Teil 7 im Bestehen für sich selbst

 


Raum und Zeit verschwimmen

Es ist erst der 2. Tag, doch es fühlt sich schon viel länger an. Zeitlosigkeit, das sind die erfüllenden weiten und freien Momente. Die Schöpferin lässt dieses Gefühl ganz weit werden in sich. Nichts tun müssen, sondern einfach das was kommt leben. Spontan, intuitiv es fließen lassen. Auf dem Meer bleibt eh nur die Wellen nehmen wie sie sind oder das Wetter bestimmt. Warum nicht auch hier leben, auf der Insel? Das Laufen im Sand macht sie müde und sie erinnert sich ein Nachtlager zu finden. Weiter vorne kann sie ein paar Palmen entdecken, vielleicht ist der Abstand genau passend für die Hängematte. Mit zielstrebigen Schritten läuft sie auf die Palmengruppe zu. Es sind fünf Stück die in einem Kreis stehen. ‚Wie witzig, ein Kreis, als wenn sie jemand so gepflanzt hat‘, sagt sie laut. Ihr fehlt das Reden mit den anderen und der Austausch und besonders dieses einfach fließendes Unterhalten mit dem Schöpfer, ob wortlos oder mit Worten. Ein tiefes Seufzen erstaunt sie, jetzt war sie bisher so gut in sich ruhend und auf einmal merkt sie was nicht da ist oder nicht möglich ist zu leben. Sie hat die Wahl, auf was möchte sie fokussieren? Das was als Chance vor ihr ist, oder auf das, was sie aktuell nicht leben kann? Die Wahl fällt ganz klar auf die erste Option aus. Sie werden bald wieder Zusammensein, da wird sie diese Chance sich selbst auf andere Weise kennenzulernen nicht ablehnen. Das Leben möchte ihr etwas zeigen und sie erfahren lassen, was nur eine Stärkung dessen sein kann, das in ihr noch schlummert und sich entfalten möchte unabhängig von einem Partner an der Seite. Es geht um das Bestehen für sich selbst. Den eigenen inneren Raum so erfüllend zu gestalten, dass Räume mit anderen Menschen erfüllend werden und nicht zu Abhängigkeiten. Die eigene Verantwortung ganz übernehmen und die Wahlen treffen die es für einem selbst braucht mit den Konsequenzen die daraus folgen. Solange sie mit ihrem Herzen in der Verbindung bleibt und mit dem Leben, wird es Wege geben, egal wie herausfordernd der Weg sein wird. Ein weiteres Seufzen lässt sie erneut in ihre innere Weite kommen. Das Leben wird sie begleiten und führen. Da es anfängt zu dämmern, prüft sie schnell die Abstände zwischen den Palmen und wählt den besten für ihre Hängematte. Sie versucht diese so weit oben zu befestigen wie möglich. Da sie nicht weiß wie hoch die Wellen heute Nacht werden können oder auch Wildtiere hier am Strand ihr Streifzug machen, denn sie hat nicht vor ein Lagerfeuer zu entzünden. Als die Hängematte hängt, prüft sie von unten ihre Stabilität. Sieht gut aus, sie rutscht nicht am Stamm runter wenn sie sich reinhängt. Damit sie hineinkommt, klettert sie am Stamm mit einem Seil hoch und klettert vorsichtig hinein. So einfach ist das diesmal nicht wie mit dem Schöpfer, er war ja schon drin und hat das Tuch aufgehalten. Sie braucht mehrere Anläufe bis sie sich sicher genug fühlt ihr Gewicht  zu verlagern und hineinzukommen. Mit etwas zu viel Schwung landet sie etwas unbedacht in der Matte, die bedrohlich schwankt ‚Hui!‘ ruft sie laut und fängt an zu lachen. Ein freies weites Lachen. Es tut so gut, auch alleine, einfach zu lachen und sich über ihre Erfolge zu freuen, über die schon gemachten neuen Erfahrungen und die Freude auf das was kommt, besonders das Wiederbegegnen mit den anderen. Langsam beruhigt sich das Schwanken und sie dreht sich auf den Rücken. Erst jetzt merkt sie wie müde sie ist. Zeit zum Schlafen,  sie will sich keinen Meter mehr bewegen. Dem Meeresrauschen zuhörend schläft sie schnell ein, noch vor dem Sonnenuntergang.

