Let nature speak :)























 




Ich wünsche dir/euch einen schönen Sonntag :)


 LINA MALY – SCHÖN GENUG

 

Forsetzung...



Schutzraum

Hannes und die Schöpferin sind in der Bibliothek angekommen. ‚Wo ist denn jetzt dieser Geheimgang?‘, will Hannes ungeduldig wissen. Die Schöpferin lacht und antwortet, Hannes es ein Geheimzimmer, shhhh, nicht so laut‘, geht sie zielstrebig auf eine Regalwand zu. ‚Sie winkt Hannes zu ihr und zeigt auf ein bestimmtes Buch. ‚Das ist der Eingang?‘, schaut er sie erstaunt an. ‚Nein, nicht direkt, das Buch holst du heraus und dahinter, im Regal befindet sich ein Knopf. Er sieht auch wie ein Ast im Stamm‘, lächelt sie ihn an. ‚Aber da komm ich ja gar nicht ran!‘, ist er sichtlich enttäuscht. Die Schöpferin zeigt auf eine Schiebeleiter, die am Regal entlangläuft. ‚Die soll ich holen?‘, schaut er sie fragend an. Nickend bestätigt sie. Er schiebt die Leiter an die Stelle des Buches. ‚Klettere rauf und schaue ob du die Stelle entdecken kannst‘, bittet sie ihn. ‚Oh, da sind aber viele solcher Äste!‘, bricht es aus ihm heraus. ‚Die, die direkt hinter dem Buch ist, dort drücke‘, weist sie ihn an. ‚Okay, ich versuche den hier!‘, drückt er fest auf den Knopf. Dieser bewegt sich ganz leicht und ein Teil des Regals neben ihnen gibt einen Spalt frei. ‚Wow!‘, ist er ganz fasziniert. ‚Komm‘, drückt die Schöpferin die Regalwand etwas mehr auf, so dass sie beide hindurch können. ‚Hier ist es sehr dunkel‘, sagt er etwas ängstlich. ‚Keine Sorge, hier ist der Lichtschalter‘, zeigt sie ihn Hannes. Das Geheimzimmer erleuchtet. ‚Ist das so cooooool!‘, bricht die Begeisterung aus Hannes. ‚Das ist besser als der Geheimgang!‘, ergänzt er. Die Schöpferin beobachtet ihn nur lächelnd. Er dreht sich im Raum um, er wirkt so groß. In der Mitte steht ein kleines Sofa, ein kleiner Tisch, eine Tischleuchte und in den Regalen an den Wänden stehen verschiedene Gegenstände. ‚Was ist das alles?‘, will er wissen. ‚Schätze die über die Jahre gesammelt wurden‘, zeigt sie auf ein Pferd aus Holz. ‚Sind das richtige Schätze?‘, ist er etwas ungläubig. ‚Ja, sie haben einen Wert‘, bestätigt die Schöpferin. ‚Also nix anfassen‘, schaut er sie fragend an. ‚Wenn du ganz vorsichtig bist, darfst du sie auch mal in die Hand nehmen‘, ist ihre Antwort. ‚Okay, ach schauen reicht auch, ich bin ja kein kleines Kinder mehr, dass alles angreifen muss‘, winkt er ab. Sie schmunzelt. ‚Und das ist jetzt ein Ort, wo ich mich verstecken kann, wenn ich will?‘, will er von ihr wissen. ‚Wenn du das magst, ja‘, lächelt sie. ‚Hm, okay, mal sehen, wenn die Tür zu ist, ja schon etwas komisch‘, ist er unsicher, ob ihm das so gefällt. ‚Schau die lässt sich ganz leicht von innen aufdrücken, also brauchst du keine Angst zu haben‘, zeigt sie, wie es geht. ‚Okay, trotzdem. Ich überlege es mir, irgendwie einsam hier‘, antwortet er unschlüssig. ‚Wie es dir guttut, mir war wichtig, dass du weißt, es gibt dieses Zimmer‘, kniet sie sich vor Hannes und schaut ihn liebevoll an. ‚Weißt du, ich vermisse meine Mama sehr, es kommt so in Wellen, da geht es mir nicht gut, da ist es innen so schwer, besonders hier‘, er zeigt auf sein Herz, ‚und dann ist es wieder weg, ganz plötzlich, ist das nicht komisch?‘, platzt es aus ihm heraus. ‚Nein, das ist nicht komisch, dass ist der Weg deines Körpers damit umzugehen. Darf es dasein?‘, will sie wissen. ‚Hm, warum nicht, ist ja irgendwie, als wenn Mama kurz hallo sagt und dann mich wieder mein Tag leben lässt‘, ist er frei raus. Die Schöpferin schmunzelt, wie schlau so ein Kinderkörper ist und wie nah am Leben und in dieser Verbundenheit damit, was als Erwachsene oft irgendwo verloren ging. ‚Das ist ein sehr schönes Verstehen, Hannes, genau, deine Mama, kommt dann kurz Hallo sagen und möchte dir die Kraft schenken, die du für den Tag brauchst‘, nimmt sie ihn in den Arm. Er lässt es zu und sie spürt keine Abwehrhaltung. ‚Danke, dass du und der Schöpfer uns nimmst, ich möchte nicht zu anderen Eltern‘, äußert er offen seine Ängste. ‚Nein, das wird nicht passieren, selbst wenn der Schöpfer das nicht wollte, ich werde euch nicht weggeben, niemals!