen, werden wir den Weg finden. Egal wo wir uns befinden, hier auf Inselabenteuer oder auf den Heimatinseln. Wir finden den Weg, denn die Bereitschaft ist auf allen Seiten da mit einem bewussten Ja.‘ ‚Danke liebe Schöpferin für diesen Raum‘, bedankt sich die Forscherin. Sie laufen still nebeneinander her und versuchen die männlichen Gefährten nicht aus den Augen zu verlieren.

 

 Ich wünsche dir/euch einen schönen Tag :)

 

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