Teil 3 im Bestehen für sich
Tag eins im Alleinsein
Die Nacht ist für den Schöpfer kurz, denn ein lautes Vogelgeschrei holt ihn aus seinem Tiefschlaf, es ist die blaue Stunde am Morgen. Er streckt und reckt sich, lässt seine Augen langsam an das Dämmerlicht gewöhnen bevor er sich aus seiner halben Höhle der Welt stellt. Der Vogel ruft noch und sein Schrei klingt nicht gerade glücklich. Er versucht die Richtung der Schreie ausfindig zu machen, das gelingt ihm erst nach mehrmaligem Richtungswechsel, die Felsen leiten die Schallwellen geschickt um. 'Verwirrspiel' kommt dem Schöpfer in den Sinn, doch da er gerade etwas anderes im Fokus hat, hebt er sich diesen Impuls für später auf oder er wird seine Zeit haben. Als die Schreie lauter und klarer aus einer Richtung kommen, wird sein Schritt schneller, dieser Schrei ist ein Hilfeschrei und er vermutet es ist noch ein recht junger Vogel. Es ist noch recht dämmrig und die Umgebung ist noch recht umrisshaft, doch er kann den Vogel vor sich erkennen. Überrascht bleibt er kurz stehen, klein ist dieser nicht, eher ein ausgewachsener Jungvogel, wenn nicht sogar schon etwas älter. Um sicher zu gehen, dass der Vogel wirklich in Not ist, wartet er etwas ab und beobachtet ihn. Dieser versucht mit seinem Flügel zu schlagen, doch die rechte Seite ist seltsam abgeknickt und erreicht nicht ihre tragende Spannweite. 'Schschschsch', sagend nähert sich der Schöpfer dem Vogel. Ganz sanft und beruhigend redet er auf ihn an, bleibt wieder kurz vor ihm stehen, setzt sich langsam und beobachtet wie der Vogel reagiert. Dieser ist wohl so angeschlagen, dass ihm alles egal ist. Der Schöpfer streckt langsam seine Hand aus und rückt ein Stückchen näher an den Vogel. Dieser öffnet den Schnabel und gibt somit zu erkennen nicht zu nah zu kommen. Die Hand des Schöpfers bleibt wie sie ist, lässt den Vogel vertrauen fassen. Er achtet genau darauf keine ruckartigen Bewegungen zu machen. Ein paar Minuten schließt der Vogel seinen Schnabel wieder und schaut den Schöpfer neugierig an, er lässt die Flügel sinken und neigt seinen Kopf von rechts nach links, so als wenn er den Schöpfer von allen Seiten betrachten möchte. Dann hüpft er mutig auf die Hand des Schöpfers zu. 'Gut so Kleiner', spricht dieser ganz ruhig und sanft, um ihn zu ermutigen. Offensichtlich wirkt es auf den verletzten Vogel und er wagt es langsam auf seinen Gralen gehend nach vorne, ganz dicht an den Schöpfer. Dieser berührt seine Feder ganz behutsam, dort wo er nicht verletzt ist. 'Na, was ist dir denn passiert? Das sieht gar nicht gut aus, kommt ich nehme dich mit und schau mir das an', er fasst den Vogel am Körper ohne seinen verletzten Flügel zu berühren. Dieser lässt es mit sich geschehen. Wenn ein Wildtier sich von einem menschlichen Wesen so einfach berühren lässt, muss es in einer sehr misslichen Lage sein. Langsam steht der Schöpfer auf und redet sanft auf den Vogel weiter ein, bis er an seinem Lager angekommen ist. Die Sonne zeigt schon ihre ersten Strahlen und das Tageslicht wird zeigen was dem Fundtier fehlt. Er setzt ihn sacht auf seinem Nachtlager ab, abwartend was er tut. Doch dieser sitzt einfach nur da, total erschöpft. Vielleicht hat er Durst oder Hunger überlegt der Schöpfer. Er holt aus seinem Rucksack etwas Proviant und Wasser. Sucht etwas schüsselähnliches um das Wasser einzufüllen. Da er nichts in seinem Rucksack findet schaut er sich nach Steinen um, ziemlich schnell wird er fündig. Er stellt die Wasserschale und verteilt die Brotkrummen vor dem Greifvogel. Das er mittlerweile schon erkannt hat. Ein sehr schönes Tier. Trotz seiner Verletzung hat dieser Vogel etwas