Liebevolles Scheitern

 












~ wave to be - liebevolles Scheitern, wie oft gelebt? ~



 

Liebevolles Scheitern

Die Piratin und der Fährtenleser treffen sich im Flur. ‚Hey, wie war euer Tag?‘, möchte der Fährtenleser wissen. Die Piratin ist sichtlich berührt von dem ganzen Geschehen. ‚Alles gut?‘, fragt der Fährtenleser genauer nach, er spürt sie ist sichtlich in ihrer Verletzlichkeit. ‚Hm‘, ist das einzige das von der Piratin kommt. ‚Nicht alles gut‘, fasst der Fährtenleser zusammen. Sie nickt. ‚Okay, was brauchst du jetzt?‘, hilft der Fährtenleser die Piratin aus ihrem inneren Zustand zu navigieren, oder braucht es das überhaupt? Er wird stutzig, sie spürt sein Innehalten schaut ihn fragend an. ‚Ich habe da gerade so ein inneres Verstehen…..‘,erklärt er, um sie nicht noch mehr in ihre Verletzlichkeit zu pushen aus Unwissen was ihn betrifft. Sie nickt und zeigt Richtung Treppe, sie braucht jetzt erstmal Raum für sich, der Fährtenleser darf sie gerne begleiten, wenn er das möchte. Er folgt ihr und ist mit dem, was in ihm diesen Stopp gesetzt hat. Liebevolles Scheitern huscht ihm durch seinen ganzen Körper. Wow, das hat Kraft, sich das selbst einzugestehen, sich zu erlauben liebevoll zu scheitern. Das betrifft so vieles. Was ihren gemeinsamen Raum angeht. So perfekt er das gerne machen würde, es geht gar nicht. Sie sind zwei eigenständige menschliche Wesen. Er kann ihr anbieten da zu sein, aus seiner inneren Ruhe anbieten, selbst wieder dahin zu kommen, doch was ihr Körper damit macht, entscheidet letztlich ihr Körper. Als sie in ihrem Zimmer angekommen sind, legt sich die Piratin aufs Bett. So kennt er sie nicht. Sie ergibt sich gleich, keine Abwehrhaltung, pure Ergebung, an das, was in ihr gerade stattfindet, dieses sichtlich tief berührt sein. Er weiss nicht, um was es geht, ein sehr unangenehmes Gefühl. Er setzt sich in den Sessel und gibt ihr Raum, ist einfach nur da in der Nähe. Wann hat er sich so das letzte Mal gefühlt? Ehrlich gesagt noch nie, denn er war bisher mit keinem weiblichen Wesen so nah. Oh, dieses Nichtwissen fordert ihn ganz schön, wann hat sich das verändert? Das es ihn so berührt, wenn es der Piratin nicht gut geht? Ist das, was Schlechtes? Nein, eine klare Antwort aus seinem Herzen, es ist nur natürlich im Menschsein und im Nahsein. Doch trotz allem ist da auch seine sanfte Kraft, die den Raum hält. Spielt es eine Rolle, dass er es jetzt sofort wissen muss, was es ist? Nein, denn jegliche Worte wäre liebevolles Scheitern. Liebevolles Scheitern, obwohl Scheitern so was Unangenehmes hat, ist liebevolles Scheitern zwar auch schmerzhaft, doch es ist getragen durch ein tiefes Ja – ich bin hier und bleibe da für diesen Menschen. Ich gehe nicht einfach so, ungeklärt oder aus Überforderung. Ich werde so oft liebevoll scheitern, wie es das braucht, um ein Leben gemeinsam zu gestalten. Er atmet tief aus und ein, dieses unangenehme Gefühl des Nichtwissens und nicht wirklich konkret agieren zu können, wird weich, entspannt sich, geht über in eine natürliche Wohlfühlfacette. Was hat das möglich gemacht. Radikale Akzeptanz, kommt in den Sinn. Ja, er hat für sich radikal akzeptiert, er kann für die Piratin nicht so Dasein, wie sie es vielleicht jetzt brauchen würde aus seiner Sicht, er ist liebevoll