Das tiefeste innere Zuhause eines Menschen ~ wave to be ~
Das tiefste Zuhause in einem Menschen
Es ist keiner im Stall, deshalb satteln die Schöpferin und der Schöpfer die Pferde selbst. Isabell und Funke sind in kurzer Zeit gesattelt und bereit. Isabell ist etwas unruhig und die Schöpferin beruhigt sie mit dem sanften ‚Shhhh‘. ‚Vorfreude oder hat sie was im Gespür?‘, möchte der Schöpfer von ihr wissen. ‚Vorfreude‘, lächelt die Schöpferin. ‚Na, dann mal los‘, führen sie die Pferde aus dem Stall und steigen auf. Es tut gut auf Isabell zu sein. Ihr Bewegungsrhythmus geht auf die Schöpferin über und sie lässt sich tragen. Sich tragen lassen huscht ihr durchs Sein. Der Satz wird weit in ihr, füllt ihren inneren Raum und sie atmet tief aus. ‚Alles gut?‘, will der Schöpfer wissen. ‚Ja‘, lächelt sie ihn sanft an. Er kann die zunehmende Entspannung in ihrem Gesicht ablesen und etwas in ihm wird auch lockerer. Hat er angespannt? Das findet er interessant. ‚Weißt du was mich fasziniert?‘ möchte er es mit ihr teilen. ‚Was?‘, schaut sie ihn offen an. ‚Gehst du durch eine Welle, berührt mich das auch‘, beginnt er Worte dafür zu finden. Sie atmet erneut tief aus und nickt, das weiss sie, sie würde es gern anders haben, doch das ist der Effekt im Nahsein. ‚Tut mir leid, wenn es dich auch mitnimmt‘, setzt sie an. ‚Hey! Nein, so war das nicht gemeint!‘, unterbindet er gleich die Richtung, wo sie hin will. ‚Es tut mir leid, wenn ich dir damit das Gefühl gebe, du bist zu viel‘, schaut er sie liebevoll an. Sie nickt dankend. Dieser Satz berührt sie tiefer wie erwartet, sie lässt es in sich stehen und hört dem Schöpfer aufmerksam zu. ‚Was ich sagen wollte, oder ich versuche in Worte zu fassen, wenn du durch eine Welle gehst, will ich für dich Dasein, doch mein System richtet sich aus‘, wirkt er noch nicht zufrieden mit den Worten, doch besser kann er es aktuell nicht ausdrücken. ‚Hm, ich verstehe, ich glaube du möchtest sagen, es ist in deiner Kraft bleiben, doch ist das in der Kraft sein nicht wie sonst in sich ruhend, sondern es braucht bewusst gewählt in der Kraft bleibend, denn die Überlebensenergie ist präsent im Raum‘, teilt sie ihre Resonanz. ‚Ja, genau! Danke für deine Unterstützung, manches kommt einfach nicht so in Worte wie ich es möchte‘, grinst er. Sie lächelt in liebevoll an und spürt das bedrückt ihn etwas. ‚Sehr gerne, und du brauchst dich auch nicht unfähig zu fühlen, wenn es nicht so in die Worte findet‘, schaut sie ihn weiterhin an. ‚Hm, ja, das ist nicht immer einfach‘, bekennt er. ‚Deine Präsenz ist viel wichtiger und sie trägt den Raum in dem Moment der Welle, lieber Schöpfer‘, ergänzt sie. ‚Der Weg der Würde ist ein kein einfacher, wenn mir das jemand vor unserer Begegnung erzählt hätte, ich hätte ungläubig gelacht‘, grinst er weiterhin. Sie lacht frei und weit und ein Schmunzeln ist auf ihrem Gesicht zu sehen. ‚Was ein Weg und er ist noch lange nicht zu Ende‘, lächelt er nun. ‚Ja, danke fürs Bleiben‘, sagt sie sichtlich berührt. ‚Danke fürs Mitgehen‘, antwortet er. ‚Die Würde ist das tiefste Zuhause eines Menschen, oder?‘, stellt sie die Frage in den Raum. Es herrscht kurze Stille, sie reiten Richtung Dünen und der Wind weht ihnen durch die Haare. Das Meer rauscht im Hintergrund und die Möwen sind von weitem zu hören. ‚Ja, die Würde eines Menschen ist das tiefste Zuhause in einem‘, bestätigt der Schöpfer. ‚Daraus lebend berührt‘, setzt er fort. ‚Ja das tut es, ob ich es möchte oder nicht‘, setzt sie fort. ‚Warum ist bisher keiner geblieben?‘, will er wissen. Die Schöpferin ist etwas überrumpelt und kann erst gar nichts sagen. Der Schöpfer spürt es und er fragt sich innerlich, ob die Frage wirklich seine Zeit hatte. ‚Ich kann es dir nicht sagen, ich habe eine ungefähre Ahnung, doch genaues?‘, spürt die Schöpferin einen sehr alten Schmerz. ‚Bist du deshalb segeln?‘, fragt er weiter. ‚Hm, vielleicht, keine Chance hier‘, bekennt sie ehrlich. Er lacht und meint: ‚Wundern tut es mich nicht.