sehr Elegantes und Edles. Sein Tierwesen ist unbeschadet, auch mit einem Flügel der zurzeit nicht mehr funktionsfähig ist. Diesen wird sich der Schöpfer bald anschauen, doch erst braucht es noch etwas Raum für das Tier das ganze Vertrauen zu haben. Damit dies geschehen kann, setzt sich der Schöpfer etwas weiter weg auf einen Felsen und genießt die aufgehende Sonne, wie die Natur um ihn herum mehr und mehr zum Leben erweckt und die ersten Sonnenstrahlen ihn wärmen. Erster Tag allein und schon schenkt ihm das Leben eine Aufgabe und einen Gefährten. Wie schön, es ist ihm eine Ehre diese Aufgabe anzunehmen und den Vogel zu helfen. Es ist ein natürliches Bedürfnis stellt er soeben fest. Erkenntnis Nummer eins, er schmunzelt vor sich hin. Wie passt das jedoch mit dem Impuls von vorhin zusammen? Verwirrspiel und das natürliche Bedürfnis helfen zu wollen. Oder ist es eher Dasein zu wollen, wenn es gebraucht wird? Hm, das braucht etwas inneres Forschen. Ein leiser Schrei holt ihn zurück in den Moment, rüberschauend zum Greifvogel lächelt er. Das Frühstück hat ihm wohl sehr gut getan, das ganze Wasser ist aus der Steinschale und die Brotkrummen sind auch alle weg. Sichtlich zufrieden beobachtet er den Vogel, dieser tut das gleiche mit dem Schöpfer. Sie begutachten sich und wie die Wahl ausgeht steht noch offen. Wer wagt den ersten Schritt? Zur Überraschung des Schöpfers ist es der Greifvogel, es könnte ein Steinadler sein, er weiß es jedoch nicht genau, da seine Federmusterung ist etwas anders, wie er sie kennt. Grundgenommen ist es auch egal. Er wird ihm einen Namen geben und prompt schießt ihm auch schon einen durch die Gedanken: Ikarus. Vielleicht schafft der Schöpfer es ja auch, diesen Vogel wieder flugtauglich zu machen. Auf jeden Fall kann er ihn nicht zurücklassen, es ist sein Todesurteil. So wagt sich Ikarus näher an den Schöpfer, kurz vor ihm hält er inne und betrachtet seinen Retter mit geneigtem Kopf. 'Na komm, trau dich', sagt der Schöpfer leise und hält ihm seinen Arm hin. Mit einem Satz ist Ikarus auf diesen gesprungen und der Schöpfer reißt sich sehr zusammen keine Schreckreaktion zu bekommen, mit diesem Zug von Seiten des Vogels hat er nicht gerechnet. Dann holt er seinen Arm etwas näher an sich heran und sie betrachten beide die Landschaft vor ihnen. Es fliegen mehrere große Vögel im Himmel und der Schöpfer spürt die Unruhe von Ikarus, doch dieser spürt ebenfalls seine Verletzung. Es bleibt ihm nichts anders übrig als diesem Menschen zu vertrauen. Ikarus entspannt sich zunehmend was seinem Retter die Möglichkeit gibt den Flügel mal etwas genauer zu betrachten. Vorsichtig hebt der Schöpfer den Flügel etwas an, was Ikarus mit einem Krächzten begleitet. 'Schon gut, ich bin ganz vorsichtig....schhhschhhhhh....', beruhigt ihn der Schöpfer. Sieht so aus, als wenn da etwas gebrochen ist. Es braucht eine Schiene, doch hier oben sind keine Bäume. Er überlegt wie er es anders machen kann, mit dem was er hat, allerdings braucht er die Sachen aus seinem Rucksack für den Weg. Bleibt wohl nur weiterlaufen und hoffen unterwegs gibt es passendes Material.
Der Schöpfer steht auf mit Ikarus auf seinem Arm, schaut nochmal in die Weite und geht dann sein Lager zusammenzupacken. Dazu setzt er Ikarus kurz ab, der geduldig alles über sich ergehen lässt. Der arme Vogel, er ist wohl wirklich schon sehr ausgezehrt, fast am Ende seiner Kräfte. Nachdem der Rucksack gepackt ist und er Ikarus wieder auf seinem Arm hat, läuft er intuitiv einfach los. Das Plateau fällt weiter vorne ab und es lässt einen Weg ins Tal erahnen, dort stehen Bäume, um Ikarus die Flügel mit Ästen zu stützen.
