Rosa Linn - Universe

In der Stille

Der Wind ist an diesem Tag sehr schwach und flaut in der Abenddämmerung ganz ab. Sie holen die Segel gemeinsam ein und gehen nach unten, außer die Schöpferin. Diese Abendstimmung zieht sie magisch an. Will etwas in ihr zum Verstehen kommen? Ihrem Impuls folgend, geht sie auf dem Boot ganz nach vorne und blickt auf das weite offene Meer. Die tiefen Blautöne des Meeres fließen über in die tiefen Blautöne des Himmels. Magisch. Etwas in ihr wird ganz ruhig, weit und frei. Sie atmet diese Weite und diese Tiefe vor ihr ein. Sie ist diese Tiefe und diese Weite. Eine innere Stille wird weiter und lässt viel Raum für das, was ins Verstehen kommen möchte. Ihr Körper entspannt zunehmend in eine wohlige Gelassenheit des Seins. Es tut so gut, diesen Raum in ihr zu haben, ihn erfahren und zulassen zu können. Sie lauscht den sanften Wellen des Meeres. Die innere Stille umhüllt sie, da ist ein innerer Frieden, jetzt in diesem Moment, für all das, was ist und war. Es vereint sich ein tiefes Wissen, alles hat seine Zeit, seine Wege und Zeitpunkte. Diese Momente sind die Berührung mit ihrer eigenen wahren menschlichen Schönheit. Diese Art von wahrer menschlicher Schönheit, die nur dann wahrgenommen werden kann. Im Trubel und in der Hektik des Alltages geht sie unter. Das versteht sie in diesem Moment sehr klar und tief. Der Schöpfer kommt ihr in den Sinn, hm, interessant, was möchte ihr das Leben sagen? Sie lässt das innere Verstehen formen und kann spüren, es geht um diese erfüllende Intimität, die zwischen Mann und Frau entstehen kann. Ein Raum, des sich gegenseitig spiegeln, dieser wahren Schönheit in diesen stillen tiefen Momenten der Nähe. Was braucht es dazu? Die Fähigkeit in sich selbst die Stille zuzulassen und für sich zu leben. Den Raum der inneren Stille als Sicherheit zu empfinden und nicht davor wegzurennen. Die Bereitschaft diesen Raum so oft es geht für sich selbst in seinem Leben zu besuchen, Raum dafür schaffen, Momente wertschätzen, in denen dieser Raum sich ausweitet. Erst dann kann ein Raum zusammen in dieser Qualität erschaffen werden. Ein tiefes in sich Ruhen und in diesem in sich Ruhen, als zwei menschliche Wesen begegnen. Hat es was von Meditation? Irgendwie schon. Innerlich ruhig zu werden, kann in der Meditation trainiert werden, doch es gibt auch andere Wege. Manche leben das über den kreativen Ausdruck, über Bewegung oder in der Vertiefung einer erfüllenden Aufgabe. Flow kommt ihr in den Sinn. Es hat auch was von Flow, nur auf eine sehr langsame und ruhige Art und Weise. Leben sie und der Schöpfer diesen Raum? Ein Schmunzeln weitet ihr Gesicht und eine Wärme strömt von ihrem Herzen durch den ganzen Körper. Ihr Körper gibt ihr die Antwort und diese ist sehr deutlich spürbar, fühlt sich erfüllend, tragend und wärmend an. Sie ist allerdings nicht darauf angewiesen, dieses Gefühl kann sie für sich selbst erschaffen in Momenten des Lebens. Wahrscheinlich ist das auch eine Grundvorrausetzung, dass ein gemeinsamer Raum dieser Qualität auch frei und weit bleibt, und keiner Erwartungshaltungen oder Ansprüche darauf stellt. Interessante Verstehen in der Abenddämmerung, wo sich die Tiefe des Meeres mit der Weite des Himmels in den Farben angleichen. Ein Sinnbild für diesen Raum der inneren Stille und dieser Qualität von Intimität zwischen ihr und dem Schöpfer. Eine Dankbarkeit durchströmt sie und sie atmet seufzend lange aus. Die Stille in ihr wird noch tiefer und weiter. Es fühlt sich wie federleicht sein und gleichzeitig getragen in tiefer Zuversicht und Vertrauen ins Leben. Geborgenheit aus sich selbst und in sich selbst. Der Weg, diesen Raum in sich zu erfahren kann sehr lang sein und steinig, doch einmal kleine Momente erfahren im Leben, was eindeutig Spiegelungen dieses inneren Raumes sind, wird das Herz, die Seele und die Intuition nicht lockerlassen, sie wird mit jedem Hindernis und dem Gefühls des Aufgebenwollens ermutigen einfach weiterzugehen, tief vertrauend in den Weg. Und er lohnt sich. Was ein Geschenk des Lebens. Sie dreht sie um und will nach unten zu den andern gehen, als sie nichtsahnend in den Schöpfer läuft. ‚Oh!