Was macht ein ANS, wenn.....
etwas eintrifft, das nicht gleich Klärung oder Er-lösung des Wartens bringt?
Was ich damit meine?
Das kann sein: akuter Notfall im nahen Umfeld, Arbeitsplatzverlust durch Corona und nicht wissen wie es weitergeht, sich langziehende Scheidungen, nicht heilbare chronische Krankheiten die zwangsläufig zum Tod führen, Naturkatastrophen die alles nehmen usw....
Ihr versteht wo ich hin möchte ?
All diese belastende Sachen, die unser Körper in eine Achtstellung bringen, die Situation um uns bewirkt, dass unser ANS
'wachsein' lässt, die Gefahrzeichen größer sind als die Sicherheitszeichen, aufgrund von Unklarheit, Ungewissheit, Bedrohung, Existenzverlust usw....
Wer schon mal einen Schock erlebt hat, kann sich vielleicht noch erinnern was innerlich passiert.
Alles fühlt sich unwirklich um einem herum an,
Zeit, Raum und alles was unwichtig ist verliert den Fokus.
Oft ist es ein innerlich leer und fassungs-los.
Halt ist weg - schwebend.
Manche können dann zwar noch ganz gut agieren und handeln, doch es findet ziemlich automatisiert statt.
Es wird das getan, was nötig und wichtig ist. Interessanterweise geht das ganz gut.
Lässt der Schock nach, kann es sein, dass langsam realisiert wird, was da gerade auf einem eingestürzt ist, es kommt zu Schutzfunktionen, die, je nach Stärke, unser ANS reagieren lassen. Welche Tendenz jeder einzelne hat ist sehr unterschiedlich.
Es kann in den 'Energie-mobilisierungs-bereich' gehen, Flucht oder Kampf ( rechte Seite des Bildes )
Oder ganz nach unten in den 'energielosen-Bereich' abfallen unsere letzte Option ( rechtes Seite des Bildes ), Freeze, Shutdown, Kollaps, Dissoziation.
Kommt es danach zur Klärung oder es gibt gute Aussichten, dass sich dieser hohe Stress bald legt, findet mein ANS wieder zurück in die gute Regulation.
Was, allerdings, wenn diese hohen Spannungssituationen lang anhaltet?
Welche Mechanismen findet das ANS dann?
Das ist auch wieder sehr unterschiedlich und hängt von der eigenen Lebensgeschichte ab.
Auf jeden Fall bleibt es Milimeterarbeit, immer wieder zu versuchen, etwas in die gute Regulation zu kommen, um aufzutanken, Kraft zu sammeln.
Denn mein ANS weiss, es ist ein Spagat, der fordert, der unsere menschliche Verletzlichkeit so präsent werden lässt, dass es unsere ganze Achtsamkeit und Selbstfürsorge braucht, diese Phasen einigermaßen gut zu durchleben.
Es ist ein Wechselbad von Widerstand und Ergeben, es ist das, langsam lernen anzunehmen was ist und das Beste daraus zu machen.
Was leider, wenn es sehr lange andauert, so kraftzehrend sein kann, bis es im totalen KO landet,
Burn-out auf allen Ebenen.
Was macht mein ANS dann in so einer langanhaltenden Ungewissheit und hohen Spannung?
Es versucht zu regulieren.
Wie kann ein ANS regulieren, wenn die Schwere ganz präsent da ist ?
Indem ich es verstehe, sozusagen die ANGST vor körperlichen Reaktionen rausnehme und dann dem Wellengang seinen Raum gebe.
Unser ANS reguliert in Wellen.
Das heißt, selbst ganz kleine Mikromomente einer Ressource, kurze Momente des Reflektierens, mit jemanden reden, usw... hilft mir den Ressourcenraum ventral vagal anzuzapfen, dort wo es uns allen gut geht und wir gut reguliert sind.
Um gut zu mir zu sein, mich selbst nicht zu verurteilen, dass ich an bestimmten Punkten im Verlauf doch wieder im KO gelandet bin.
Mir die Zeit gebe, mich langsam in die Ergebung zu begegeben, um damit die Chance eröffne, meine ventrale Kraft mitreinzuholen und wieder hinauszuklettern.
Manche Lebensumstände haben leider diese Dynamik und egal wie sehr wir uns dagegen wehren wollen, unser ANS wählt die Wege mit denen es uns am besten schützt.
Ich für mich, wähle mittlerweile den Wellengang bewusst.
Warum?
Weil so Traumaheilung stattfindet und weil ich so am Besten mit meiner Vulnerabilität umgehen kann.
Ich kann viel aushalten, aber irgendwann ist für mich ein Punkt da, wo ich in den Shutdown gehe.
Diesen sehe ich durch all mein Kennenlernen meines ANS als 'Wohltat', für eine kurze Zeit dort zu sein, allerdings, wenn ich wirklich wieder Kraft sammeln will, brauche ich meine ventrale Verankerung.
Die kommt mit rein, sobald ich reflektiere, wo ich mich in meinem ANS befinde oder auch mit jemanden darüber rede wie es mir geht, Tagebuch schreiben usw, alles was REFLEKTION hat, um bewusst zu werden: Oh, da bin ich gelandet.
Je besser ich mein ANS verstehe, je stärker bin ich und kann flexibler mit den herausfordernden Situationen im Leben umgehen - je resilienter werde ich.
Ich gehe zur Zeit wieder durch so eine 'Resilienz-trainingsphase', und ich gebe mir die Erlaubnis mit meinem ANS freundlich umzugehen, so wie es das braucht.
Und mit Wellengang mein ich nicht irgendwelche Krankheitsverläufe, sondern ein natürliches Sein unseres ANS.
Tiere schütteln sich nach einem Schockerlebnis ( z.B. sie wurden gejagt ), das ist ein wellenartiges Bewegen der Muskeln.
Wir Menschen können das auch erleben, und ein klares Zeichen ist, unser ANS versucht zu regulieren.
Wenn ich krank bin und auf dem Weg der Heilung, hab ich phasenweise Energie und dann bin ich wieder schlapp, das ist unser Körper der wellenartig alles gibt, wieder in die Kraft zu kommen.
Wir sind keine lineare Wesen, wie das so oft vereinfacht dargestellt wird.
Ziel ist immer wieder gut reguliert zu sein.
Und, wenn es alleine zu schwer ist, hol dir Hilfe.
Nutze die Co-Regulation, durch andere Menschen um dich herum, auch wieder dorthin zu kommen.
Ich habe mein soziales Netz und dafür bin ich sehr dankbar, welches mir gerade jetzt, sehr hilft in eine gute Regulation zu kommen und zu bleiben, stärker zu werden und die wieder zu halten.
Ich wünsche dir/euch einen schönen Abend mit gutem reguliertem ANS-Raum :)
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