‘, teilt sie ihre klare Wahl. Er umarmt sie nun auch und hält sie ganz fest. Sie bleiben einfach in der Umarmung und die Schöpferin wird erst loslassen, wenn er es von sich aus löst. ‚Was ist denn hier los‘, hören sie auf einmal von dem Türspalt. Nilson streckt sein Kopf rein. Hannes löst sich von der Schöpferin und strahlt ihn an:‘ Ich darf hier herkommen, wann ich will, doch ob ich will, weiss ich noch nicht.‘ Nilson lacht, ihm gefällt diese erfrischende Direktheit von Hannes. Lucie hat etwas sehr Wertvolles geschafft, ihre Kinder dürfen authentisch sein. So wichtig, im Leben zu bestehen. ‚Das kannst du entscheiden, Hannes‘, lächelt Nilson ihn an. ‚Kommst du mit mir zu den Pferden?‘, nimmt er Nilsons Hand und schaut zur Schöpferin, ‚wir sind hier ja fertig, oder?‘ Die Schöpferin lacht und meint: ‚Ja klar, geht ihr nur zu den Pferden.‘ Sie macht das Licht aus, verschließt die Tür und stellt das Buch zurück ins Regal. Die Leiter lässt sie stehen, falls Hannes doch diese Option nutzen will. Ein Seufzen nimmt eine Spannung aus ihrem Körper, die sie nicht wusste in ihr getragen zu haben. Es ist wohl noch ein Rest von gestern. Ein menschlicher Körper ist sehr faszinierend, wenn die Sprache verstanden wird. Körpersprache ist wie eine Fremdsprache, wenn lange keine bewusste Verbindung zum eigenen Körper bestand. Auf dem Weg zum Wohnbereich des Schlosses, begegnet ihr Rosa. ‚Hallo Rosa‘, begrüßt die Schöpferin sie. ‚Hallo‘, lächelt sie etwas zurückhaltend. ‚Wo geht es hin?‘, möchte die Schöpferin wissen. ‚Ich wollte in die Küche, Ida hat gesagt sie backen Kuchen heute‘, antwortet Rosa. ‚Hm, lecker, ich komme mit‘, schließt sich die Schöpferin an. ‚Gerne‘, läuft Rosa weiter. Rosa macht Dinge gerne mit sich aus, die Schöpferin wird behutsam auf sie zugehen. Einfach nur Raum sein und sie in ihrem Weg begleiten. ‚Welchen Kuchen gibt es denn?‘, fragt die Schöpferin im Laufen. ‚Schokolade und Kirschstreusel‘, antwortet Rosa. ‚Hm, lecker!‘, lächelt die Schöpferin Rosa an. ‚Hast du als Kind auch gerne gebacken?‘, will Rosa wissen. ‚Ja manchmal, ich war lieber draußen mit der Piratin und der Forscherin‘, lacht die Schöpferin. ‚Oh, okay, ich dachte als Königin muss man sowas‘, lacht nun auch Rosa. ‚Oh zum Glück legten meine Eltern da keinen Wert darauf, ich durfte genaugenommen das leben, das mir Freude machte‘, überlegt die Schöpferin. ‚Das ist schön‘, lächelt Rosa. Eine kurze Stille entsteht, dann teilt sie etwas trauriger: ‚Mama, hat uns auch nicht vorgeschrieben, was wir machen sollen. Sie hat uns in allem unterstützt. Es tut so weh, dass sie nicht mehr da ist, ihre Stimme nicht zu hören, ihre Umarmung…..‘ Ihre Stimme bricht weg und Tränen laufen die Wangen runter. Die Schöpferin nimmt sie in den Arm und hält sie einfach nur. ‚Es darf alles sein, lass es einfach dasein‘, spricht die Schöpferin besänftigend. Rosa kann nur still nicken. Sie legt ihre Arme ebenfalls um die Schöpferin und so stehen sie eine ganze Zeit, bis Rosa sich erneut stärker fühlt. ‚Danke‘, löst sie sich aus der Umarmung. ‚Sehr gerne‘, antwortet die Schöpferin und ergänzt, ‚wenn du es brauchst, kommst du, ja? Egal wie spät oder wann.‘ Rosa nickt still und wischt sich die Tränen ab. ‚Komm, wir gehen backen‘, nimmt die Schöpferin Rosas Hand und führt sie weiter Richtung Küche. Dort sind Adele und ihre Mutter Ida schon am Zutaten vermischen. ‚Oh wie schön, wir haben Verstärkung!‘, ruft Ida freudig und streckt den Arm aus, um Rosa an ihre Seite zu bitten. Ihre Mutter hat ebenfalls verstanden, dass Rosa etwas mehr Raum braucht, damit sie sich sicher fühlt und die Trauer nicht mit sich ausmacht. ‚Schöpferin, du kannst schon den Kirschstreusel mit Adele machen. Rosa und ich machen den Schokoladenkuchen‘, lächelt sie Rosa warm an. ‚Ja, gerne‘, schließt sich die Schöpferin Adele an, die einige Zutaten schon vermischt hat.

