Je mehr ich über Trauma lerne....desto demütiger lässt es mich vor meinem Körper werden.....

 

'Without understanding trauma, we are more likely to adopt behaviors and beliefs that are negative and unhealthy.
However, when we understand trauma and stress we can act compassionately and take well- informed steps toward wellness.'

 
- Somatic Expierencing



Es gibt  nach Trauma einige 'Seins-zustände' die komplex sind und sich nicht über einen Kamm scheren lassen. 

Das macht diese ganze Sache so komplex und eine 'Behandlung' mit sich mehrmals am Tag vorgesagten Affirmationen löst dabei nichts. 

All diese 'Überlebensfunktionen' dienen zum Überleben und es ist genaugenommen eine sehr gute Sache, niemand sucht sich aus so zu reagieren, das entscheidet das autonome Nervensystem von alleine. 

Kann ich flüchten oder kämpfen habe ich gute Chancen das die 'Schock-energie' nicht in meinem Körper stecken bleibt, doch was wenn das nicht möglich ist und ich in den Freeze gehe, der irgendwann sogar in den Shutdown/Collapse geht?

Was, wenn ich eine langandauernden 'Belastungssituation' augesetzt bin?

Wie reagiert dann mein Körper?

Er wird versuchen mehrere Schutzmechanismen durchzuspielen, die, um zu überleben eine sehr gute Sache sind, doch sie prägt je nach Dauer die sie gebraucht wurden und diese Mechanismen zu verändern braucht es das Verstehen. 

Aus meiner eigenen Erfahrung, bekomm ich diese Verstehen kaum im medizinischen Bereich, seitdem es gibt das große Glück und Psychoedukation steht im Vordergrund. 

Welche andere Formen von Schutzfunktionen gibt es noch?

Es gibt tatsächlich wirklich noch mehr, die leider auch selten erkannt werden als das was sie sind. 

Da wäre einmal:

Attach/cry for help - es ist eine der frühst möglichen Überlebenstratgie, die ein Baby hat. Menschen in diesem Überlebensmodus erleben eine urinstinktive Panikreaktion, dieser 'Schrei nach Hilfe' kommt von einem inneren Ort der Verzweiflung, ist ein Schrei des Überlebens. Was leider bei einem Gegenüber der damit konfrontiert wird genau das Gegenteil auslöst, nämlich auf Distanz gehen, denn diese autonome Nervensystemaktivierung hat nichts mit normalen 'Wohlbehagen' suchen oder Unterstützung suchen zu tun, sie hat eine Qualität von Leben und Tod. Es ist eine sympatische Mobilisation die von anderen als aufdringlich empfunden werden kann. Oft reagiert unser autonomes Nervensystem auf ein anderes unbewusst und wir wundern uns, warum es auf einmal innerlich so unbequem ist, wir sauer werden, wir verärgert sind usw. Das hat damit zu tun, dass wir auf die Energie im anderen reagieren, sozusagen. 

 

 Collapse ( Shutdown )/Submit -  ist eine dorsal vagal Aktivieriung, dass ist der Teil des autonomen Nervensystem der  fürs Todstellen und in Ohnmachtfallen zuständig ist. Neurobiologisch und neurochemisch passieren im Körper so schnell Hormonveränderungen dass das Schmerzempfinden weg ist, 'numb' sozusagen. Endorphine werden ausgeschüttet und haben opiodhafte Wirkung, sie können 'out of body' Erfahrungen bewirken und spielen eine grosse Rolle bei chronischen Depressionsverlaufsformen. Eine erlernte Hilfslosigkeit ist grosses Thema und da die Reaktion auf 'Gefahrreize' nicht mehr vorhanden ist, kann in diesem Status Retraumatisierung schneller stattfinden. In diesem 'matten, schlaffen, energielosen' Sein kann keine sympathische Überlebensenergie mobilisiert werden. Oft zeigt sich dieses chronische 'collapse-submit' auch in  sehr angepasstem und gehorsamen Verhalten und Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen mit hoher Gefahr von sozialer Isolierung. 


Please and appease - eine aktive Überlebensstrategie, das Nervensystem ist sehr eingesimmt auf andere Menschen um sie herum. Durch diese Eingestimmtheit wird alles versucht das Kampfsystem bei anderen nicht zu aktivieren. Das sympatische Nervensytem bietet sozusagen eine 'Show' indem es vorgibt sozial zugewandt zu sein ( vorgetäuschter ventral vagal Status welcher der augeglichene Status des autonomen Nervensystems ist ). Menschen in diesem Überlebensmodus haben eine double consciousness sie versuchen dadurch in sozialen Settings zu überleben und passen sich an egal was, allerdings hat das einen hohen Preis, sie verlieren sich selbst. Ihre Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse werden sozusagen ausradiert. 

Nochmal das Zitat:

'Without understanding trauma, we are more likely to adopt behaviors and beliefs that are negative and unhealthy.
However, when we understand trauma and stress we can act compassionately and take well- informed steps toward wellness.'

 

- Somatic Expierencing

 


An diesem Punkt kommt meine Demut. 

Mein autonomes Nervensystem kennt viele Stadien, auch das switchen von einem zu anderen, irgendwie wird versucht zu regulieren, doch ohne Erfolg und vor einem Jahr wusste ich nicht ob ich es jemals wirklich schaffe aus diesen Schleifen rauszukommen. 

