Sarkasmus, Ironie und shaky being
Guten Morgen :)
Anke hat lange geschlafen, okay, relativ wenn ich als Mutter spätabends Fahrdienst habe ;) doch mein Körper hatte genug Schlaf, um erneut zu weiten.
Mein shaky being hat diese Woche doch ziemlich dicht machen wollen.....ganzkörperlich gespürt - jedes Mal so interessant, wenn Schutzmuster greifen.
Shaky being - diese Verletzlichkeit als Mensch, die uns ganz deutlich zeigt, wir sind nicht unsterblich, unfehlbar und haben GAR NICHTS unter Kontrolle.
Shaky being ist diese Verletzlichkeit die verwundbarsein zeigt, die Schmerzen beinhalten, Traurigkeit, Überforderung, Verletztsein, bodenloses angstvolles Schweben.
Wie Menschen mit diesem Zustand umgehen, ja, da gibt es sehr viele Formen und Ausprägungen.
Stecke ich in einer Situation, die ich nicht sofort oder langfristig verändern kann, kann es schnell passieren, dass ich in die Täter-rolle oder Opferrolle ANS bedingt abrutsche, unbewusst.
Täterrolle meine ich seine Verletzlichkeit, weil sie zu überwältigend ist und zu weh tut, nach außen zu tragen. Frustabladen auf persönlicher Ebene (damit meine ich nicht, über seinen eigenen Frust sprechen mit Selbstverantwortung), Ironie, Sarkasmus sind dann oft die Ausdrucksweisen, wie sich das zeigt. Aus der eigenen Verletzung wird der Schmerz so transportiert. Schenkt etwas Erleichterung, ist allerdings nur Verlagerung und provoziert im Außen kein gutes Umfeld. Das Leben wird dadurch nich leichter, sondern eher noch erschwerter. Denn es wird Menschen geben, die tolerieren das nicht und keiner muss das tolerieren.
Ende ich dann in der Opferrolle, bin ich verbittert - da kommt dann gar nichts mehr, gezwungenermaßen tief gebeugt geworden, keine Kraft mehr sich selbst aus der Situation zu befreien, oder keinen Raum dazu zu haben. Durch ständiges ausgesetzt sein von Sarkausmus und Ironie.
Ich habe vor einigen Jahren online gepilgert, hatte ich ja schon öfter erwähnt. Patti Digh hat das sehr intuitiv gestaltet und ein Thema war auch Sarkasmus und Ironie in Bezug auf den Buddhismus.
Dazu habe ich einen interessanten Text gefunden:
http://www.buddha-dhamma.de/humor.htm
Je unbewusster ich lebe, das heißt ich nehme meinen eigenen Schmerz NICHT wahr, umso unschöner diese Formen von Sarkasmus und Ironie.
Hab ich das mal gelebt?
Ohja, und das Pilgern hat mir meine Augen geöffnet.
Es hat mich im Prinzip schon aus der beginnenden Verbitterung gerettet. Die beginnt sich zu entfalten, wenn ich keinen Unterschied mehr machen kann.
Was ist die Lösung, um aus diesen Dynamiken zu gehen?
Metakognitiver Raum = Reflektion über das eigene Sein.
Verantwortung zu übernehmen für die eigene Person, mit all dem was in mir vorgeht.
Eine Freundin hat mir gestern abend ein interessantes Video geschickt, da ging es um diese zwei Seiten der Medaille und die dritte. Nämlich den Rand der Medaille, das keine Opfer- oder Täterrolle ist, sondern dieser metakognitive Raum ist wie ich ihn nenne.
Bewusst zu wählen, nicht teilzunehmen auf der Täterseite oder Opferseite.
Dazwischen zu balancieren ist nicht einfach.
Und oft bleibt nur rausziehen aus Situationen, wo diese Seiten der Medaillen unbewusst als Dynamik gelebt wird.
Wann lebe ich diese Dynamik?
Wenn ich mein eigenes shaky being wegschiebe.
Wenn mir Menschen, die ihr shaky being ganz offen leben, mich an meinen eigenen Schmerz erinnern und ich das absolut nicht wahrnehmen will, wenn ich vor dieser verletzlichen, streblichen, ungötterhaften, besiegbaren, erschütterlichen, unperfekten, 'schwachen' menschlichen Natur weglaufe.
Shaky being zu sein erfordert sehr viel Mut.
Denn oft wird das als 'SCHWÄCHE' benutzt, um in Konkurrenzdynamiken zum Vorwurf zu machen und andere Menschen damit zu erniedrigen.
Doch wer ist hier wirklich erniedrigt?
Der Mensch, der die menschliche Würde eines anderen misachtet, erniedrigt sein eigenes shaky being sowas von. Das tut weh. Verdammt weh.
Menschen, die Zugang zu ihrem shaky being haben, haben Demut und Mitgefühl aus ihrer eigenen menschlichen Lebenserfahrung - sie wissen Sarkasmus und Ironie tun weh und sind in vielen Situationen sehr unangebracht.