‘, kommt nur von ihr. Er grinst sie an und betrachtet ihr Gesicht in dem wenigen Licht eingehend. Sie steht ihm einfach nur gegenüber und beobachtet ihn dabei. Da ist eine tiefe Sicherheit, eine Ruhe, eine Stille, es ist kein bisschen unangenehm den Schöpfer so tief in sie hineinspüren – und sehen zu lassen. Sie hat nichts zu verbergen, sie ist ein offenes Buch für ihn und das wird sich auch nicht ändern. Sie nimmt wahr, wie er auf ihre innere tiefe Stille anfängt in die Resonanz zu gehen. Sein Schmunzeln wird größer, er sagt kein Wort, ihre Gesichtszüge sprechen für sich, ihre Körper sagen alles, es braucht keine Worte. Sein Blick sucht ihren und das restliche Licht spiegelt sich in beiden Augen. Wie lange sie sich angesehen haben, weiss keiner der beiden, irgendwann sagt der Schöpfer:‘Du schöpfst wieder Räume und dieser Raum ist besonders berührend, der war die ganze Zeit schon da, nur diese Tiefe hatte er noch nicht……‘, er pausiert kurz um Worte formen zu lassen. ‚Sehr interessant, wie du das machst fasziniert mich jedes Mal aufs Neue, ich kann gar nicht die passenden Worte dazu finden….‘, gibt er auf es in Worte zu fassen. ‚Lieber Schöpfer, es braucht keine Worte, es reicht ihn zu erfahren und es wahrnehmen können, denn das ist nicht selbstverständlich. Das Leben kann mir diese Räume schenken und ich nehme sie nicht wahr‘, erlöst sie ihn Worte zu finden. ‚Deine Gabe Dinge in die Kommunikation zu bringen, bringt mich manchmal noch etwas unter Anspannung, es nicht genauso zu können‘, sagt er ehrlich. ‚Das brauchst du nicht, es reicht es zu fühlen, tief zu verstehen und das kann auch ohne Worte geschehen‘, teilt sie ihr Verständnis. ‚Ich erwarte es auch nicht, ich weiss du hast diese Tiefe, auch wenn es dir manchmal schwer fällt es in Worte zu bringen, lass die Worte dich finden, einfach so‘, klärt sie von ihrer Seite. ‚Ich schätze das sehr sowie dieses Vertrauen schenken, dass ich meinen Zugang zu meiner Tiefe habe, auch wenn ich das weniger kommuniziere, ich lebe mehr danach als Worte dafür zu finden‘, erkennt der Schöpfer. ‚Ja, und das ist so wie es ist gut, Taten sprechen für sich lieber Schöpfer‘, ändert sie die Perspektive. ‚Wir haben alle unsere Stärken und Schwächen, deine sind Handlungen, meine sind das Schöpfen, welchen Weg es auch nimmt, über innere Bilder, über erschaffende Räume in mir, über Worte usw., lass uns einfach offen bleiben dafür, für die vielfältigen Wege, wie sich unsere Tiefe zeigen möchte, ja?‘, fragt sie ihn direkt. ‚Ich bin dabei, danke fürs Führen und danke dich führen zu dürfen mit meinen Handlungen‘, lächelt er sie liebevoll an. Sie streicht ihm mit ihrer Hand über seine Haare und legt ihren Arm um seinen Rücken. Die andere legt sie ebenfalls um seinen Rücken. Sie spürt seine Körperwärme in der mittlerweile frischen Meerluft. ‚Dir ist kalt‘, kommt prompt von ihm und er zieht sie näher in eine innige Umarmung. ‚Ja etwas schon, das merke ich allerdings jetzt erst‘, lacht sie. ‚Danke für dein aufmerksames achtsames Wahrnehmen und deine Fürsorge‘, kuschelt sie sich in seinen Oberkörper. Er küsst sie einfach nur auf den Kopf als Antwort. Handlungen und Taten für sich sprechen lassen, ja das kann er und das wird er auch weiterhin leben, ohne ihre Verantwortung zu übernehmen, doch da braucht er sich keine Sorgen zu machen, sie würde sofort darauf antworten. Ihre eigene Verantwortung zu behalten ist sehr wichtig und das betrifft auch ihr eigenes Reich. Sie werden ihre Reiche gemeinsam führen und dennoch wird sie in ihrem Reich die Führung sein, sowie er in seinem Reich. Im Prinzip sind sie beide auf einer Ebene und begleiten sich einfach nur im Führen der jeweiligen Reiche. Unterstützung, Ermutigung, Dasein bei Herausforderungen, Perspektivenwechseln eröffnen, andere Sichtweisen aufweisen, Raum erschaffen Dinge formen und wachsen zu lassen und diese intuitiv erwachsenen Entscheidungen mittragen, denn wenn er eins weiss, sie trifft keine leichtfertigen Entscheidungen, sie sind alle tief gefiltert und beinhalten viele Perspektiven und Sichtweisen. Er kann diese Fähigkeit nur unterstützen und wertschätzen, es verlangt von der Schöpferin eine Stärke, die über die Jahre sehr gefordert wurde und mit jeder Herausforderung stärker wird, sie braucht es, um ihr Reich wohlwollend zu führen aus ihrem Herz. Diese Wege brauchen mehr Kraft und innere Festigkeit als alles andere. Und das, was sie lebt, lebt er auch, nur war ihm das die ganze Zeit nicht so klar wie jetzt. ‚Lass uns reingehen, es ist wird zu frisch‘, dreht er sich seitlich halb aus der Umarmung und zieht sie mit Richtung Treppe nach unten.