Selbstschutz vs. Distanziertes Sein - Empahtie vs. Compassion





Menschen mit einem autonomen Nervensystem, dass sehr schnell in die Überlebensfunktion switched, 

wirken anders, 

leben anders, 

gehen anders durch Leben, 

wie ein Mensch, der noch /nicht lange in seiner Überlebensfunktionen leben musste oder steckenblieb. 

Da das Thema sehr komplex ist und es sehr tief gehen kann um diese ganze Komplexität zu verstehen, werde ich mich heute auf das Wesentliche konzentieren, wo ich hin will und was meine Intention ist.

Ich werde aus meiner Ich-Perpsektive sprechen. 

Ich werde oft am Anfang von Kontaktpunkten als distanziert und unterkühlt wahrgenommen. 

Solche Aussagen über mich, kann ich als verletzend empfinden und ich bin mir sicher im Lebensverlauf hab ich das teils auch so empfunden. 

Und jetzt nicht mehr?

Nein, denn ich weiss was es ist, und es hat nichts mit Arroganz oder Gefühlskälte zu tun. 

Es ist mein Selbstschutz, der seinen sehr guten Sinn hat und ihn auch erfüllt. 

Was bringt er mir?

Er macht mich nicht von Anfang an verletztlich, wenn ich in den Erstkontakt mit Menschen trete, ich brauche erstmal für mich Abklären wie die Qualität des Kontaktes ist. 

Mein ANS scannt den Raum und die Menschen um mich ( unbewusst ) und je nach Endergebnis wird es ein Öffnen oder es bleibt ein Sein in der Distanz. 

Selbstschutz heisst auch, selbst wenn da mal Öffnung war, kann es jederzeit in die  Distanz gehen, allerdings lebe ich das wirklich nur, wenn es keine andere Wahl gibt und es um meinen Wert sowie Achtung geht. 

Dieses skeptische Sein kann sich unangenehm anfühlen für andere, doch ich finde es ist ein guter Weg für Menschen, die eine gewisse Sicherheit im Raum brauchen um sich zu öffnen, vorallem mit Vorerfahrungen die prägend waren.

Mein ANS merkt übrigens recht schnell, wo es ein 'OKAY!' gibt und wo es ein 'hm, mal abwarten' bleibt. 

'Gut feeling' wie es auf englisch heisst, kommt aus unserem ANS, das Unstimmigkeiten sofort erspürt. 

Lange habe ich darauf nicht vertraut und die Erfahrung danach war teils sehr schmerzhaft. 

Es sind nicht alle Menschen in der Begegnung wohlgesinnt, viele haben nur ihren Vorteil im Sinn oder verfolgen einen Zweck. 

Wer das leben möchte, es ist vollkommen okay, doch für einen erfüllenden zwischenmenschlichen Kontakt reicht mir das nicht und ist nicht meine Intention, wenn ich mit Menschen in Kontakt gehe. 

Deshalb ist ein gewisser Selbstschutz für Menschen mit traumatisiertem Körper und reak-tiver-em ANS wichtig. 

Meine persönliche Erfahrung.

Zu diesem Thema kommt auch mit rein, dieses Bedürfnis authentisch sein zu können und auch Nein-Sagen zu dürfen. 

Darf jemand das natürlich entwickeln, Authentizität und klares schuldgefühlfreies Nein-sagen, dann wird klar gewählt wo Offenheit gelebt wird und wo distanziert wird. 

Für diese Menschen gibt es die Frage nicht, warum das nicht okay ist. 

Sie leben es einfach, weil es ein natürlicher Entwicklungsprozess in ihrem Wachsen war und sie den Raum dazu bekamen. 

Ich habe beruflich mit der Altersgruppe 3-4 Jahre zu tun, ein Entwicklungsbaustein ist da: Nein Sagen, Nein ausdrücken, eigener Wille ausdrücken, auch Trotzen gehört dazu.

