Teil 5 im Bestehen für sich

 


Tiefen des eigenen Seins

Der zweite Tag ist angebrochen. Die Schöpferin hat in Flussnähe einen kleinen Felsen gefunden, und darauf geschlafen. Das Aufwachen der Natur mit ihren Klängen hat sie geweckt. Sie liegt da und lauscht dem zunehmenden Vogelgesang und das Rascheln im Unterholz. Das Rauschen des Wassers ist im Hintergrund zu hören. Es lässt sie in eine tiefe Ruhe kommen, verwundert setzt sie sich auf. Diese innere getragene Ruhe, die so schnell nichts erschüttert, hat in der Spiegelung mit dem Schöpfer eine neue Tiefe erhalten. Sie möchte verstehen wie so etwas geschieht. Intuitiv versteht sie, es hat was mit Spiegelung des eigenen Wesens zu tun, dort wo die eigene tiefe innere Sicherheit ist, immer. Dieser Zugang zu sich selbst, hat sie in der Begegnung mit dem Schöpfer deutlich gespürt und erfahren. Doch das geht nur, wenn ein Gegenüber die gleiche Tiefe erreichen kann. Dankbar für diese Erfahrung streckt und regt sie sich. Es ist noch sehr früh am Morgen, kurz vor Sonnenaufgang. Sie liebt die Natur früh am Morgen und dieses strahlend frische Sonnenlicht. Da es auch keine Bewölkung gibt, wird es ein interessantes Lichtspiel hier am Fluss und zwischen den Bäumen, Sträuchern und Gräsern. Gemütlich packt sie ihre Sachen und springt von dem kleinen Felsen. Bereit für einen neuen Tag und neue Erfahrungen. Eine Frage entsteht in ihr: Was will sie wirklich leben. Vor allem für sich selbst? Unabhängig von anderen Menschen um sie herum. Ein interessantes Thema für den neuen Tag. Intuitiv wählt sie den Weg weiter am Fluss entlang, dieses Fließen passt gut zum inneren Sein. Die Antworten fließen lassen, sich Formen lassen, wie die kleinen entstehenden Wellen im Flussverlauf.

 

Die Piratin hat am Ende der Steppe ein paar Felsen gefunden, dort hat sie ihre Nacht verbracht. Erstaunlich erholt und sehr in ihrer Ruhe wacht sie auf. Über ihr Kreisen drei große Vögel. Das Wort Freiheit kommt ihr in den Sinn. Eine für sie sehr wichtige Sache. Faule Kompromisse kann sie da nicht leben. Allerdings mit den Menschen, die ein gleiches Bedürfnis und Verstehen zu diesem Thema haben, braucht es keine Kompromisse. Es ist das verstehende Lassen der Freiheit des anderen. Doch um das genauer zu beschreiben, bräuchte es eine Definition davon. Sie meint damit die Freiheit so zu sein, wie sie ist. Die Wahlen treffen zu können, die es braucht, um erfüllt ihren Weg zu gehen. Den Freiraum zu haben, für sich Dinge zu entdecken und dennoch diesen gemeinsamen Raum mit anderen Menschen um Austausch oder einfach nur wohlfühlendes Zusammensein. So wie sie es in der Reisegruppe bisher erfahren durfte. Dieser Raum zwischen Ihnen beruht auf dieser Freiheit sein zu können und dürfen wie jeder ist. Unabhängig von starken oder schwachen Momenten. Es wird die Gesamtheit Mensch gesehen und diese Menschlichkeit trägt diesen Raum, daran richtet sich alles aus. Solche Räume können nur entstehen, wenn jeder darin für sich diese Menschlichkeit ist und lebt. Vorrausetzung ist die Annahme seiner eigenen Ganzheit, mit den Stärken und Schwächen und sich die mutige Erlaubnis geben, dies authentisch zu äußern, zu leben und zu sein. Keine einfache Sache, vor allem nicht am Hof, mit ihren Etiketten. Erstaunlicherweise hat die Schöpferin so eine Stärke, dass sie es trotzdem schafft. Sie ist lieber geflüchtet, um sich nicht damit auseinanderzusetzen und erst diese Reise hat es ihr gezeigt, dass es gar nicht so schlimm ist, wie sie dachte. Sie wurde getragen von dieser Gemeinschaft und diese Sicherheit hat ihr geholfen den eigenen inneren Zugang zu finden. Eine wahre Bereicherung. Es fehlt etwas im Leben, ohne diese innere Verbindung. Das Leben fühlt sich nicht ganz an und die Suche im Außen erfüllt es auch nicht. Das hat sie ja jahrelange versucht im Segeln auf dem Meer. Diese innere Sehnsucht hat erst aufgehört in diesem Erfahren der Gemeinschaft und ihrem inneren Zugang zu sich selbst. Wow, so viele Erkenntnisse am Morgen. Sie ist baff über sich selbst und diese innere Kommunikation, die plötzlich so einfach und fließend ist. Die Übersetzung durch andere ist nicht mehr nötig. Tief dankbar startet sie in den Tag und ist gespannt was er noch bringen wird. In ihrer neuen Freiheit des Seins.