‘ Sie seufzt tief und antwortet: ‚Beantwortet das deine Frage?‘ ‚Hm, nicht ganz, doch ich habe so ein Gespür die Antwort wird sich noch finden‘, sagt er etwas schelmisch. ‚Warum möchtest du sie wissen?‘, will sie nun selbst wissen. ‚Weil ich spüre, da ist eine Wunde in dir, die damit zu tun hat‘, antwortet er direkt. ‚Oh, wow!‘, atmet sie scharf ein und spürt sofort einen Schmerz zwischen ihren Schulterblättern. ‚Jackpot?‘, schaut er sie fragend an, er weiss er fordert sie gerade heraus, doch er spürt instinktiv es hat jetzt seine Zeit, wenn nicht jetzt wann dann? ‚Du forderst mich heraus in meinen Schmerz zu gehen?‘, ist sie auch direkt. ‚Naja, wenn du es so willst, irgendwie schon, ohne böse oder argwöhnische Absichten, ich spüre nur es hat seine Zeit und es braucht das Sehen dessen, um diese tiefe Würde in unserem Raum leben zu können‘, ist er mutig im Antworten. ‚Wow, so direkt nah dran waren wir noch nicht, oder besser so offen haben wir noch nicht über Wunden gesprochen‘, ist sie erstaunt. ‚Zeugt von einem tiefen Vertrauen, ich tue das nicht gerne und ich hätte es auch gerne umgangen, doch es geht nicht‘, seufzt nun auch er. ‚Es ist okay, und es stimmt, sie ist da, die Wunde, sie bricht zwar nicht mehr oft auf, doch unterschwellig schon?‘, schaut sie ihn fragend an. ‚Ja, unterschwellig kann ich sie spüren‘, nickt er ihr zu. Sie atmet tief ein und aus, warte auf die Welle innerlich. ‚Darf ich dazu was sagen?‘, setzt er vorsichtig an. ‚Ja, gern‘, nickt sie ihm zu. ‚Der Weg der Würde ist unbequem und herausfordernd. Solche Wege mögen die wenigsten gehen‘, pausiert er. ‚Hm, kann sein‘, lässt sie die Worte zwischen sich stehen. ‚Ich werde diesen Weg nicht gehen, wenn es keinen tiefen Grund dafür gibt‘, redet er weiter. Sie nickt und hört zu. ‚In deinem Raum zu sein, fordert auf‘, schaut er sie an und beobachtet genau ihre Körpersprache. ‚Entweder ich höre das Calling oder ich renne weg‘, bringt er es prompt auf den direkten Punkt. Das erstaunt sie so, dass sie laut lachen muss. Er atmet innerlich auf, sie versteht es, tiefer als sie es selbst aktuell wahrnimmt. ‚Entweder ich nehme das Calling an, weil ich es genauso in mir spüre oder ich nehme den schnellsten Weg AUS deinem Raum‘, wiederholt er es bewusst langsam. ‚Du hast das Calling‘, antwortet sie auf den Punkt. ‚Ja‘, ist seine klare kraftvolle präsente Antwort hinter dem sein ganzes menschliches Sein und Würde steht, es lässt keine Zweifel zu, ein 100% Ja für diesen Weg. ‚Wow, ich habe eine Gänsehaut‘, schüttelt sie sich etwas aus berührt sein. Er lacht und grinst. ‚Das heißt, ich gehe nicht, ich bleibe‘, sagt er die Worte bewusst langsam und schaut die Schöpferin ganz tief an. ‚Ich bleibe‘, wiederholt er nochmal. Die Schöpferin schaut ihn ebenfalls tief an und die Tränen beginnen ihr über die Wangen zu laufen. ‚Ich bleibe und egal wie viele Wellen noch kommen, bis wir diesen Raum der Würde ganz entfaltet zusammen leben können, ich gehe mit dir und bleibe‘, sagt er die Worte bewusst ruhig und sanft. Sie ist so tief berührt und kann nur mit dem Kopf nicken. In ihr beginnt die Wunde sich zu verändern. Aus ihrem Schmerz beginnt etwas zu wachsen, eine wunderschöne Blume, die sich langsam Stück für Stück entfaltet, sie erfüllt und sich mit ihrem ganzen Sein verbindet. Der letzte Schritt vor dem Raum des tiefsten Zuhauses ist somit vollbracht. Am liebsten würde er die Pferde anhalten und sie umarmen, doch sein Instinkt hat einen anderen Impuls. Er gibt ihr den Raum, diese Wunde in sich von selbst zu wandeln, in etwas tief tragendes lebendiges. So tief in sich war er bisher auch noch nicht mit sich selbst verbunden und er spürt in ihm fängt ebenfalls eine Wunde an sich zu wandeln, er kann sie zwar noch nicht benennen, doch er lässt es zu. Isabell hat die Veränderung gemerkt und verlangsamt ihr Tempo, steuert zielstrebig auf das Meer zu und der Schöpfer gibt Funke freie Zügel zu folgen. Die Schöpferin spürt die Kraft aus ihrem gemeinsamen Raum und lässt diesen inneren Prozess der Wandlung