Die Piratin ist am Ende des Steinbettes und es überrascht sie ein kleines Tal mit viel saftigem Grün. ‚Was Gegensätze…..‘, kommentiert sie diese krassen Übergänge auf der Insel, und doch bilden sie zusammen ein einheitliches Ganzes. Ist das nicht auch so in uns Menschen, wir bestehen aus vielen Anteilen, die ein einheitliches Ganzes bilden. Und je mehr innere Anteile ins eigene innere Team zurückfinden, umso tiefer wird die eigene Verbundenheit. Hat sie noch viele Anteile die im Exil leben? Sie weiß es nicht, doch die Zeit mit der Reisegruppe und dem Fährtenleser haben schon einige zurück in ihr Team kommen lassen und manchmal sogar ohne, dass sie bewusst gemerkt hat. Intuitiv legt sie ihre Hand auf ihr Herz und spürt die Wärme. Es tut gut, es lässt sie zur Ruhe kommen, sie spürt ihre eigene Verbundenheit, die Weite und das Vertrauen ins Leben. Zwar war dieses Vertrauen ins Leben schon lange da, doch sie hat es nicht bewusst wahrgenommen. Ohne dieses Vertrauen wäre Segeln auf dem Meer unmöglich. Da kann alles Mögliche passieren. Sie wurde bisher sehr gut geführt von ihrer Intuition. Sie bleibt erstaunt stehen, hm, war sie schon immer verbunden mit sich selbst, nur hat sie das noch nicht so gesehen, weil es was ganz natürliches ist und es sich einfach auf dem Meer so entwickelt hat ohne eine Spiegelung durch einen anderen Menschen und erst jetzt darf sie erkennen, wie tief sie doch mit sich selbst verbunden ist? Dankbarkeit durchströmt sie, das erleben zu dürfen und diese Chance erhalten zu haben. Leben in der Gemeinschaft hat sie lange abgelehnt und gedacht sie sei unfähig dazu. Doch diese Abenteuer haben ihr gezeigt, mit den passenden Menschen ist selbst das möglich und so guttuend. Solche Gemeinschaften will sie weiter leben und erschaffen. Sie ist Einzelgänger doch sie braucht auch diesen Raum der Gemeinschaft. So kann das Leben einem zeigen, was noch möglich ist, wo selbst lange als abwegig und nicht lebbar oder passend für einem gehalten wurde. Zum Glück hat das Leben seine eigenen Wege und setzt sich sehr beständig durch. Wie schade, dass Menschen das oft nicht wahrnehmen oder die Zeichen lesen können. Sie möchte diese Zeichen nicht mehr übersehen und in sie vertrauen. Im Prinzip lebt sie das schon lange für sich. Die Abenddämmerung holt sie ins Jetzt, sie braucht ein Nachtlager. Da sie sich mitten auf einer Wiese befindet, bleibt sie kurz stehen und dreht sie in alle Richtungen. Südlich stehen ein paar Bäume, da wird sie hinwandern. Und dann zeigt sich was möglich ist, wie war das eben mit dem ins Leben vertrauen? Mit einem verschmitzten abenteuerlustigen Grinsen geht sie zielstrebig auf die Bäume zu.