Der Fährtenleser hatte die Steine am Abend erreicht und beschlossen dort sein Nachtlager zu errichten. Windgeschützt und vor Wildtieren fand er eine kleine Steingruppe, die genug Platz bot. Seine Nacht war kurz, denn er lag noch lange wach und betrachtete diesen gigantischen Nachthimmel. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und er wählt schon früh aufzubrechen. Das Laufen gestern in diesem Sand und mit der Sonne war anstrengend. Da er gestern Abend schon die weitere Landschaft gesehen hat, ist es am klügsten diese steinig-sandige Gegend am frühen Morgen zu durchlaufen und für den Mittag Wald oder Wassernähe zu finden. Zuversichtlich macht er sich auf den Weg. Die Freiheit seine Wege zu wählen, geht das auch in einer Gemeinschaft? Für sich alleine braucht es keine Abstimmung oder Zustimmung. Doch braucht es wirklich eine Zustimmung oder kann ein Raum mit Wesensverbundenheit einen genügend großen Raum dafür erschaffen? Die Freiheit zu sein und diese einem gelassen werden, beruht auf der Fähigkeit des tiefen Verstehens, durch einen Gegenüber und der beidseitigen Bereitschaft obwohl es kein muss ist, freiwillig sich abzustimmen, sich mitzuteilen, dem anderen Wissen lassen was sich in ihm bewegt, welche Wege er gehen will, was er dazu braucht. Erst diese offene freiwillig geben wollende Kommunikation macht diesen Raum zu dem was es braucht, um diese Weite und Freiheit darin zu erfahren und beidseitig erfüllt leben zu können. Dennoch ist da noch was, dass nur dann auch funktioniert. Er lässt das weitere Formen und orientiert sich in seiner Umwelt. Wo kann er was Grünes entdecken ? Weit und breit nur Steine und Sand, das heißt er nutzt sein Gespür, das kann er am Besten im Laufen erreichen, deshalb wählt er intuitiv die Richtung die für ihn passt.

 

Der gute Freund hat die Nacht am Strand verbracht. Das Meeresrauschen hatte ihn in einen tiefen Schlaf fallen lassen, er ist erholt und bereit den neuen Tag zu erobern. Die Krabbe kommt ihn in den Sinn. Flexibilität und trotzdem diese Beharrlichkeit. Die auch durch den Panzer der Krabbe verkörpert wird. Beharrlichkeit erfordert gute Verbindung zu seinem Inneren und das Gespür für das Äußere, sich nicht mit jeder Welle mitreißen lassen, sondern in der Welle stehen und abwarten was sie möchte, was es braucht und wie stark die Wucht ist. Er hat diese Fähigkeit und er lebt sie. Bestärkt durch diese Erfahrung mit der Forscherin. Diese Gabe der Tiefe lebt sie sehr sehr offen und frei. Diese Freiheit ist auf ihn übergesprungen. Er lebt sie bewusster, nutzt sie klarer und vertraut tiefer der Stimmigkeit. Erstaunt setzt er sich auf, so eine Tiefe gleich nach dem Aufwachen, na, das kann ja noch interessant werden heute. Schmunzelnd packt er seine Sachen zusammen und läuft der Sonne entgegen. Für heute wird es weiter am Strand sein, bis er den Impuls bekommt andere Wege einzuschlagen. Die Nähe zum Wasser ist genau das was er aktuell braucht in seinem Weg.