'So habe ich die Alleinzeit nicht erwartet, doch was bringen schon Erwartungen? Nur enttäuscht sein', sagt er zu seinem neuen Gefährten, der still zuhört. 'Auf ein Abenteuer Ikarus, bist du dabei?', fragt er den Vogel lachend, dieser krächzte nur kurz, was der Schöpfer als Ja deutet. So laufen sie einfach den Pfad folgend, mit dem Ziel dem verletzten Tier die Hilfe zu geben die es braucht.
Die Schöpferin ist auch schon wach, die Vogelschaar vom Nachbarbaum hat dafür gesorgt, ab Sonnenaufgang den Weckdienst zu spielen. Ihr Nachtlager ist schon zusammengepackt und sie sitzt am Wasser, genießt die innere Stille in ihr und die Natur um sie herum. Wie friedlich das hier alles ist. Jeder Baum, jede Pflanze und jedes Tier haben ihren Platz hier und es ist ein Zusammenleben mit allen. Innerer Frieden ein schöner Zustand des Seins. Ist sie im inneren Frieden? Obwohl sie alleine unterwegs ist? Ein kurzes in sich hineinspüren lässt sich mit einem klaren Ja schmunzeln. Sie seufzt und atmet einmal ganz bewusst tief ein und aus. Was fängt sie mit diesem Tag heute an? So frei und ganz für sich? Sich überraschen lassen? Treiben lassen? Einfach schauen was kommt und was gesehen werden will? Warum nicht! Sie streckt sich, nimmt ihren Rucksack und schaut nochmal zu dem Vogelbaum. Sie sind fast alle ausgeflogen, auf Suche nach Nahrung. Das ist ein gutes Stichwort, Waldbeeren als Frühstück wären ganz gut. So läuft sie einfach los, sich treiben lassend, offen und wach sich intuitiv führen lassend vom Leben, von der Insel, von ihrer Intuition.
Die Forscherin wird von einem starken süßlichen Geruch geweckt. Sie fragt sich, was die Quelle davon ist, neugierig geworden packt sie den Rucksack und folgt dem Duft. Es gleicht einem Zickzacklauf durch das sanfte Gras mit vereinzelten Bäumen dazwischen. Wie ein Schmetterling der einem Blumenduft folgt, huscht durch ihre Gedanken und sie lächelt vor sich hin. Ja ein Schmetterling sein, leicht und frei, von Blume zu Blume fliegen, das wäre ein Erlebnis. Es erinnert sie an gestern, beim schnellen laufen, dasselbe Gefühl, diese Leichtigkeit. Ihr Laufschritt wird automatisch schneller, bis sie hüpfend und drehend durchs Gras springt. 'Hallo Leichtigkeit', wirft sie die Arme nach oben und spürt sie in ihrem ganzen Körper. Plötzlich bleibt sie abrupt stehen, ganz still und bewegungslos. Vor lauter Freude über diese Leichtigkeit hat sie nicht darauf geachtet was sonst so alles auf dieser Wiese unterwegs ist. Ein großer Schwarzbär steht vor ihr im hohen Gras. Noch hat er sie nicht entdeckt, doch sie ihn, ihr Intuition war schneller. Dämonen, das Wort geistert ihr durch den Kopf und jetzt? Wie wird sie handeln? In diesem erstarrten Modus geht es auf jeden Fall nicht weiter. Etwas in ihr ermutigt sie sich zu entspannen und einfach nur dazustehen, dem Bären zuzuschauen. Ein riskantes Manöver, doch die davor gewesene Leichtigkeit hat sie wohl so in ihre Mitte geholt, dass diese Herausforderung irgendwie sogar leicht erscheint. Sie stutzt, wow! Sie kann Dämonen mit Leichtigkeit begegnen? Interessante Kombination. Definitiv ein Erfahren wert. Gleich zu Beginn ihrer Alleinzeit so eine Herausforderung, sie möchte am liebsten laut loslachen, doch das lässt sie lieber bleiben. Ihre Muskeln werden lockerer, die spontane Mobilisation ihre Muskeln geht zurück, das tut gut und sie fühlt noch etwas. Ihr Kopf ist frei, er ist nicht eng wie