Doch solange ich das, für mich nicht selbst erkenne - dass ich im Prinzip beim AUSTEILEN um mich herum, nicht die anderen verletzte, sondern mein eigenes Shaky being misachte, wird sich nichts ändern.
Es vertieft diesen inneren Schmerz massiv und da rauszukommen, geht oft nur, wenn der Körper so massiv aus dem Funktionieren holt, dass Demut die einzige Lösung bleibt. Erkennen, entweder ich nehme meine eigene Menschlichkeit an und lebe achtsam daraus oder mein Körper wird weiterhin in den Aufstand gehen, denn wenn ich meine eigene Würde nicht achte, duldet er es am wenigsten.
Der Weg sich selbst einzugestehen - wow, ich war wirklich sehr verletzend mit meinem Sarkasmus und meiner Ironie anderen gegenüber, doch am meisten habe ich mich selbst damit verletzt, gehen nur wenige, doch es gibt sie. Und ich bin dankbar sie in meinem Leben zu haben :)
Ein shaky being in unserer Gesellschaft zu zeigen ist nicht erwünscht.
Und für die Mutigen, die es trotzdem tun, danke, denn das ist Menschlichkeit und dann kann ich als anderer Mensch auch wirklich dasein - ohne mitzuleiden, einfach dasein, Raum sein, um diese Verletzlichkeit bestehen zu lassen, sie zu achten.
Was dann passiert, ist fast wie ein Wunder - es zeigt sich in der Annahme dessen, eine Kraft aus einem selbst, die erst dann zum Vorschein kommt.
Wesenskraft.
Die wirkliche Veränderung vorwärts bringt.
Ich die Kraft habe, um neue Wege zu gehen.
Ich die Kraft habe, mutig zu springen, ohne doppelten Boden, doch ich weiss, es braucht jetzt diesen Schritt FÜR meine WÜRDE.
Wenn ich als Mensch, schon einige Erfahrungen gemacht habe, dass mein 'shaky being' gegen mich verwendet wurde, werde ich es um jeden Preis schützen und es wird diese unschönen verletzenden Schutzmuster auf den Plan rufen.
Sich verletzlich zu zeigen, spiegelt allen drumherum, das, was selbst in uns ist.
Doch Spiegelungen sind nun mal das was sie sind - pur - und kennen kein gutes oder schlechtes Gefühl.
Sie sind dazu da, erkennen zu lassen - um Veränderung zu bewirken oder zu bestärken.
Kurzfazit zu diesem Post:
Humor ist gut - doch nur der Humor, der nicht auf Kosten von anderen geht und aus eigener Erfahrung ein Verstehen ausdrückt.
Die Schwere etwas nimmt - den anderen zum lächeln bringt - ihn nicht mit höhnischem Lachen noch mehr zu Boden zwingt oder in die Opferrolle.
In solchen Momenten ist metakognitiver Raum die beste Wahl und machmal heißt es dann sich rausziehen und rausnehmen aus solchen Settings, Situationen, Kontakten.
Mein shaky being nimmt diese sarkastischen und ironischen Kommentare sehr schnell wahr - sie schmerzen, selbst beim zuhören auch wenn es nichts mit mir zu tun hat.
Deshalb heißt das für mich, Begrenzung des Kontaktes wenn nicht anders geht, auf Minimalraum oder Abbruch.
Das ich mich verändern kann, weiss ich aus eigener Erfahrung - doch das geht nur mit ehrlicher Selbstreflektion und mir selbst verzeihen, mithilfe von Verstehen, WARUM ich Sarkasmus, Ironie, Hohn, Schadenfreude gelebt hatte.
Und was menschlich echter Raum, wo ein shaky being seinen sicherern Raum bekommt, wirklich bewirken kann, darf ich in meinem Berufsalltag jeden Arbeitstag aufs Neue erfahren.
Dieser Weg und dieses Raum-geben und -halten ist es so wert für unsere Menschlichkeit.
Allerdings setze ich ganz klar Grenzen und es wird kein Raumgeben von meiner Seite, wenn ich merke, da ist keine Einsicht in irgendwas und es beginnen diese Dualitätdynamiken, einfach Abladen ohne Eigenverantwortung.
Dann ist es Zeit, das Leben sein Ding machen zu lassen und mein Raum klar zu halten und wenn notwendig zu schützen.
Hallo November - was leben wir?
Weiterhin Menschlichkeit, auch wenn das mit so vielen Hürden und Hindernissen verbunden ist.
Kleine Kreise machen auch Wellen.
Und ich gebe meine Menschlichkeit mit meinem 'shaky being' nicht mehr auf.
Für mein Menschsein und für das Menschsein für andere, die ihr Menschsein annehmen und daraus ganz viel bewegen, für sich einen Unterschied machen und das auch tun.
Tiefes Seufzen - Körper und ANS bestätigen.
Lieber November, was leben wir?
Hm, mal formen lassen :)
Ich wünsche dir trotz dem gespiegelten Thema heute einen guten Feiertag oder Freitag :)
Mark Ambor - Good To Be
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