Die Forscherin wacht mit der Sonne auf, sie strahlt ihr ins Gesicht. Schlafen in der Sitzposition lässt sie einige ihrer Muskeln schmerzhaft spüren. Nach ein paar tiefen Atemzüge und sich weit strecken, lassen die Muskeln locker und sie fühlt sich besser. Umherblickend versucht sie durch die Blätter abzuschätzen wie weit der Wald noch reicht. Komplexität kommt ihr in den Sinn. Ja, ihr Reich, indem sie sich zuhause fühlt, dass jedoch ab und zu ziemlich beschwerlich und anstrengend werden kann. Was hilft ihr trotzdem die Klarheit zu sein oder ihren Weg in Klarheit zu gehen? Die Antwort wartet nicht lange. Ihr Herz, ihre Intuition, ihr Körper, ihre Seele. Alle im Abgleich mit dem Leben. Daraus entstehen die Klarheiten, Essenzen herausgefiltert aus dieser Komplexität, die dauerhaft da ist im Leben. Verdrängen ist auch keine Lösung, dann lieber diese Nutzen und das daraus erschaffen, was möglich ist. Dafür braucht es ein Gespür, den Mut und die Bereitschaft egal wie, für sich selbst diese erfüllenden Räume zu erschaffen, die intuitiv-herz-geführte-und-erahnenden-Möglichkeitsräume. Diese tiefen erfüllenden bereichernde inspirierend ermutigende Räume. Sie berühren. Sie sind ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Für sich alleine erschaffend und in gemeinsamen Räumen mit anderen Menschen. Das Leben hat ihr diese Gabe geschenkt, dass zu leben und sie spürt es braucht erneut eine sehr klare bewusste Wahl dazu. Welche ein 100% Ja hat – ganz. Langsam bereitet sie sich auf das Abseilen vor. Es wird Zeit sich dem Dickicht zu stellen. Und für die kleinen Wunder dazwischen offen zu sein. Auf dem Boden der Tatsachen angekommen, packt sie das Seil weg und orientiert sich. Sie entdeckt einen kleinen Pfad den Wildtiere gehen, den nimmt sie.