sonst, wenn die Dämonen erscheinen, er ist frei und weit, er lässt sie genau wahrnehmen was im Raum ist. Ist da wirklich Gefahr? Oder nur eine Reaktion ihrer sensiblen Sinne? Neugierig was da wirklich ist, spürt sie tiefer in sich und um sich herum. Was ist wirklich da? Der Bär ist nicht beeindruckt von ihrer Anwesenheit und scheint sich auch nicht für sie zu interessieren. Er hat wohl was ganz Leckeres an der Stelle gefunden. Vielleicht ein Erdbienenloch. Gut, dann kann sie in Ruhe das wahrnehmen was in ihr vorgeht. Es ist ein starker Zug zum wegrennen, doch auch ein gleich starker Zug dazubleiben. Welche Seite wird gewinnen oder braucht es das überhaupt gewinnen? Was passiert, wenn sie einfach mit diesen beiden Zugrichtungen ist? Verändert sich etwas? Das kann sie nur erfahren im leben. Es ist wie eine innere Zerreißprobe in ihr, was möchte sie? Diese Unklarheit ist sehr unangenehm, langsam wird sie unruhig, was der Bär wohl auch merkt und kurz in ihre Richtung schaut. 'Komm schon Forscherin, was willst du wirklich?', murmelt sie ganz leise zu sich selbst, nicht wissend ob es überhaupt was bringt. Doch auf einmal ist da eine Wärme in ihrer Herzgegend, es zieht die ganze Aufmerksamkeit dorthin. Was möchte ihr Herz sagen?
Leicht gefrustet diese Verbindung zu ihrem Herz gut zu halten, ist sie nah dran aufzugeben und einfach loszurennen. Der Impuls ihre Beine in Bewegung zu setzen ist da, doch sie steht einfach nur da. Sie atmet seufzend aus, merkt wie ihre Atmung wieder in einen ruhigen Rhythmus findet, es ist kein Luftanhalten mehr oder panisches kurzes Atmen. Sie seufzt nochmal und die Wärme aus der Herzgegend beginnt zu wandern, erst wird ihr Oberkörper warm, dann Arme und Beine. Was für ein tolles Gefühl, so in sich zu ruhen, trotz dieser Gefahr. Ist es wirklich eine Gefahr? Tiere spüren sehr schnell ob da für sie eine Bedrohung besteht oder nicht, sie reagieren instinktiv, doch die Forscherin ist keine für den Bären. Diese Erkenntnis lässt sie ganz in ihre innere Ruhe kommen. Pure Faszination füllt jetzt ihren Körper. Dämonen sind nichts anderes wie dieser Bär. Vielleicht ist es gar keine Bedrohung, wenn sie erscheinen, sondern sie wollen etwas erfahren lassen, etwas anders erfahren lassen? Wandeln lassen. In dem Moment entschließt sich der Bär das Weite zu suchen, ohne nochmal noch ihr zu schauen, dreht er ab und geht in den angrenzenden Wald.
'WOW! Puh! Oh man! WAS EIN START!', lässt sie laut los mit einer Riesenerleichterung. Dann fängt sie an zu lachen, laut und freudvoll bis ihr die Tränen kommen, pure Freude durchflutet sie, sie hat etwas verstanden! Sie kann alles in sich wandeln, sie braucht niemanden dazu, sie kann 100% Verantwortung für ihr Sein übernehmen. Sie hat für alle Herausforderungen im Leben die inneren Werkzeuge und ihr Herz spielt dabei eine sehr große Rolle. WOW! Sie ist jetzt einfach nur baff. Und jetzt? Sie beginnt einen Schritt vor den nächsten zu setzen, es fühlt sich anders an. Gefestigter und in sich sicher, eine Zuversicht ist da, egal welche Dämonen noch kommen auf dem Weg, sie wird sie wandeln in das was es braucht um erfüllt und bereichernd ihr Leben zu leben. Allein und mit dem guten Freund zusammen. Eine tiefe Dankbarkeit breitet sich in ihr aus, eine demütige Ehrfurcht vor ihrer inneren Fähigkeit Lösungen und Wege zu finden. 'Danke liebes Leben!', ruft sie in den Himmel und folgt dem Bären in den Wald.