 Es ist ein Baustein, der ist wichtig. Doch oft wird dieser nicht ganz so entwicklet wie er sollte, was im späteren Leben zwar einen sehr angepassten Menschen macht, doch was ist mit seiner mentalen Gesundheit?

Dr. Gabor Maté bringt das auf den Punkt: Wir haben alle das Bestreben nach Authentizität und genauso brauchen wir Attachment, die menschliche Verbindung zum anderen. 

Ohne die menschliche Verbindung kann ein Kind nicht überleben. 

Er erklärt das in seinen Präsentationen so: 

Was wählt ein Kind unbewusst, wenn es keine Wahl hat?

Authentizität oder die Verbindung?

Es will überleben, deshalb wählt sein kleiner Körper unbewusst die Verbindung/Attachment, zum Preis der Aufgabe der Authentizität. 

Und jedes Mal,wenn es seine Authentizität zum Ausdruck bringen will, bekommt es ein schlechtes Gewissen, fühlt sich schuldig es zu tun. 

Dieser Schuldmechanismus ist eine gute Schutzfunktion in dem Moment wo es gebraucht wird, leider bleibt diese Schutzfunktion bestehen im weiteren Leben. 

Er erschwert Selbstfürsorge sowie den Selbstschutz. Das 'Bauchgefühl' wird überhört, nicht mehr wahrngenommen, denn das würde bedeuten ich müsste mich authentisch mit einem klaren Nein oder Stopp behaupten, welches durch den Schuldmechanismus behindert wird. 

Dieser Mechanismus passt je älter man wird nicht mehr, da die Situation jetzt eine andere ist wie in der Kindheit und führt zu Kompromissen im Leben die ungesund sind. 

Deshalb ist für mich Selbstschutz ein wichtiger Punkt, um erspüren zu können, was auf mich zukommt, damit ich meine Authentizität wahren kann und meiner Verletzlichkeit einen gewissen Schutz zu geben.

Das mein ANS anders tickt, spüren natürlich auch Menschen um mich herum, da unsere autonomen Nervensysteme aufeinander reagieren, interagieren, kommunzieren, unbewusst und immer. 

 

 

 

Das führt mich zum nächsten Thema Empathie und Compassion.

Auf Deutsch ist die Unterscheidung etwas schwierig, doch wenn man auf den kleinen Wortunterschied  am Ende der Übersetzung achtet, wird es klar, dass es zwei Dinge sind, die einen recht grossen Unterschied aufweisen. 

Ich werde das auch noch mit der PVT etwas vertiefen. 

Empathie wird oft mit Mitgefühl übersetzt, doch auf englisch wird darunter eher Mitleiden verstanden. 

Compassion bekommt  auf deutsch eher die Bedeutung von einem menschlichem ( tiefem ) Verstehen haben für andere ihr Leid.  Barmherzigkeit oder Mitgefühl bietet das Übersetzunglexikon.

Was ist da jetzt der Unterschied?

Aus der Polyvagaltheorie-sichtweise, aber auch aus anderen Forschungen ist mittlerweile bekannt, dass empathy eine Stressaktivierung im ANS auslöst, es ist nicht die ganze Survivalreaktion, doch, der Stress im anderen ( Schmerz, Verlust )  löst das genauso in mir aus, im Prinzip ist es ein Mitleiden, ich bin sympathisch aktiviert. 

Compassion oder auf deutsch Mitgefühl/Barmherzigkeit, lässt mich in meinem ventral vagal Bereich sein, dort bleiben und aus diesem selbst gut regulierten Sein, anderen Verstehen und Raum geben. 

Das diese Qualitätsunterschiede auch verschiedene Auswirkungen haben ist klar. 