gescheitert mit seiner Intention ihren Zustand verändern zu wollen. Nein, niemand sieht seine Liebsten gern leiden, doch aus Erfahrung weiss er, sie findet damit ihren Weg und das Vertrauen ist tief gereift und gewachsen. Es gibt Phasen des aktiviert sein, da möchte er auch nicht reden, da geht reden auch gar nicht. Erst, wenn wieder eine gewisse innere Ruhe eingekehrt ist, dann werden die Worte kommen. Würde er versuchen sie zu bewegen mit ihm zu reden, wäre es ein liebevolles Scheitern. Liebevolles Scheitern, ist das Sehen und Wahrnehmen, der liebevoll gemeinten Intention, auch wenn sie situativ aktuell nicht passt. Doch anstatt sauer oder verärgert darauf zu reagieren, könnte das eine Möglichkeit sein, anzuerkennen, dass meinem Gegenüber mein Wohlwollen sehr wohl sehr wichtig ist, doch seine Art und Weise da zu sein aktuell nicht passt und wenn der andere erneut kommunizieren kann, kann es vielleicht formuliert werden, des wie, damit der Raum geschaffen werden kann dazu. Liebevolles Scheitern, was ein schöner warmer und getragener Raum, ohne Vorwürfe, Erwartungshaltung und zusätzlichem Frust in schon aktivierten Zuständen. Sein Blick liegt auf der Piratin, sein nächster Impuls, auch wenn es ein liebevolles Scheitern werden könnte, ist sie zu umarmen, sie wortlos zu halten. Wenn sie es nicht möchte, dann wird sie es über ihre Körpersprache ausdrücken. Ist er bereit, sich dem liebevollen Scheitern bewusst auszusetzen? Er muss ein lautes Loslachen unterdrücken, denn, wenn er das im Rückblick sieht, lebte er das von Anfang an dieses Risiko. Als er sich hinter sie legt und seine Arme um ihren Körper legt, rückt sie noch etwas näher an ihn und seufzt tief. Diesmal ist er nicht liebevoll gescheitert, sondern hat erstmal seinen Körper zur Regulation angeboten. Sie umschließt seine Arme mit ihren und deutet an, sie ganz fest zu halten. Er folgt ihrer Führung und lässt innerlich los, all diese Bedenken liebevoll zu scheitern sind weg. Wenn er auf seinen Körper hört und seinen Instinkt, wird er es ungefähr passend finden.  Er denkt an manche Situationen zurück mit anderen Frauen, die seine Versuche da zu sein ihm zu Vorwürfen gemacht haben, erschreckend, dass so im Rückblick zu sehen und verstehen. Er hat die Erwartungshaltungen der Frauen nicht erahnen können, doch es wurde erwartet und wenn er es versucht hat, gab es noch zusätzlich eins obendrauf. Auch ein Grund warum er segeln ist. Freiwerden von all dem was gehen wollte, um die Möglichkeit zu eröffnen, das zu erfahren, das möglich ist auf einer gleichen Ebene mit einem weiblichen Wesen. Eine Dankbarkeit durchflutet ihn. Obwohl die Piratin anfangs so auf Abwehr war, ist er nicht gegangen, er blieb. Warum? Nach all der Vorerfahrung? Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, sein Instinkt meint prompt: weil es wert war diesen Weg zu gehen und es intuitiv als tiefes Wissen da war. Die Piratin ist noch lange nicht dort, wo sie ihr wahres Wesen ganz lebt, doch das spielt für ihn keine Rolle, was der Weg schon offenbart hat, ist ein Wunder. Es hat auch ihn wachsen lassen und er möchte genauso aus einem Wesen das entfalten, was noch möglich sein kann zwischen ihnen und auch für das Umfeld. ‚Danke‘, seufzt die Piratin tief und dreht sich in der Umarmung um. ‚Sehr gerne‘, sagt er sanft. Sie kuschelt sich nah an ihn und genießt dieses Geborgenheitsgefühl. Diese starke für sich bestehende Frau liegt hier komplett verletzlich in seinen Armen. Was ein Vertrauen. Dieses Verstehen jagt ihm ein Gänsehautschauer über die Haut. ‚Alles okay?