Der gute Freund wird von einem lautem Gehämmer geweckt. Verwirrt schaut er sich um. Das Geräusch kommt von oben. Was macht da so ein Lärm? Zügig klettert er aus seiner Hängematte und versucht von unten etwas zu sehen, doch ohne Erfolg. Frühsport? Er grinst, warum nicht! Mit einem Seil arbeitet er sich am Stamm hoch, oben angekommen, arbeitet er sich langsam durch die Palmenäste, bis er etwas krabbenähnliches wahrnimmt. Erstaunt beobachtet er wie diese Krabbe auf dem Baum eine Kokosnuss bearbeitet. Erst schält sie die Fasern und dann hämmert sie so lange auf den Kern bis dieser kracht. Faszinierend! Das erste Wunder schon gleich am Morgen. Langsam seilt er sich ab, packt seine Hängematte zusammen und setzt seinen Weg fort. Er hatte doch gestern diesen Impuls in Bezug auf seine Männlichkeit. Hat die Krabbe ihm eine Botschaft gegeben? Hm, abwarten was seine Tiefe daraus macht. Die Palmen werden durchwachsener von anderen Baumarten, ein schöner Mischwald, schöne Vielfalt die sich wohl gegenseitig unterstützt im Wachsen. Aha, jetzt bekommt sein Impuls von gestern eine andere Richtung. Wachstum setzt Offenheit voraus und auch ein Berührbarsein, ohne diese beiden Qualitäten entsteht kein Wachstum. Angst ist so eine Verhärtung, sie lässt nicht offen sein und Berührbarsein auch nicht. Sie ist einfach nur ein purer hoher steinharter Schutzwall. Dieser Schutzwall schützt nicht nur, sondern er lässt auch nichts raus, sozusagen gefangen in einem selbst. Erfüllend ist das nicht. Was hat das jedoch mit der Krabbe zu tun. Angenommen dieser Schutzwall ist die Kokosnussschale, um am Leben zu bleiben möchte die Krabbe an Nahrung kommen, die in der Kokosnuss ist, sie wählt selbst aktiv zu werden und Schicht für Schicht abzuschälen bis sie durch Hämmern die Schale knackt und somit an Nahrung kommt. Inneres Wachstum braucht auch Nahrung, solche die berührt, doch mit dem Schutzwall geht da nichts. Von außen kann dieser Schutzwall nicht wirklich geknackt werden, auch wenn viele Menschen das versuchen aus Liebe oder helfen wollen. Erst das selbst abbauen wollen des eigenen Schutzwalls schafft es wieder offener zu werden für Berührungen vom Leben, sozusagen die Nahrung fürs Wachsen. Irgendwas fehlt noch in Bezug auf den Impuls, was hat jetzt seiner Gutmütigkeit, Sanftheit und Güte zu tun? Da kein klares Verstehen von innen kommt, lässt er es fürs Erste ruhen und schaut sich um. Der Mischwald wird lichter, weicher Sand wird mehr bis er das Meer rauschen hört. Als die Sicht ganz frei ist, findet er sich in einer kleinen Bucht wieder, die nur eine schmale Öffnung zum offenen Meer hat. Der Wellengang ist sehr sanft, diese Sanftheit strahlt diese Bucht auch aus. Gut geschützt durch die Meerenge kommen die starken Wellen hier nicht an und trotzdem ist genug Bewegung im Wasser um tierisches und pflanzliches Leben gedeihen und erblühen so zu lassen. Wenn er dieses Bild zu dem Kokosnussbild ergänzt, ist Schutz auch eine gute Sache, nur eben nicht versteinert. Etwas unzufrieden mit den Puzzelteilen setzt er sich in den Sand und holt etwas zum Essen aus seinem Rucksack. Er lässt sich ganz in den Moment holen, beobachtet die sanften Wellen, die Tiere im Wasser, die Pflanzen in der Bucht. Er versinkt ins Beobachten und sein Kopf wird frei und leer. Tut sehr gut, dieses ganz im Moment sein berührt ihn tief. Er genießt das einfach sein und beschließt diese inneren Puzzelteile zu ihrer passenden Zeit zusammenfinden zu lassen. Ein Rascheln im Unterholz auf der anderen Seite zieht seinen Blick magisch an. Da sich das Tier nicht zeigt, beschließt er es selbst zu entdecken. Er nimmt seinen Rucksack, zieht seine Schuhe aus und spürt den warmen Sand, die Wärme steigt über seine Beine durch seinen ganzen Körper und eine angenehme Entspanntheit überkommt ihn. Dankend annehmend, genießt er jeden weichen Tritt in den Sand.