Der Schöpfer ist am Schloss angekommen, da sieht er Hannes und Nilson im Stall. ‚Hey, ihr zwei‘, begrüßt er die beiden. ‚Oh, Isabell hat dich reiten lassen‘, ist Nilson erstaunt. ‚Ja, ich habe schon gehört, sie wählt sich ihre Reiter aus‘, lacht der Schöpfer. ‚Du warst bei Gustav‘, grinst Nilson wissend. ‚Ja, es war ein sehr angenehmes Gespräch mit ihm‘, teilt der Schöpfer und will Isabell absatteln. ‚Das mache ich‘, kommt ein Stallbursche und nimmt den Sattel vom Schöpfer. ‚Danke, hätte ich auch selbst machen können‘, bedankt sich der Schöpfer. ‚Unser fleißiger Felix‘, lobt Nilson seinen treuen Stallburschen. ‚Danke, Nilson‘, ist dieser sichtlich berührt. ‚Was macht ihr beiden?‘, fragt der Schöpfer Hannes. ‚Ich wollte zu den Pferden, die mögen mich und ich sie‘, gibt er bekannt. ‚Pferde sind tolle, sensible Tiere‘, streicht er Isabell über ihren Rücken. Sie ist leicht geschwitzt unter ihrer Satteldecke. ‚Komm wir reiben sie etwas ab‘, gibt er Hannes eine Bürste und er nimmt ein Handtuch. ‚Ja mach ich!‘, kommt von Hannes. Nilson beschließt einigen Dingen im Schloss nachzugehen und überlässt Hannes dem Schöpfer. ‚Weißt du, was mir die Schöpferin gezeigt hat?‘, er schaut sich um, sicherstellend, dass keine Mithörer in der Nähe sind und flüstert dann ganz leise, ‚ein Geheimzimmer in der Bibliothek!‘ ‚Oh, das ist natürlich was ganz besonderes‘, flüstert der Schöpfer zurück. ‚Aber ich will da glaube ich gar nicht hin‘, sagt er dann ganz trocken. ‚Aha, wieso nicht?‘, hakt der Schöpfer nach. ‚Ist mir zu einsam dort, aber wer weiss, vielleicht brauche ich das mal, wenn ich die Nase von euch voll habe!‘, lacht er. Der Schöpfer lacht ebenfalls, dieses kleine Kerlchen, so frei raus authentisch. Lucie muss eine sehr große menschliche Stärke gehabt haben, er hat sie ja nur kurz kennengelernt, doch an den Kindern zeigt sich, welche Kraft einer Mutter dahinter steckt. ‚Genau, du entscheidest, wann und ob es eine Option für dich ist, immer gut so eine Option zu haben. Ich habe ein Turm‘, erklärt er Hannes. ‚Wow, ein TURM für dich allein???‘, ist Hannes nun ganz erstaunt. ‚Ja, bei dem nächsten Besuch meiner Insel kommst du mit‘, schaut der Schöpfer Hannes an. ‚Wow, ich DARFT MITSEGELN, auf dem RICHTIGEN MEER?‘, seine Augen werden immer größer. ‚Ja.‘, ist die einfache Antwort des Schöpfers. ‚Oh, da freue ich mich jetzt schon!‘, ist er hin und weg. Der Schöpfer lacht und reibt Isabell weiter trocken. Sie genießt die doppelte Streicheleinheit. ‚Isabell ist das Pferd der Schöpferin, sie lässt nicht jeden reiten‘, sagt Hannes auf einmal. ‚Ja, das habe ich schon mitbekommen‘, grinst der Schöpfer. ‚Sie vertraut dir wohl‘, ist Hannes Erkenntnis. ‚Offensichtlich‘, bestätigt der Schöpfer und streicht ihr ein Haar aus dem Augenbereich. ‚Ein tolles Tier‘, schaut er Hannes an, dann will er wissen, ‚kannst du auch reiten?