Der gute Freund hat die Felsenkette erreicht. Es ist schwarzes Lavagestein, von den Gezeiten und dem Wetter umgeformt. Die Felsen wirken wie gigantische Treppenstufen, wild durcheinandergewürfelt. Er beschließt für heute nur noch einen Schlafplatz zu finden, am besten oben auf einem Felsen. Es dauert nur eine Runde um die ersten Felsen bis er einen guten Einstieg gefunden hat, hoch  zu klettern. Oben angekommen kann er noch einen weiteren Felsen hoch. Dort bleibt er stehen und blickt über das Meer. Wunderschön dieser Anblick und diese weitere Sicht. Intuitiv kommt ihm die Sicht bewusst weiten, das große Ganze sehen. Was braucht es dazu? Fähigkeit zur Distanzierung zu aktuellen Geschehen und Ereignisse. Sie aus einer Beobachterposition zu betrachten. Bewusst den Blickwinkel zu verändern und genau wahrnehmen, was im davor begrenzten Wahrnehmen untergegangen ist. Die Antworten und Lösungen für die eigenen Wege und Herausforderung sind meist mit im gesamten Bild enthalten, nur oft werden sie übersehen. Meditation ist auch so eine Methode diese Distanz herzustellen, wie noch viele andere Wege. Wie ist seine ureigene Methode? Er liebt die Natur und das Alleinsein ist da sehr wichtig. Raum für ihn selbst um diese innere Weite bewusst entstehen zu lassen frei und weit. Er nimmt viel wahr, doch für manches ist er auch blind. Seine Intuition piekst allerdings so lange bis er es endlich sehen kann. Oft erstaunt es ihn dann sehr. Ein Grinsen erscheint auf seinem Gesicht, ihm kommt die Forscherin. Sie lebt dieses Wahrnehmen des großen Ganzen einfach so. Sie braucht nicht bewusst in die Distanz zu gehen, sie hat den Zugang dauerhaft, außer sie ist sehr gestresst. So wie bei der Attacke im Tunnel. Wie ist das bei ihm? Ist das noch etwas das er einfach bewusster wahrnehmen braucht? Diese konstante Verbindung dazu in ihm? Seine Intuition gibt ihm das klare Ja. Diese Gabe ist auch in ihm, und erst jetzt versteht er was es wirklich ist. Daraus zu teilen mit der Forscherin ist so einfach und leicht, so natürlich fließend und das was in den Ausdruck findet hat seinen Sinn. Der oft erst hinterher wirklich nachvollzogen werden kann. Faszination tiefe Wahrnehmung und er hat es als etwas weibliches abgetan, dabei ist das eine Gabe die sowohl Frauen und Männer in sich tragen. Zeit das bewusst mit einem tiefen Ja zu leben. Für ihn selbst, für seine Lebendigkeit und seine Erfüllung die ihm diese Gabe schenkt. Er kann sie nicht deckeln, sie findet Wege in den Ausdruck, doch er kann wählen wo und wie er sie leben möchte und mit wem. Auf jeden Fall dort wo sie wirklich wertgeschätzt wird und tief verstanden und nicht als Humbug oder Hirngespinste abgetan wird. Es kommen ihm einige schmerzhafte Erfahrungen in den Sinn, sie dürfen gehen, die Erfahrung mit der Forscherin hat etwas ihn ihm geheilt und die Wunde heilen lassen. Sie ist als Erinnerungsnarbe noch da, mehr nicht. Von Dankbarkeit durchflutet richtet er sich sein Schlafplatz ein und schaut dem Himmel zu wie er dunkler wird und die Sterne mehr und mehr funkeln. Irgendwann ist er eingeschlafen.

Der Fährtenleser läuft schon eine Zeitlang am Fluss entlang, er genießt die innere Stille und Ruhe. Keine Gedanken, keine Ideen, einfach nur laufen und im Moment sein. Was eine Wohltat, sich so treiben zu lassen, selbst auf keine Impulse zu warten oder sie zu erspüren. Er bleibt stehen, wie sehr ist er im Leben davon getrieben? Kann es getrieben genannt werden? Oder ist es eher ein zielstrebiges Folgen der Impulse aus ihm? Das sind interessante Fragen. Da keine spontane Antwort aus ihm kommt, lässt er sie einfach so stehen und läuft weiter. Die Antworten werden schon kommen, zu der passenden Zeit. Seine tiefe vertrauensvolle Ruhe hat ihn noch nie enttäuscht, er hat einfach diese tiefe innere Zuversicht es gibt Wege, egal was und wie und sie werden genau passen. Menschen kommen und gehen, doch die Menschen die bleiben wollen, bleiben einfach, ohne großes Bitten zu müssen oder sie danach zu fragen. Sie bleiben einfach. So wie ihre Reisegruppe. Sie bleiben alle freiwillig und es tut ihnen allen gut. Das Leben auf der Heimatinsel kommt ihn in den Sinn. Soziale Normen bestimmen vieles, leider auch so freie weite Räume, wie sie haben. Erst wenn diese in sich sehr gefestigt sind, können sie in den Räume der sozialen Normen weiterbestehen. Ansonsten werden sie schnell zerstört durch Neid oder moralische Keulen. Dieses Verhalten war schon seit Kindheit zu wider und er hat solche Räume gemieden. Auf dem Meer gibt es das nicht, da darf sich etwas frei entwickeln und natürlich wachsen wie es das tut. Er ist dankbar für beide Erfahrungen, denn so kann er bewusst wählen, was er wirklich leben möchte. Seine Wahl ist schon lange gefallen, deshalb wählt er bewusst aus mit wem er Raum teilt und mit wem nicht. Im Grunde sind sie alle Einzelgänger die sich gefunden haben und etwas in ihnen hat sich verbunden. Eine freie weite Gemeinschaft aus Einzelgänger die in sich so stark ist, dass sie sogar das Hofleben auf beiden Inseln gemeistert hat. Verblüfft bleibt er stehen, interessante Erkenntnis. Ganz erstaunt über dieses Verstehen hat er ganz das Zeitgefühl verloren. Ein Vogelschrei neben ihm holt ihn in den Moment und seine Umgebung zurück. Überrascht nimmt er das veränderte Licht wahr, es ist bestimmt schon kurz vor Sonnenuntergang und noch kein Nachtlager, sowas ist ihm auch noch nicht passiert. Er lacht laut, er hat wirklich ganz losgelassen und richtet sich innerlich ganz neu. Schmunzelnd  läuft er weiter und nimmt erneut Kontakt auf mit seinen Impulsen. Sie führen ihn weg vom Fluss nach Osten. Das üppige Grün wird schnell abgelöst durch vereinzelnde Felsen und eine Steppenlandschaft. Viel Möglichkeit bleibt ihm hier nicht und das es bald dunkel ist, auch keine Zeit mehr für Feuerholz zu suchen. Er wird sich einen größeren Stein suchen um darauf zu übernachten. Etwas Zeit hat er noch bevor es stockdunkel ist. Vertrauensvoll ruhig läuft er weiter, es wird sich schon was finden.