Die Piratin wird von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, sowie ein meckerndes Eichhörnchen. 'Guten Morgen, du wildes Tier', murmelt die Piratin laut und halb verschlafen. Doch dann grinst sie und öffnet die Augen, es braucht etwas bis sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt haben. Das Eichhörnchen ist auf Augenhöhe ca. 2 m von ihr entfernt. Was will es ihr sagen? Erst das Gestrüpp gestern, jetzt ein meckerndes Eichhörnchen. Sie bleibt noch etwas liegen und versucht das Tier nicht zu beachten. Doch das funktioniert nicht. Ein innerer Impuls lässt sie aufmerksam werden. Wie ist das mit Themen, die von innen meckern? Schlagartig ist das Eichhörnchen still. Sie dreht sich in die Richtung des Tieres und es betrachtet sie nur ganz gelassen. ‚Na, du bist mir mal ein Bote‘, sagt die Piratin laut Richtung des Tieres. Das knattert noch einmal und entschließt sich lieber über die Baumkrone in die umliegenden Bäum zu verziehen. Nachsinnend über diese ganze Situation, setzt sich die Piratin auf und streckt sich genüsslich. Ihr erster Tag ganz alleine. Wie wird er werden? Welche innere Themen werden sich präsentieren? Ist sie bereit dazu? Ihr Abenteuergeist übernimmt und ein verschmitztes Grinsen zeigt sich erst in ihren Mundwinkeln, bis es sich über das ganze Gesicht ausbreitet. ‚AYE!‘, ist das Wort mit dem sie aufsteht, ihre Sachen packt und den Weg nach unten sucht. Auf sicherem Boden angekommen folgt sie einfach ihren Impulsen. Während des Laufens durch den Wald fallen ihr die Worte von gestern ein, Kampfgeist, Besänftigen, innere Dämonen. Sie hat mit dem Fährtenleser eine neue Art Frausein kennengelernt. Es hat eine eigene Ruhe und Kämpfen ist da nicht vorhanden. Das möchte sie tiefer erforschen, doch jetzt erstmal was essbares suchen.
Der Fährtenleser wird von den ersten Sonnenstrahlen in der Baumkrone geweckt. Das Vogelkonzert ist gewaltig und es belebt ihn sofort. Wann war er das letzte Mal alleine auf Entdeckertour? Ihm kommt seine Kindheit in den Sinn, da war er oft alleine unterwegs und hat die Leuchtturmumgebung erkundet. Die Seevögel waren seine Begleiter und er ist mit ihnen stundenlang am Strand entlang gerannt, hat sich selbst wie ein Vogel gefühlt. Er schmunzelt, und jetzt ist er in der Baumkrone, hoch oben, dort wo die Vögel landen. Das Gefühl zu fliegen hat etwas mit Freiheit zu tun. Ein hohes Gut. Wie sieht es mit seiner Freiheit wirklich aus? Hat er sie aufgegeben für das Zusammensein mit dem Schöpfer und dem guten Freund oder seit neustem mit der Piratin? Er richtet sich auf, um über der Baumkrone zu stehen, schaut in die Weite der Graslandschaft, sieht das Gras sich mit dem Wind wiegen, spürt den Wind auf seiner Haut. Das ist definitiv ein Gefühl von Freiheit. Diese ganz im Moment sein, und alles was nicht wichtig ist zu vergessen. Bewusst das Jetzt zu spüren in seinem ganzen Körper. Tief einatmend schließt er die Augen und spürt bewusst in seinen Körper. Der nicht abgelenkt ist durch andere menschliche Energie. Er ist nur sich selbst. Frei, weit und innerlich leicht. Freiheit hat viele Dimensionen die er auf seinem eigenen Pfad erfahren wird, das spürt er intuitiv und er ist bereit dazu. Jetzt heißt es erstmal die Freiheit zu leben, welcher weiterer Weg es wird. Deshalb packt er seine Sachen zusammen, seilt sich ab und macht sie weiter auf den Weg durch die grünen Wiesen.
Ich wünsche dir/euch einen schönen Tag :)
'Mitgefühl ist neurophysiologisch unvereinbar mit urteilenden, bewertenden und abwertenden Verhaltensweisen und Gefühlen.'
- Dr. Stephen Porges
Ps: ich darf noch viel lernen und es wird sich einiges klar verändern
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