‘ ‚Ich? Nein, bis jetzt nicht‘, ist er direkt. ‚Dann hast du morgen eine Reitstunde‘, grinst der Schöpfer ihn an. ‚Echt? Das wird ja besser und besser hier‘, stellt sich Hannes ganz aufrecht hin aus stolz. Der Schöpfer nickt nur und schmunzelt. Als sie fertig sind Isabell abzureiben, geben sie ihr noch etwas Futter und frisches Wasser. ‚Komm wir gehen schauen, wo deine Schwestern sind‘, fordert der Schöpfer Hannes auf. ‚Okay, wenn es sein muss‘, seufzt er tief. ‚Oh, so schlimm?‘, neckt er Hannes. ‚Naja, die machen ja eh nur so Frauenkram!‘, platzt es aus Hannes. Der Schöpfer lacht und fragt nach: ‚Was ist denn Frauenkram und wo hast du das Wort her?‘ ‚Mein Freund Levin hat mir das erklärt!‘, erklärt er. ‚Und was soll das sein?‘, will der Schöpfer genauer wissen. ‚Na so basteln, malen, Küchenkram oder im Haushalt das Zeug‘, ist seine Antwort. ‚So, so und dir macht davon nichts Spaß?‘, hakt der Schöpfer nach. ‚Naja, Kuchen backen tu ich schon gerne, vor allem das Schüssel auslecken danach oder dazwischen vom Teig naschen‘, ist er ehrlich. ‚Es ist völlig okay so Frauenkram als Junge gerne zu machen‘, versucht der Schöpfer die Wertung etwas zu nehmen. ‚Okay, dann darf ich das ja wieder machen‘, ist Hannes sichtlich erleichtert. Der Schöpfer seufzt, diese Einteilung von Fertigkeiten in Frauenkram und Männerkram findet er eh unsinnig. In einer Familie gehört das alles zu dem Ganzen und die Beteiligung ist geschlechterunabhängig. Auf dem Weg ins Schloss treffen sie Nilson. ‚Wo sind die anderen‘, möchte der Schöpfer wissen. ‚Alle in der Küche, gibt bald leckeren Kuchen‘, schaut Nilson Hannes wissend an. Der rennt los, ohne was zu sagen. Nilson und der Schöpfer lachen. ‚So viel zu Frauenkram‘, teilt der Schöpfer. ‚Oh, gab es schon Grundsatzdinge zu klären‘, berührt Nilson den Schöpfer wissend am Arm. ‚Ja, eine erste Aufklärung fand schon statt‘, lacht der Schöpfer. ‚Ihr werdet das gut meistern, vertraue einfach deinem männlichen Instinkt und deinem Herz‘, lächelt Nilson ihn warm an. ‚Danke, das werde ich‘, bedankt sich der Schöpfer. ‚Ich werde noch ein paar geschäftliche Dinge erledigen, bis später‘, verabschiedet sich Nilson. ‚Wenn ich dich unterstützen kann, sag Bescheid‘, bietet sich der Schöpfer an. ‚Danke für das Angebot, doch aktuell ist es wichtiger für die Kinder da zu sein‘, winkt der dem Schöpfer zu. ‚Alles klar, bis später‘, verabschiedet sich auch der Schöpfer. Auf dem Weg in die Küche lässt er den Vormittag nochmal im Rückblick durch sein Inneres gehen. Es fühlt sich alles so getragen an. Zwischen ihm und der Schöpferin und dem gesamten Umfeld hier auf dem Schloss. Eine Dankbarkeit durchflutet ihn. Die Dankbarkeit, für all die Wege und die Gaben, die sie offenbaren, Stück für Stück.

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