Die Forscherin hat eine längere Zeit auf dem Stein gerastet und ist bereit weiterzulaufen. Das üppige Grün erfüllt sie mit tiefer Freude und Lebendigkeit. Sie liebt das Leben und diese Energie darin. Sich lebendig fühlen alleine, ist was sehr schönes, dass genießt sie schon lange für sich. Doch dieses lebendig fühlen auf eine neue Art und Weise mit dem guten Freund bereichert sie genauso. Sie möchte beides in ihrem Leben leben, doch kann sie das nicht alleine bestimmen, sie kann nur einladen, diese Räume mit ihr zu leben und zu teilen, ob ihr Gegenüber annimmt ist frei. Allerdings ist sie zutiefst dankbar, wenn es wirklich ein klares und freiwilliges Bleiben wird. Sie spürt, dass ist bei dem guten Freund der Fall und sie wird diesen Raum wahren und achten, wertschätzen, denn er ist sehr wertvoll und nicht selbstverständlich. Genaugenommen ist sowas selten, und trotzdem finden solche Räume oft nicht die Chance zu bestehen im Leben oder sie werden so hart geprüft oder getestet vom Leben, dass einer darin aufgibt, bevor er gut stabil und gefestigt danach alle Widrigkeiten standhält. Wo stehen sie und der gute Freund? Ihre Intuition liefert prompt mit: Gefestigt und stabil. Eine Wärme durchflutet sie. Es tut gut, dass so tief verstehen zu dürfen und die tiefe Stimmigkeit lässt sie wohlig seufzen. Sie freut sich auf das Wiedersehen, denn ehrlich gesagt, so gern sie alleine unterwegs ist, sie möchte beide Räume ohne einen davon aufgeben zu müssen. Der Sonnenstand zeigt ihr, dass es früher Abend ist. Zeit für ein Nachtlager. In der Graslandschaft eher kein guter Platz. Also läuft sie weiter.

Der Schöpfer und Ikarus haben eine üppig Käfer und Insektenmahlzeit verspeist und die Dämmerung zeigt sich an. ‚Zeit für Schlafen Ikarus‘, er setzt den Vogel auf einen Ast in der Höhe der Hängematte und klettert dann den Stamm hoch um hineinzukommen. Der Tag war sehr erkenntnisreich und er ist gespannt was Morgen kommen wird. Erst der 2. Tag und schon kein Zeitgefühl mehr, es kommt ihn viel länger vor. Flow des Seins. Leicht im Wind schaukelnd ist er schnell eingeschlafen.
 
 Ich wünsche dir/euch einen schönen Tag  :)

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