‘, fragt sie. Er lacht und spricht sanft weiter: ‚Ich habe gerade verstanden, was du lebst und welch ein Vertrauen dazu nötig ist, dass du hier so verletzlich in meinen Armen liegst.‘ ‚Hm, ja, das ist schon was‘, sagt sie ebenfalls sanft. ‚Ja, das ist was‘, küsst er sie auf die Haare. ‚Das ging auch nur mit deinem beständigen unerschütterlichen Dasein‘, lässt sie ihn wissen. ‚Hm‘, ist das einzige das er antwortet. Sie fängt an sich zu strecken und er lässt die Umarmung los. Ganz lang machend dreht sie sich auf den Rücken und schaut zur Decke. ‚Wow!‘, atmet sie lange aus. ‚Willst du mir erzählen was war?‘, wagt der Fährtenleser erneut liebevoll zu scheitern. Sie lächelt und dreht sich auf die Seite. Ihre Gesichtszüge sind ganz weich und sie wirkt so verletzlich. Am liebsten hätte er sie wieder in den Arm genommen, doch da gibt sein Körper klar zu verstehen, wäre ein sofortiges liebevolles Scheitern gewesen. Sie schaut ihn tief an und beginnt dann: ‚ Wir hatten heute nach dem Frühstück ein Gespräch unter Frauen. Es ging um Lucie und dass sie das, was wir hier gerade erfahren dürfen als Paare nie erfahren wird oder hier auf der Insel gar keine Chance hatte. Ihre Töchter erfuhren welchen Weg sie für sich und die Kinder gegangen ist, ohne doppelten Boden und Absicherung. Sie hat es trotzdem gewagt, einen Raum für ihre Kinder zu erschaffen, damit sie aus langen Generationenmuster herauswachen dürfen. Das hat mich zutiefst berührt, da es mich auch betrifft. Würdevolles Frauseindürfen – natürlich wohlfühlend.‘ Ihr laufen die Tränen die Wangen herunter. Sie versucht weiterzusprechen, doch der Fährtenleser sagt nur instinktiv: ‚Schhhhh, es ist okay, es darf sein.‘ Legt seine Armen um sie und zieht sie näher. Sie lässt es zu, also war es das passende. Der Fährtenleser ist erstaunt wie nah, in intimen Räumen, dieser Kipppunkt ständig präsent ist: liebevolles Scheitern oder passend Dasein zu können. Er spürt, wie sie erneut ruhiger wird und tiefer atmet. ‚Ich darf dieses würdevolle Frauseindürfen erst mit dir wirklich erfahren und ich bin noch lange nicht da wo ich gern sein würde lieber Fährtenleser. Ich weiss gar nicht wie ich dir danken soll, für all deine Geduld, Mut da zu sein, trotz meinem Abwehrschutz, deinen Raum, der es einfach von selbst entfalten lässt…‘, bricht ihre Stimme erneut. ‚Hey, ich liebe es für dich da zu sein und dir zusehen zu dürfen ist eine Ehre, ein Geschenk des Lebens liebe Piratin, es bereichert mich genauso und lässt mich genauso in dieses würdevolle Mannsein hineinreifen‘, sagt er mit einer ruhigen Stimme. Sie hebt den Kopf und schaut ihn mit verweinten Augen lächelnd an. ‚Was eine Chance vom Leben, oder?‘, sagt sie. ‚Ja, was für eine Chance und ich bin mir selbst so dankbar mehr auf meinem Instinkt gehört zu haben, wie auf meinen Verstand‘, grinst er sie schelmisch an. ‚Hm‘, grinst sie zurück. Dann küsst sie ihn lange. Aus dem Kuss wird langsam mehr und sie genießen beide diesen Flow aus der Verletzlichkeit in eine guttuende sanfte Intimität.