geschehen, es braucht keine Worte dafür, es ist tief spürbar. Kurz vor dem Meer wiehert Isabell und dann geht sie in einen rasanten Galopp über, die Schöpferin wusste es kommt, der Schöpfer nicht, und er hat anfangs Mühe auf Funke zu bleiben. Isabell lässt ihre ganze Kraft in die Bewegung fließen und die Schöpferin fließt mit der Bewegung. Diese neue freigesetzte Kraft aus dem tiefsten Zuhause wird sich die nächste Zeit zeigen, Schritt für Schritt. Sie brauchen sie, um in der Welt um sich herum bestehen zu können und ihren gemeinsamen Raum der Kraft zu schützen. Auch wenn er sich in Prinzip selbst schützt, ist ein gewisser Schutz in der Gesellschaft notwendig. Würdevolle Räume werden nicht überall gut angenommen oder gesehen. Sie stellen in Frage, sie wirken ohne Worte. Die Reaktionen darauf können herausfordern, doch er spürt ganz klar: ihr Raum ist in sich tragend, kraftvoll weit und trägt sie beide in den Momenten der Herausforderungen. Eine Dankbarkeit durchflutet ihn und diese Dankbarkeit umhüllt ihn ganz. Gleichzeitig spürt er einen inneren Frieden mit sich und seinem Dasein. Er ist in seinem tiefsten Zuhause angekommen – seiner eigenen menschlichen Würde und daraus wird er leben – ganz – bewusst gewählt und diese Wahl ist zweifelsfrei. Langsam wird Isabell langsamer und lässt ihren Galopp sanft in ein Traben auslaufen, bis sie stehen bleibt, ihren Kopf schüttelt gefolgt von einem lauten Wiehern und wohligen Schnauben. Die Schöpferin sitzt frei und weit lachend auf ihr und ihre Lebendigkeit hat nochmal zugenommen – sie strahlt aus sich eine Lebendigkeit aus, die so schnell nichts aus der Bahn wirft. Sie hat ihre Wahl genauso getroffen wie er: aus ihrem tiefsten Zuhause zu leben – ihrer eigenen menschlichen Würde. Daran wird sich der weitere Weg ausrichten und daraus entfalten. Für das Leben, für die Menschen darin und für neue Wege. ‚Wow!‘, sagt der Schöpfer etwas außer Atem vor Faszination was gerade gewandelt hat. ‚Ja, wow!‘, atmet sie tief weit aus, lenkt Isabell seitlich neben Funke und beugt sich zum Schöpfer, um ihn zu küssen. ‚Danke‘, sagt sie danach und ihre Augen funkeln leuchtend – eine neue Lebensenergie wurde in ihr freigesetzt, die sich nicht mehr einengen oder einsperren lässt, die lebendig in ihr ruht und sanft belebt.
‚Lass uns leben, liebe Schöpferin‘, lächelt er sie liebevoll an. ‚Lass uns leben, lieber Schöpfer‘, lächelt sie liebevoll zurück. ‚Ich kann dem Leben gar nicht genug danke für unsere Wege und dein Bleiben‘, sagt sie sanft. ‚Das Leben hat seinen Job getan, jetzt liegt es an uns, daraus das Beste zu machen und zu leben‘, berührt er ihre Wange mit seiner Hand. Sie legt ihren Kopf in seine Hand und legt ihre Hand auf seine. ‚Ja, und ich bin mehr als bereit, mein tiefstes inneres Zuhause hat so lange gewartet‘, antwortet sie sanft. ‚Ich weiss‘, schaut er sie an. Isabell wiehert erneut und beide lachen. ‚Sie hat das letzte Wort‘, meint der Schöpfer lachend. ‚Ja und Funke lässt ihr den Raum‘, nun lachen sie noch mehr. ‚Komm, wir reiten noch etwas am Meer entlang, in einem ruhigen Tempo‘, grinst er. Sie lacht und sagt: ‚Einverstanden, genug Tempo?‘ ‚Ja, genug Tempo, was jetzt entsteht aus unserem Raum hat seine eigene ruhig lebendige Geschwindigkeit‘, antwortet er. ‚Ja, das hat es und das darf es, endlich‘, seufzt sie entspannt. ‚Ich liebe es dich entspannen zu sehen‘, grinst er. ‚So so!‘, schmunzelt sie ihn an. ‚Solltest du öfter leben‘, neckt er sie. ‚Hahaha, ich gebe mein Bestes‘, macht sie ihm ein Petzauge. ‚Gut, dann hätten wir das geklärt‘, treibt der Schöpfer Funke an, der erst etwas zögert, doch dann bereitwillig die Führung übernimmt und Isabell diesmal folgt. Funke ist damit so überrascht, dass er nun wiehert und Isabell ihm antwortet. Die Schöpferin und der Schöpfer schauen sich wissend an, diesmal lachen sie allerdings nicht, denn das ist auch für Funke eine sehr wertvolle Erfahrung und Isabell genießt die Führung.
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