Heute, mit mehr Wissen und mehr Verbindung, tieferer Verbindung zu meinem Körper lerne ich endlich was in mir wirklich abgeht und was ich machen kann um das zu ändern.

 

Zurück in den ventral vagal Weg, dort wo Gesundheit, Balance, soziale Teilhabe möglich ist, in mir ruhend.

 Das geht nur langsam und wohldosiert. 

Ich hatte die Hilfe von aussen eine ganze Phase oder über die Jahre mal immer wieder. Doch der Durchbruch gabs bei mir ( Knackpunkt ) mit EMDR. EMDR hilft mir dabei sehr gut mein ANS zügig zu regulieren, besonders bei Triggern, sowie meine Kreativität und mein unbändiges Wissen wollen. 

Ich weiss,das kann nicht jeder alleine, deshalb holt euch die Hilfe die es braucht und informiert euch selbst, lernt mehr darüber. Auch wenn es euch Angst macht, es ist eine gute Sache was euer Körper da geleistet hat und leistet, doch manchmal braucht es den Knackpunkt um rauszukommen. 

Wären wir bei dem Impuls gestern. 

Knackpunkte sind selten schön, sie tun oft sch**** weh, sie berühren etwas das jahrelang verschüttet war und sich jetzt auf einem meldet, ist doch klar dass dies weht tut, Wut aktiviert usw.....doch Knackpunkte können was wunderbares sein, das zwar oft erst im Nachhinein gesehen wird, doch ist tief innen das Bedürfnis da, wirklich einen Unterschied für sich machen zu wollen, dann passiert etwas in dir. 

Dein Körper wird alles daran setzen dich wieder zurückzuholen, ihn anzunehmen, wertzuschätzen für das was er leistet, wie er dich geschützt hat. 



Integration ist in Wellen, immer dann, wenn dein Körper spürt du bist bereit und hast die Ressourcen dazu.

 

Es ist ein mutig wagen, es sind Experimente ja, es sind kleine Meilensteine, doch sie sind so wichtig!

Mircomoments.....einen nach dem anderen....


 
Bis zu wieder in deinem Inneren, dein wahres Wesen, deinen menschlichen Kern spüren kannst. 
Das ist wunderschön!
 


Es kommt diese Spielfreude zurück, auch wenn phasenweise dann wieder Integration ansteht, es wird ein schnelleres wieder zurückfinden in dieses Sein werden.

Und mit jedem Micromoment in meinem ventral-vagal Sein beginnt etwas ganz wichtiges in mir selbst, ich beginne die Sicherheit in mir aufzubauen die vielleicht noch nie da war oder nur ganz klitzeklein ansatzweise.



Und aus diesem in sich SICHER-SEIN beginnt ein neues Wachstum, ich spüre meine eigenen Essenzen, die solange gut geschützt wurden, die dürfen sich jetzt zeigen, frei und weit.


 


Bin ich so mutig und gehe diesen Weg, darf dabei wachsen, nennt sich das Posttraumatic Growth.

Aus Knackpunkten wurde das Beste gemacht und immer wieder. 

Knackpunkte sind die 'Helfer' auf der Spur sich selbst zu entdecken und Schutzhüllen aufbrechen zu lassen, ich bin für alle meine Knackpunkte sehr sehr dankbar, auch wenn sie teils sehr sehr schmerzhaft waren und manche immer noch pieksen.


Denn eins ist für mich klar, ich möchte leben, nicht nur überleben!

Bunt, ganz sein, anstatt ge-spalten.



Meine Jahrescollage 2020 hat das als Thema: Eins sein mit meinem Körper, mein Körper hat alles daran gesetzt das tiefer und tiefer zu erfahren und es zuzulassen.






 Ich wünsche dir, wenn du betroffen bist, 
die Wege die es braucht und die Menschen,
 die dir Raum geben mit tiefem Verstehen, 
die dasein wollen und dich in deinem Weg gehen begleiten, 
allerdings geht das nur, 
wenn du bereit bist dich selbst auf den Weg zu machen, 
mit deiner ganzen Verantwortung für dich selbst und dir selbst ein Freund bist.

 

 

 

Das ist im Prinzip eine Teil-Antwort auf den Impuls von gestern mit dem Zusatz:
Knackpunkte hatte ich schon soviele in meinem Leben, das ich sie gar nicht alle zählen kann. Eins haben sie gemeinsam, sie taten selten gut und meistens sehr weh. Doch ich bin für jeden davon sehr dankbar. Ohne diese wäre ich nicht hier wo ich jetzt bin. Nach schmerzhaften wirklich entmutigenden Knackpunkte war oft eine Phase mit Depressionen bis irgendwann etwas in mir Kampfgeist eintwickelt hat, das hat mich jedesmal wieder aufstehen lassen und immer wieder wagen lassen. Heute lebe ich Knackpunkte bewusster, sie  pieksen zwar jedes Mal, doch ich sehe das Potenzial darin schneller und fokusiere darauf. Sie helfen mir meine Schutzhüllen aufzubrechen und freier und offener zu leben. Freudvoller, humorvoller und für mich gut einstehen zu können, gesunde Grenzen setzen zu können und mir selbst wichtig sein. Daraus gibt es mir die Möglichkeit freiwillig für andere daseinzuwollen. Ohne Knackpunkte wäre mein Leben sehr oed und kein Leben, kein Wachsen, kein Wundern, kein Lernen. Nur mit Knackpunkte kann ich wachsen und lebendig sein.
 
Schöner Wochenstart :)

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