Der Schöpfer hat lange gebraucht um ins Tal zu kommen und an einer Baumgruppe beschlossen den Schlafplatz einzurichten. Ikarus hat auf einem höher gelegenen Ast übernachtet. Am nächsten Morgen weckt ihn Ikarus lautes Schreien. In sekundenschnelle ist er wach. Um sich schauend klärt er die Lage. Etwas weiter entfernt kann er umrisshaft ein Tier entdecken. Der Scharfsinn der Raubvögel. Er dreht sich zu Ikarus, um zu sehen ob er gut durch die Nacht gekommen ist. Dieser krächzte nur kurz und dann läuft er auf dem Ast hin und her. ‚Du hast Hunger, stimmts?‘, sagt der Schöpfer zu ihm. ‚Ich auch, lass uns was zu Essen suchen.‘ Er packt alles zusammen und lässt Ikarus auf seinen Arm hüpfen.  Vor ihm breitet sich eine Ebene aus mit Gras und vereinzelten Bäumen. Der Ort wirkt einladend. Er schmunzelt, Orte die einladend wirken, da kommt ihm sofort der Raum mit der Schöpferin in den Sinn. Sie lädt ein, ihr ganzes Sein lädt ihn dazu ein und er nimmt es dankbar an. Doch wie entstehen solche einladende Räume? Sie entstehen definitiv aus einem selbst. Getragen von einer Offenheit, einer Menschlichkeit und Wärme die gut tut. Eine Bereitschaft beinhaltet es ebenfalls. Die Bereitschaft den Raum aus sich zu erweitern, so dass es zu Überschneidungen oder erschaffen von neuen Räumen kommt. Interesse am Leben und an Menschen nährt diesen Raum. Wohlwollen für andere darin macht es so angenehm. Macht, hat da kein Platz, dennoch trägt jeder die eigene authentische Verantwortung, welche auch eine Führung beinhaltet und Handlungskompetenzen. Denn was ist Macht? Sie möchte Dinge bewirken und die Führung haben. Sie möchte Dinge so gestalten wie man es möchte. Macht hat die Kraft und den Mut Missstände anzugehen und zu verändern. Leider gibt es auch die andere Seite von Macht. Doch er, in seiner Position braucht ganz klares Wählen welche Art er lebt. Es hängt zu viel dran, dass dadurch beeinflusst wird. Sein menschliches Wesen ist von Natur aus gutmütig und wohlwollend. Macht wird für ihn deshalb ein Mittel sein, dass er wohldosiert einsetzt und nur dann wenn er es wirklich braucht, um gesunde und menschliche wertvolle Belange durchzusetzen. Klares Grenzen setzen, wenn benötigt. Klarheiten beharrlich leben, wenn es das verlangt. Doch bevor er diese klare Kante zeigt, gibt es noch viel sanftere Wege dazwischen. Es ist gut die Abstufungen zu kennen, damit sie auch situativ gewählt werden können. Handlungsfähig zu sein intuitiv-spontan, wie es Momente erfordern. So wie mit Ikarus. Dieser sitzt gelassen auf seiner Schulter und beobachtet die Umgebung genau. Ab und zu lässt er leise Krächtzen los, als Bekanntgabe er hat etwas gesichtet. So ein Begleiter zu haben ist schon von Vorteil. Es lässt den Schöpfer in sein Inneres tiefer gehen. Doch nun ist es Zeit dem Tag mal eine Richtung zu geben. Er konzentriert sich auf das Jetzt, schaut sich um und wählt nach rechts zu gehen. Am seitlichen Rand der Ebene beginnt ein Wald, den möchte er erkunden und für Ikarus eine Mahlzeit finden. Auf dem Weg dorthin lässt ihn das Machtthema nicht los. Die Schöpferin kommt ihn in den Sinn. Welche Qualität ist zwischen ihnen vorhanden? Er findet Machtspiele in intimen Beziehungen unpassend. Das ist mit ein Grund, warum er nicht auf der Suche nach einer Königin war und wohl auch Flucht mit seinen Kameraden auf dem Meer zu segeln, anstatt das traditionelle Leben am Hof zu führen. Entweder er ist mit einer Partnerin auf gleicher Wesensebene oder er lässt es sein. Diese Qualität des Menschsein, dass er mit der Schöpferin leben kann ist selten. Er bedankt sich innerlich beim Leben für diese Begegnung. Das Wort Eigenverantwortung kommt ihn in den Sinn. Lebt er seine und die Schöpferin ihre, braucht es keine Machtspiele. Wer aus Wohlwollen für sich handelt, gibt dieses Wohlwollen auch anderen. Der Wald ist jetzt vor ihnen und er besteht hauptsächlich aus Palmen. Eine willkommene Abwechslung im Schatten zu laufen. Ikarus meldet sich und der Schöpfer erinnert sich an die Mahlzeit für ihn. ‚Ikarus, ich glaube das wird heute nur Käfer oder Würmer, ich weiss, nicht das was du normal isst, doch es bleibt gerade nur diese Mahlzeit‘, er setzt Ikarus im Sand ab und macht sich auf die Suche nach Essbarem. In den  Palmenrinden versteckt sich so manches. Er sammelt sie in einem Tuch und legt es vor Ikarus aus. Da manche Käfer noch agil sind, hat Ikarus seinen Spass das Jagen auf dem Boden zu leben.  Während Ikarus seine Käfer aufpickt, setzt er sich an einen Palmenstamm und ruht etwas. Ikarus wird sich schon melden, wenn er fertig ist.
 
Ich wünsche dir/euch einen schönen Tag  :) 









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