Danach liegen beide nebeneinander und der Fährtenleser teilt sein Verstehen von vorhin mit ihr. Sie hört interessiert zu und spürt auf ihre Resonanz in ihrem Körper. ‚Wow, das ist mutiges Sein und doch so voller Liebe!‘, ist sie ganz fasziniert. ‚Ja, das ist es. Können wir das aktiv leben?‘, will er wissen. ‚Du meinst, wenn du für mich Dasein willst, doch es passt situativ nicht und ich einfach zu dir liebevolle Sagen: Liebevoll gescheitert?‘, fragt sie nochmal nach. ‚Ja so ungefähr oder zumindest dieses Wissen in dir zu haben, wenn Worte situativ nicht möglich sind‘, teilt er weiter. ‚Ja, gerne, warum nicht. Das ist Fürsorge. Und ja ich weiss nicht immer, was du gerade situativ brauchst, nur weil es zuvor schonmal passend war‘, spürt die Piratin auf ihre Resonanz. ‚Ja, das mein ich, dass wir uns nicht gegenseitig zum Vorwurf machen, wir können nicht füreinander Dasein, wie wir das brauchen‘, versucht er es in Worte zu fassen. ‚Oh, da geht was bei mir in die Resonanz‘, dreht sie sich auf die Seite, hält ihren Kopf mit ihrer Hand um ihn ansehen zu können. Er hält ihren Blick und spürt auf was sie hinauswill. ‚Es gab da sehr viele unschöne Erfahrungen, auf deine Fürsorge‘, ist sie direkt. Er nickt nur. ‚Das tut mir leid, doch ich kann mich da nicht herausnehmen, denn ich weiss nicht ob ich von Anfang an deine Fürsorge wirklich gesehen habe‘, ist sie ehrlich. ‚Danke, doch es ist anders mit dir‘, überlegt er. ‚Was ist anders?‘ will sie wissen. ‚Du warst so bedacht, das mit dir selbst zu regeln, ich glaube es war für dich eher was Unbekanntes, statt zu erwarten, es muss genauso laufen und sein‘, lässt er die Worte fließen. ‚Hm, da ist was Wahres dran, wenn ich es nicht wirklich kenne, woher soll ich richtig annehmen können, sofort‘, lässt sie die Worte im Raum stehen. ‚Ja, das ist es eher gewesen, du hast es nicht kleingemacht, sondern warst eher überfordert, was du damit machen sollst‘, lacht er nun frei und weit. ‚Stimmt, es hat mich haltlos überfordert‘, lacht sie nun auch. ‚Wusste nicht, wie man sowas annimmt, von einem männlichen Wesen‘, grinst sie. ‚Ja und schau dich an, du schenkst mir dein ganzes Vertrauen in meine Fürsorge‘, lächelt er warm. ‚Danke, ja das stimmt, doch auch nur, weil du mich zu 100% respektierst und mir meinen Raum weiterhin gibst, das mit mir selbst zu klären. Allerdings muss ich zugeben, es ist viel angenehmer im unangenehmen Durchgehen, wenn du da bist, einfach nur da, körperlich, räumlich anwesend‘, antwortet sie. ‚Das freut mich, es tut mir gut zu wissen, meine Fürsorge tut gut‘, ist er warm berührt. Sein ganzes Wesen wird weit und fühlt sich richtig belebt. ‚Ich will mit dir dieses Neue leben, dieses mutige Dasein, ohne zu wissen ob es passt, und liebevoll zu scheitern. Doch das setzt voraus wir können dann, ab einem gewissen Punkt wieder kommunizieren, was gerade passen könnte, wie du für mich Dasein kannst, wenn du möchtest. Und umgekehrt natürlich auch‘, ergänzt sie. ‚Ja, lass es uns wagen, ich habe so das Gespür es wird unseren intimen Raum noch getragener machen‘, lächelt er wissend. Sie schmunzelt: ‚Interessant, dein Gespür verschiebt sich von außen zu unserem gemeinsamen inneren Weg.‘ Er lacht frei und weit und überlegt, was sie gerade in Worte gefasst. Sie hat es auf den Punkt gebracht, sein Gespür für Wege verschiebt sich. Statt zu antworten, schaut er sie grinsend an, seine Augen strahlen vor Lebendigkeit. Sie hat seine Antwort in dem Strahlen seiner Augen. ‚Was ein Abenteuer‘, seufzt er wohlig. ‚Ja, was eine Lebensreise und sie ist noch lange nicht an ihrem Ende‘, grinst sie ihn herausfordernd wissend an. ‚So, so so‘, nimmt er ihr herausforderndes Angebot an. ‚Ich freue mich darauf‘, sagt er dann ganz sanft. ‚Ich auch‘, lächelt sie liebevoll. ‚Und jetzt?‘, will er wissen. ‚Gehen wir was zu Essen organisieren, ich habe Hunger!‘, verkündet sie. Es ist schon längst später Nachmittag. Kaum sind sie aus dem Zimmer ertönt der Gong zum Essen. ‚Wow, was für ein Timing!‘, lacht die Piratin, nimmt die Hand des Fährtenlesers und sie gehen zu den anderen in den Speisesaal. 

 

Liebevolles Scheitern - für Menschen die einfach aus sich tief lieben, ist das ein lebenslanges Erfahren und geben sie deshalb auf?

Hm, ja und nein.

Nein und ja, denn es kann sein, wenn sie nicht in ihr eigenes inneres Zuhause finden, ihr Wesen nicht in der Verbindung haben, dass sie verbittern.

War ich schon kurz vor der Verbitterung? Ja in meiner Ehe.

Liebevoll gescheitert - ich bin schon so oft auf diese Weise gescheitert....und weißt du was?

 

Ich werde das weiterhin tun, denn, wenn ich eins weiss, geteilte Liebe aus dem menschlichen Wesen berührt, auch wenn es erst Jahre danach verstanden wird, was es wirklich war. Leider oft erst, wenn es nicht mehr da ist. Doch wie das jeder Mensch für sich wahrnehmen will, ist wiederum das Eingehen des Risikos von liebvollem Scheitern, wenn ich meine Liebe teile. 

:)

 

Ryan Harris - Lifeline

 

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