Um das nochmal etwas zu verdeutlichen hab ich ein Zitat aus einem Textausschnitt, der das besser auf den Punkt bringt wie ich es wahrscheinlich könnte: 

'I propose a model that emphasizes the dependence of compassion on a vagal-mediated state that supports feelings of safety, which enable feeling one's own bodily responses at a given time, while acknowledging the bodily experiences of another person. The emphasis on shifting physiological state via vagal mechanisms to expierence compassion is consistent with the historic use of rituals in contemplative training. 

Since compassion depends on a vagal-mediated physiological state, it may be separated from other subjective experiencess that have a different physiological substrate. For example, although empathy is frequently assumed to be interchangeable with compassion, the physiological state associated with empathy may differ from the physiological state associated with compassion. Empathy is frequently operationally defined as feeling someone else's pain of negative emotion ( e.g.,Decety & Ickes, 2009 ). If we deconstruct empathy from a neurobiological perspective, empathy should be associated with the activation of the sympathetic nervous system. This would occur because the autonomic response to pain is characterized by a withdrawal of vagal influences and an activation of the sympathetic nervous system.

If compassion is associated with a calm vagal state, it would promote a physiological state asssociated with "safety of self" that projects calmness and acceptance towards the other. (....)

The physiological state mediated by vagal pathways is not equivalent to compassion. Rather, it is a state das promotes or facilitates feelings of safety, positive feelings toward others ( e.g., Stellar et al., 2015 ), connectedness, and the potential to respect both the suffering and joy of others ( e.g., Kok& Fredrickson, 2010 ) (.....)

A cornerstone to compassion is respecting the individual's capacity to experience their own pain. By respecting the individual's capacity to experience pain, compassion functionally allows the individual to have their experiences "witnessed" by another without hurting the other, by empathically sharing their pain and activating the defensive sympathetic nervous system in the other. This allows the pain to be expressed without fear of negative evaluation or the potential shame that emerges from evaluation. Compassion allows and respects the other's right to "own" their experiences. This respect of the other in itself contributes to the healing process by empowering the other and not subjugating or dimishing the value of the person's experiences of pain or loss. Compassion functionally allows one who has lost or is suffering not to be defensive about the loss and not to experience shame for the loss. If we attempt to fix the problem without sucessfully expressing compassion, the intervention will disrupt the individual's process of expression by triggering behavioral and physiological state, which is characterized by a withdrawal of vagal influences and activation of the sympathetic nervous system. Thus, compassion relies on a "neural" platform that enables an individual to maintain an expres a physiological state of safety when confronted with the pain and suffering of others.'


- Vagal Pathways: Portal to Compassion, Stephen W. Porges


Noch auf deutsch kurz zusammengefasst:

Empathie hat die Qualität des Mitleidens, aufgrund von Aktivierung einer sympathischen Reaktion die auf Schmerz/Verlust eine natürliche Antwort des ANS ist und eher eine Abwehrhaltung in dem Leidenen auslösen kann sowie Scham aktivieren. 

Compassion ist aus einem ventral vagal Verankertsein und lässt den anderen in seinem Schmerz, wird sozusagen als ruhiger 'Zeuge' des Geschehens ohne Aktivierung von Abwehr und Scham in dem Btroffenen. Compassion zeichnet sich auch aus, in der Haltung des Verstehens sowie das Zutrauen , der Andere kann seinen Schmerz/Verlust aushalten und  behält sein Recht auf ' seinen eigenen Schmerz'. In diesem compassionate Raum, entsteht die Möglichkeit des Ausdrucks des Schmerzes/Verlustes ohne, dass es  Scham oder negativer Bewertung unterliegt.

Das wertungsfreie Ausdrücken können ist sehr wichtig für den Heilungsprozess.

Ich wähle für mich Compassion, ich werde nicht mitleiden, denn ich traue dem anderen zu, fähig zu sein, den eigenen Schmerz ausdrücken zu können. Diesen  Raum dazu,  kann ich erschaffen durch meine Compassion.






Ich wünsche dir/euch einen sehr guten Donnerstag :)



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